Wirklich weltweit investieren
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Der bei Anlegern beliebte MSCI World wird von US-Titeln dominiert – Strategen bevorzugen eine breitere Aufstellung
wrü Frankfurt
Der MSCI World investiert zu mehr als 70% in US-Titel und hier vor allem in Big Tech. Insofern ist die Bezeichnung als Weltaktienindex irreführend. Einige Experten sprechen gar von einer Mogelpackung. Wer seine Aktieninvestments wirklich weltweit streuen will, hat bei ETFs aber genügend Alternativen.
Der MSCI World ist bei Anlagen in ETFs am europäischen Markt der wohl beliebteste Index. Der Index dominiert vor allem bei monatlichen Sparplänen. Auch Verbraucherschützer empfehlen häufig Sparpläne auf den MSCI World, während der Dax als zu Deutschland lastig eingestuft wird. Nun ist der MSCI vor allem in den vergangenen Monaten des Öfteren von Kapitalmarktprofis als Mogelpackung tituliert worden. Kritisiert wurde dabei vor allem das hohe Gewicht an US-Aktien im Index.
Dabei war der MSCI World viele Jahre lang quasi ein Selbstläufer und hat durch die Outperformance der US-Aktien deutlich und beinahe stetig zugelegt. Das ist inzwischen anders, was zum Teil die jüngste Kritik am MSCI World erklärt. So hat der deutsche Leitindex Dax im ersten Halbjahr satte 20% gewonnen. Auch der MSCI World kommt auf ein Plus im Halbjahr von 8%. Das aber in Dollar. In Euro berechnet schlägt die massive Dollarschwäche durch, sodass der MSCI World im ersten Halbjahr auf ein Minus von 3,4% kommt. Dabei ist es zwischenzeitlich durch den Kurseinbruch infolge von Donald Trumps sogenanntem Liberation Day zu heftigen Turbulenzen gekommen. Ein Selbstläufer ist der MSCI World also nicht mehr.
Magnificent 7 hoch gewichtet
Angesichts der hohen Bewertung von US-Aktien und dem hohen Anteil an großen amerikanischen Titeln, insbesondere den Magnificent 7, raten nun mehrere Experten, sich breiter aufzustellen und am Aktienmarkt zumindest nicht nur in den MSCI World zu investieren. Die kurz Mag 7 genannten Unternehmen sind Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla.
„Mit einem US-Anteil von mehr als 70% ist der MSCI World keine diversifizierte Anlage“, sagt Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity International. In den USA sei eine deutliche wirtschaftliche Abschwächung festzustellen, und auch die relative Gewinndynamik nehme dort ab. Da sich vor allem bei den Magnificent 7 die Gewinndynamik verlangsame, sei für diese Titel die am Markt gezahlte Prämie nicht gerechtfertigt.

Übertreibungen bei Big Tech
Auch die Strategen von Amundi raten zu einer breiteren Aufstellung am Aktienmarkt als im MSCI World. „Die Rotation weg vom US-Markt nach Europa wird sich fortsetzen“, erklären die Amundi-Experten. "Wir bevorzugen globale Aktien mit Schwerpunkt auf einer günstigen Bewertung, soliden Margen und setzen auf eine sorgfältige Sektorauswahl. Positiv eingestellt ist Amundi für europäische Mid-Caps, gleichgewichtete US-Strategien und Dividendenaktien in Japan.
Schaut man sich den MSCI World genauer an, wird das Problem der einseitigen Gewichtung allzu deutlich. Der Weltaktienindex setzt sich zwar laut Factsheet aus 1.353 Aktien aus 23 Industriestaaten zusammen. Doch führt die Berechnung gemäß der Marktkapitalisierung der einzelnen Aktien zum hohen Gewicht der US-Aktien und hier den Magnificent 7.
Daher sind viele Analysten der Meinung, dass sich die Übertreibungen bei Big Tech im MSCI World widerspiegeln. Nun berge insbesondere US-Präsident Trump und seine Zoll- und Wirtschaftspolitik hohe Risiken für die hoch bewerteten US-Aktien. Nicht zuletzt könnten auch Regulierungen außerhalb der USA, also in Europa und Asien, die amerikanischen Gewinnmaschinen belasten.
Nvidia und Microsoft vorne
Gemäß dem Factsheet von MSCI per Ende Mai hatten US-Aktien ein Gewicht am MSCI World von satten 71,5%. Bei den Sektoren dominieren insbesondere die Information Technology mit 24,9% und die Finanzwerte mit 17,2%. Die größten Einzelwerte im MSCI World sind Nvidia mit einem Anteil von 4,6%, Microsoft mit 4,5%, Apple mit 4,2%, Amazon mit 2,7% und Meta mit 2,0%. Die zehn größten Aktien im MSCI World kommen alle aus den USA und haben ein Gewicht von 24,3% an dem Weltaktienindex.

Befürworter des MSCI
Allerdings gibt es unter den Strategen keine einhellige Meinung. Mehrere Analysten weisen darauf hin, dass US-Aktien und insbesondere die Mag 7 in den vergangenen Jahren weltweit eben mit die höchsten Gewinnzuwächse erwirtschaftet haben. Dies habe sich natürlich in der Bewertung und der Marktkapitalisierung niedergeschlagen. Ob sich das jetzt ändere und Europa oder Asien bei den Gewinnen sich besser entwickele, sei zumindest fraglich. Würden die Gewinne der US-Aktien weiter kräftig klettern, sei der MSCI World jedenfalls keine schlechte Wahl, lautet das Fazit.
Auf der anderen Seite gibt es am ETF-Markt durchaus die Bewegung, dass Investoren ihre Bestände an Produkten auf US-Aktien mitunter abbauen und europäische und asiatische Aktien kaufen. Dies ist natürlich auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass alle Welt übermäßig in US-Aktien investiert ist und US-Aktien zumindest in Euro in den vergangenen Monaten per saldo eher enttäuscht haben. Vor allem große institutionelle Investoren streuen ihre Aktienanlagen gerne breiter als es im MSCI World der Fall ist.
Die ETF-Industrie hat natürlich erkannt, dass der MSCI recht einseitig gewichtet ist. So wurden mitunter auf Investorenwunsch Produkte entwickelt, die gleichgewichtet in die Aktien des S&P 500 oder des MSCI World investieren. Auch gibt es zum Beispiel von Xtrackers inzwischen ein ETF auf den MSCI World ex USA.
Genügend Alternativen
Anleger, die am Aktienmarkt breiter als mit dem MSCI World streuen wollen, finden jedenfalls am ETF-Markt genügend Alternativen. So könnten sie zum Beispiel in den S&P 500 für US-Aktien und zugleich in den marktbreiten Stoxx 600 für Europa investieren. Dabei besteht die Möglichkeit, die Gewichte für die einzelnen Regionen genau zu steuern. Zusätzlich kann ein Investment in den MSCI Emerging Markets oder auch in andere asiatische Indizes erwogen werden.
Alles in allem sollten Investoren genau wissen, in welche Aktien sie schwergewichtig investieren. Das gilt auch für Privatanleger mit ETF-Sparplänen. Der nach Marktkapitalisierung berechnete MSCI World mag vielleicht keine Mogelpackung sein. Aber er ist natürlich vor allem ein Investment in den US-Aktienmarkt und hier insbesondere in Big Tech. Alternativen gibt es genug.