EU-Sanktionen

Mordaschow-Berater verlässt Tui-Aufsichtsrat

Nach dem Ausscheiden von Tui-Großaktionär Alexej Mordaschow aus dem Aufsichtsrat des Reisekonzerns hat auch dessen bisheriger Berater Wladimir Lukin sein Mandat im Kontrollgremium niedergelegt.

Mordaschow-Berater verlässt Tui-Aufsichtsrat

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Nach dem russischen Tui-Großaktionär Alexej Mordaschow (56) hat infolge des von Russland ausgelösten Krieges in der Ukraine auch Wladimir Lukin sein Mandat im Aufsichtsrat des Touristikkonzerns – mit Wirkung zum 3. März – niedergelegt. Wie das Unternehmen in Hannover mitteilte, informierte Lukin darüber, dass er zuvor seine vertragliche Beziehung mit der Severgroup beendet habe.

Die 1993 gegründete Beteiligungsgesellschaft wird von Mordaschow geführt. Die Europäische Union (EU) hatte am 28. Februar neue Sanktionen gegen weitere Vertreter der russischen Wirtschaft erlassen, darunter Mordaschow. Lukin war seit Mitte 2018 Sonderberater des Severgroup-Vorsitzenden. Seit Juni 2019 gehörte er dem Tui-Aufsichtsrat an und war Mitglied des Prüfungs- und des Strategieausschusses. Bestellt war Lukin bis 2024.

Der 44-Jährige, der nicht auf der EU-Sanktionsliste geführt wird, hat langjährige Verbindungen zu Mordaschow und dessen Unternehmen. Von November 2013 bis Mitte 2018 war er stellvertretender CEO von Severgroup, von 2013 bis 2018 zudem Aufsichtsrat beim zweitgrößten russischen Stahlerzeuger Severstal, dessen Mehrheitsgesellschafter Mordaschow ist. Zuvor war der Rechtsanwalt in verschiedenen juristischen Funktionen für Severgroup und Severstal tätig. Zu Severstal war Lukin 2004 als Rechtsberater nach einer siebenjährigen Tätigkeit für die Sozietät Freshfields Bruckhaus Deringer gekommen.

Mit dem Ausscheiden Lukins ist die Mordaschow-Sphäre nicht mehr im Tui-Aufsichtsrat vertreten. Mordaschow, seit rund 15 Jahren Anteilseigner und über das Unifirm-Vehikel mit gut einem Drittel der Anteile größter Einzelaktionär, hatte sich im Verlauf der Corona-Pandemie noch vollumfänglich an Kapitalerhöhungen des angeschlagenen Touristikkonzerns beteiligt.

Infolge der Sanktionierung hat der Milliardär keinen Zugriff mehr auf seine Tui-Anteile und darf sie nicht handeln. Ein Verkauf der Aktien ist somit nicht möglich. An weiteren Kapitalmaßnahmen des Reiseunternehmens dürfte Mordaschow, der die EU-Sanktionen gegen ihn kurz vor der Niederlegung des Aufsichtsratsmandats noch als unverständlich kritisiert hatte, da er nichts mit der Entstehung der aktuellen geopolitischen Spannungen zu tun habe, nicht teilnehmen. In der Tui-Hauptversammlung waren Vorratsbeschlüsse gefasst worden. Kapitalerhöhungen stehen derzeit allerdings nicht konkret im Raum. Zu Jahresbeginn hatte der Konzern bislang gute Buchungszahlen.

Nach dem Ausscheiden von Mor­daschow und Lukin aus dem Tui-Kontrollgremium steht nun die Suche nach Nachfolgekandidaten an. Infolge einer Entscheidung durch den Nominierungsausschuss würden sie wohl gerichtlich bestellt, auf der nächsten Hauptversammlung könnten sie in den Aufsichtsrat gewählt werden. Mordaschow hätte auf das Verfahren keinen Einfluss.