Rote Angst in der Empire City
Notiert in New York
Rote Angst in der Empire City
Von Alex Wehnert
An der Wall Street sorgt derzeit ein Politiker mit schillernder Persönlichkeit für Schrecken, der Minderheiten mit seinen extremen Positionen bedroht und doch mit fantastischen Versprechen die Wähler auf seine Seite zieht. Die Rede ist nicht von Donald Trump – sondern von Zohran Mamdani, der seit Dienstag auch offiziell als Spitzenkandidat der Demokraten für die New Yorker Bürgermeisterwahl im November feststeht. Die 1 Millionen in der Empire City lebenden Juden blicken einer Amtszeit des Israel-Kritikers – der sich in Interviews weigert, den mit gewalttätigen palästinensischen Aufständen in Verbindung stehenden Slogan „Globalize the Intifada“ zu verurteilen – mit tiefer Sorge entgegen.
Hedgefonds erwägen Abwanderung
Derweil denken Hedgefonds-Manager und andere Vertreter des Finanzsektors bereits laut über eine Abwanderung aus den Five Boroughs nach. Sie fürchten nicht nur einen Verfall der öffentlichen Sicherheit unter Mamdani, der in der Vergangenheit wiederholt nach Finanzierungsstopps für das nach seiner Ansicht zutiefst rassistische New York City Police Department (NYPD) rief, im Vorwahlkampf in letzter Minute aber eine Kehrtwende hinlegte und betonte, keine Pläne zu einer Aushöhlung der Polizeibehörde zu hegen. Vielmehr sorgen sich Finanzdienstleister auch über massive Steuererhöhungen, sollte der Big Apple im November unter Kontrolle des selbsternannten demokratischen Sozialisten geraten.
Nachdem der 2021 wegen Vorwürfen sexueller Belästigung vom New Yorker Gouverneursposten zurückgetretene Andrew Cuomo seine überraschend klare Niederlage bei den demokratischen Vorwahlen zuletzt anerkannt hat, gilt der in Korruptionsskandale verwickelte Noch-Bürgermeister Eric Adams als letzte Bastion gegen Mamdani. Der Amtsinhaber, einst führender Demokrat in der blauen Hochburg New York, will diesmal als unabhängiger Kandidat antreten und gibt bei einem zentralen Wahlkampfthema Kontra: Der Bekämpfung der Wohnungskrise.
Streit um steigende Mieten
Schon längst kann sich die Hälfte der Haushalte die Lebenshaltungskosten in New York nicht mehr leisten. Mamdani verspricht New Yorkern nun, ihre Mieten einzufrieren – unterschlägt dabei aber, was Adams klar ausspricht: Ohne Erhöhungen werden viele Vermieter die massiv gestiegene Versicherungs- und Instandhaltungskosten nicht mehr stemmen können. Das Resultat dürften Sicherheits- und Gesundheitsrisiken für viele New Yorker sein.
Auch andere sozialistische Reformvorhaben Mamdanis drohen Konsequenzen zu entwickeln, die der Bürgermeisterkandidat unterschätzt. So will er den Mindestlohn bis 2030 von 16,50 Dollar auf 30 Dollar pro Stunde anheben. Dabei hat sich in Kalifornien gezeigt, dass schon eine Erhöhung des Mindestlohns im Fast-Food-Sektor auf 20 Dollar zu Jobabbau und Preisanstiegen führt. Die rote Angst auch in der Finanzbranche ist also real. Ein Banker verweist gegenüber der Börsen-Zeitung auf ein Meinungsstück im „Wall Street Journal“ und ruft: „Wir leben bald wirklich in der Volksrepublik von New York City!“