Trump schickt seinen Berater ins Fed-Direktorium – mit klarem Auftrag
US-Präsident Donald Trump hat seinen Wirtschaftsberater Stephen Miran übergangsweise für den freigewordenen Sitz im Direktorium der Notenbank Fed nominiert. Miran solle das Amt bis zum 31. Januar 2026 ausüben, teilte Trump am Donnerstag mit. Man werde weiter nach einem dauerhaften Nachfolger suchen. Der Sitz wurde durch den überraschenden Rücktritt von Adriana Kugler frei, der am Freitag wirksam wird. Miran absolviert damit ihre restliche reguläre Amtszeit.
Die Personalie ist auch vor dem Hintergrund der Frage von Bedeutung, wer nach dem Ende der Amtszeit von Fed-Chef Jerome Powell im Mai 2026 auf den Chefposten befördert wird. Einer früheren Meldung der Agentur Bloomberg zufolge kristallisiert sich hier Fed-Direktoriumsmitglied Christopher Waller heraus. Trump hat nach eigenen Angaben mit der Befragung von Kandidaten begonnen. Er sagte jüngst vor Reportern, die Liste für künftige Posten beschränke sich wohl auf drei Personen. Dabei sprach er von „zwei Kevins“ – gemeint waren der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, Kevin Hassett, und der ehemalige Fed-Gouverneur Kevin Warsh. Den dritten Kandidaten nannte er nicht.
Powell noch mehr unter Druck
Trump dringt seit langem auf deutliche Zinssenkungen und hat Powell immer wieder verbal attackiert. Er hat zudem öffentlich über Powells Entlassung gesprochen, die gemäß US-Gesetz jedoch nicht wegen eines Streits über die Zinspolitik gerechtfertigt wäre. Den vorgezogenen Abgang von Kugler hatte Trumps als „angenehme Überraschung“ bezeichnet.
Miran hat die Bilanz der Fed in den letzten Jahren heftig kritisiert. In einem Papier vom März 2024 legten Miran und Dan Katz, heute Stabschef im Finanzministerium, einen 24-seitigen Plan zur Reform der Fed vor, in dem sie die politischen Fehler der Zentralbank auf „Gruppendenken“ zurückführen. Außerdem werfen sie der Fed vor, in politische Bereiche vorgedrungen zu sein, die ihrer Meinung nach nicht in ihren Zuständigkeitsbereich fallen. „Die Bilanz der Federal Reserve in den letzten Jahren wirft Fragen auf, ob sie im Einklang mit den Best Practices der Unabhängigkeit von Zentralbanken gehandelt hat“, schrieben Miran und Katz.
Trennung von Geldpolitik und Aufsicht?
Sie forderten die Trennung der Geldpolitik von der Bankenregulierung und -aufsicht bei der Fed, indem dem Vorstand die Zuständigkeit für Letztere entzogen wird. Diese Änderung, die eine Gesetzesänderung erfordern würde, würde „eine unnötige Verfälschung des geldpolitischen Prozesses vermeiden“, schrieben sie.
In einem Interview mit Bloomberg Television am Donnerstag sagte Miran, es gebe „keinerlei makroökonomisch signifikante Anzeichen für einen Preisdruck“ durch Trumps erhöhten Zölle auf US-Handelspartner. „Insgesamt erwarten wir keine nennenswerte Inflation durch die Zölle“, sagte er. Sollte es doch zu einer Inflation aufgrund der Zölle kommen, „wäre dies eine einmalige Preisverschiebung und kein dauerhafter Trend“, so Gilbert.
Divergenzen über Preisdruck
Mit dieser Einschätzung steht er etwas im Widerspruch zu Powell. Der Fed-Vorsitzende erklärte, dass die Auswirkungen der Zölle auf die Inflation zwar grundsätzlich nur von kurzer Dauer sein dürften, die Entscheidungsträger der Fed jedoch auch andere Szenarien in Betracht ziehen müssten.
„Es ist auch möglich, dass die inflationären Auswirkungen stattdessen länger anhalten, und das ist ein Risiko, das bewertet und gesteuert werden muss“, sagte Powell auf einer Pressekonferenz am 30. Juli. Diese Äußerungen folgten auf die Entscheidung der Entscheidungsträger, den Leitzins der Fed zum fünften Mal in Folge unverändert zu lassen.
Waller Kandidat als Fed-Chef?
Miran lobte am Donnerstag auch Fed-Gouverneur Christopher Waller, als er zu Trumps Suche nach einem Nachfolger für Powell nach dessen Amtszeitende im Mai nächsten Jahres befragt wurde. Waller hatte sich gegen die Entscheidung der Fed ausgesprochen, die Zinsen im letzten Monat unverändert zu lassen, und eine Senkung um einen Viertelpunkt bevorzugt. Waller sagte, er gehe davon aus, dass sich die inflationären Auswirkungen der Zölle in einem einmaligen Anstieg des Preisniveaus niederschlagen würden, äußerte jedoch Bedenken hinsichtlich der zunehmenden Anzeichen einer Abschwächung des Arbeitsmarktes.
„Er hat sich in letzter Zeit auch große Verdienste erworben, indem er nicht dem Zoll-Wahnsinn erlegen ist, dem viele andere im ganzen Land, insbesondere aber bei der Fed, offenbar erlegen sind“, sagte Miran. „Er hat wirklich gute Arbeit geleistet und eine unabhängige Stimme gehabt.“