Orcel beißt auf Granit
Unicredit
Orcel beißt
auf Granit
Von Gerhard Bläske
Mit der schrittweisen Aufstockung der Anteile an der Commerzbank, der Beteiligung an der Generali und dem Übernahmeangebot für Italiens drittgrößte Bank BPM hat Unicredit-CEO Andrea Orcel Freund und Feind überrascht. Doch nun steckt er fest. Vor allem der massive Widerstand Roms gegen die BPM-Übernahme dürfte ihn überraschen. Noch nie hat eine italienische Regierung so strenge Bedingungen für ein inneritalienisches Akquisitionsvorhaben im Bankensektor gestellt.
Orcel hat unterschätzt, dass Rom es ihm übel nimmt, die Monte dei Paschi verschmäht zu haben. Außerdem hat der Unicredit-Chef mit der Offerte für die BPM die Pläne der Regierung durchkreuzt, eine dritte große Bankengruppe um BPM und Monte dei Paschi zu schaffen.
Orcel hat die Finanzmarktaufsicht Consob gebeten, das bis zum 23. Juni laufende BPM-Übernahmeangebot auszusetzen. Die Bedingungen dafür hätten sich geändert. Das stimmt. Rom verlangt, dass sich die Unicredit verpflichtet, das Volumen der italienischen Staatstitel des zu BPM gehörenden Vermögensverwalters Anima nicht zu reduzieren, die Kreditvergabe nicht zu senken und sich bis zum 18. Januar 2026 aus Russland zurückzuziehen. Das sind massive Eingriffe. Formal könnte die Consob die Offerte 30 Tage einfrieren. Orcel will die Regierung inzwischen überreden, die Bedingungen zu lockern. Bisher ist kein Einlenken Roms erkennen. Orcel beißt auf Granit.
Auch bei der Commerzbank, wo Unicredit 28% in Form von Aktien und Derivaten hält, sieht es nicht besser aus. Orcel will sich mit einer Entscheidung über ein mögliches Übernahmeangebot zwar bis 2027 Zeit lassen. Doch der massive Widerstand der Bank, der Gewerkschaften und offenbar auch der neuen Bundesregierung deuten darauf hin, dass Orcel auch da schlechte Karten hat. Bemühungen um einen ersten Kontakt zu Kanzler Friedrich Merz liefen bisher ins Leere.
Ökonomisch gesehen waren die Operationen für Unicredit höchst lukrativ. Das stellt Orcel kaum zufrieden. Der Übernahmespezialist ist auch geholt worden, um Akquisitionen zu tätigen.