Gründer des Defence-Startups Anduril

Palmer Luckey ist der Tausendsassa der Tech-Branche

Anduril-Gründer Palmer Luckey sieht immer noch aus wie ein Gamer, als der er unternehmerisch begann. Aber heute führt er mit Anduril das wohl bedeutendste Defence Startup. Mit dem unterstützt er auch die Ukraine, die KI-gesteuerte Abwehrdrohnen erhält.

Palmer Luckey ist der Tausendsassa der Tech-Branche

Tausendsassa der Tech-Branche

Von Björn Godenrath, Frankfurt

Palmer Luckey ist das, was man umgangssprachlich als bunter Vogel bezeichnet: Der in der Gaming-Branche groß gewordene Seriengründer ist gerne in Shorts und geschmacklosen Hawaii-Hemden unterwegs, mit seinem Kinnbart wirkt er wie ein Relikt aus der Grunge-Ära. Die äußere Hülle sollte aber nicht zu Trugschlüssen verleiten. Denn mit seinem Rüstungs-Startup Anduril gehört der Trump-Unterstützer, der sich in libertär-konservativen Kreisen zuhause fühlt, zu den Shootingstars der Gründerszene.

Autonome Waffen

Was ihn jedoch besonders auszeichnet: Er steht fest an der Seite der Ukraine in ihrem Abwehrkampf der russischen Aggressoren. Anduril gehörte zu den ersten, die Kiew mit Abwehrdrohnen ausstattete. Schon zwei Wochen nach der Invasion habe Anduril Personal und Hardware in der Ukraine gehabt, um mit den KI-gesteuerten Waffensystemen zu helfen, so Luckey in einem Post auf X/Twitter. „Unsere autonomen Waffen haben hunderte Millionen an Wert von Russlands Kriegsmaschinerie zerstört. Die USA sollten der Ukraine geben, was sie braucht, um zu gewinnen. Denn das ist der schnellste Weg zum Frieden.“ Als Donald Trump dann drei Tage später die Tür für die Lieferung von Verteidigungswaffen an die Ukraine öffnete, bedankte sich Luckey bei seinem Präsidenten.

Mit dem von Peter Thiel mitfinanzierten Militär-Startup mischt Luckey bei der Aufrüstung der NATO-Staaten mit. Auch mit Rheinmetall hat sich Anduril verbunden, Mitte Juni gaben die beiden Unternehmen eine erweiterte Partnerschaft für den Bau und die Ausrüstung von Drohnen bekannt. Für Rheinmetall sind vor allem die KI-Fähigkeiten von Anduril wertvoll, um die geplanten Drohnen in die digitale Militärplattform „Battlesuite“ zu integrieren. Diese soll die nahtlose Vernetzung der Drohnen mit anderen Waffensystemen sowie mit einer Kommandozentrale ermöglichen. Dabei werden spezielle Varianten von Andurils Drohnen Barracuda und Fury gemeinsam in Europa entwickelt und gefertigt - ein Aspekt, der dem Ziel entspricht, die Rüstungsindustrie vor Ort in Europa zu verankern.

Reichlich Aufträge von der US-Armee

Mit einer Bewertung von über 30 Mrd. Dollar gilt Anduril als das global wertvollste Defence Startup. Mit der US-Regierung ist das 2017 von Luckey gegründete Unternehmen über viele Aufträge verbunden. Der Gründer hatte offenbar den richtigen Riecher, welche Hightech-Fähigkeiten künftig gefragt sein würden. Seine unternehmerischen Wurzeln liegen in seinem Talent als Elektro-Tüftler, einen Abschluss in Journalismus machte er nebenher. Schon mit 16 Jahren hatte er 2009 begonnen, Headsets für Virtual Reality (VR) zu entwickeln – was er mit dem Reparieren von iPhones finanzierte. Die VR-Prototypen und ihre Fortentwicklungen gerieten so gut, dass Luckeys Startup Oculus 2014 von Facebook für 2 Mrd. Dollar gekauft wurde. Dem Gründer sollen dabei rund 700 Mill. Dollar zugeflossen sein.

Verbindung Peter Thiel über Palantir-Manager

Bei Facebook schied er 2017 im Unfrieden aus. Das Startkapital für Anduril hatte er da allerdings schon in der Tasche. Mit an Bord war Matt Grimm von Palantir, wodurch die Verbindung zu Thiel entstand, der sich über Valor Equities engagierte. Die beiden machen inzwischen gerne gemeinsame Sache: Mit anderen Trump-nahen Investoren streben sie die Gründung einer Startup-Bank an, die vor allem die Tech-Industrie begleiten soll. Auf den Tolkien-inspirierten Namen Erebor getauft, soll das Institut die Lücke füllen, die mit dem Ende der Silicon Valley Bank entstanden ist.

Microsoft einen Megaauftrag abgenommen

Anduril dürfte aber sein Hauptbetätigungsfeld bleiben. Die ersten Drohnen-Produkte dienten 2018 der Grenzüberwachung, um Menschen- und Drogenschmuggler aufzuspüren. Die US-Regierung bestellte dann für mehrere hundert Millionen Dollar sogenannte „Anduril Sentry Tower“. Es folgten Großaufträge der US-Luftwaffe für „Advanced Battle Management Systems“ (ABMS) sowie unbemannte (also autonome) Systeme für Spezialoperationen. Und Microsoft nahm Anduril kürzlich einen Megaauftrag über 22 Mrd. Dollar für „Augmented Reality“ ab, wofür Luckey nun sogar mit seinem alten Arbeitgeber Meta kooperiert. Seine Mission mit Anduril umschrieb Luckey anlässlich des Megadeals so: Er wolle aus Kämpfern „Technomancer“ machen, ihnen also über Technologie magische Kräfte verleihen.

Der Anduril Fury soll gemeinsam mit Rheinmetall gefertigt werden.
Reuters
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.