Energiepolitik

Scholz und Fiala kündigen Reform des europäischen Strommarkts an

Der Preis für eine Megawattstunde Strom ist in Deutschland erstmals über 1000 Euro gesprungen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kündigte zusammen mit dem tschechischen Ministerpräsidenten Petr Fiala eine Reform des europäischen Strommarktes an.

Scholz und Fiala kündigen Reform des europäischen Strommarkts an

sp/ku Berlin/Frankfurt

– Angesichts rekordhoher Strompreise in Europa haben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und der tschechische Ministerpräsident Petr Fiala eine Reform des europäischen Strommarktes angekündigt. Es sei offensichtlich, dass die Preise auf dem Strommarkt nicht mehr die Erzeugungskosten abbildeten, erklärte Scholz bei seinem Antrittsbesuch in Prag. Fiala, dessen Regierung im Rahmen der tschechischen Ratspräsidentschaft seit 1. Juli den Vorsitz im Ministerrat hat, kündigte für den 9. September ein Sondertreffen der EU-Energieminister in Brüssel an. Er habe sich am Montag bereits mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen beraten. Eine denkbare Maßnahme sei, die Berechnung des Strompreises vom Gas abzukoppeln.

Der Strompreis in Deutschland stieg am Montag erstmals über 1000 Euro je Megawattstunde. Der Kontrakt für deutschen Grundlaststrom zur Lieferung im kommenden Jahr kletterte in der Spitze auf schwindelerregende 1 050 Euro und lag damit knapp 7 % über dem Niveau vom Freitag. Vor dem Ausbruch der Energiekrise waren für den Kontrakt Preise um 50 Euro üblich. In Frankreich kletterte der entsprechende Kontrakt auf ein Allzeithoch von 1200 Euro. Im weiteren Handelsverlauf rutschten die Handelspreise an der Leipziger Strombörse EEX wieder ab und notierten um knapp ein Fünftel unter dem Stand vom Freitag.

Erdgas verbilligte sich trotz des für die zweite Wochenhälfte angekündigten Lieferstopps für russisches Gas durch die Ostseepipeline Nord Stream1. Der Preis für Erdgas am europäischen Markt zur Lieferung im September gab um 17 % nach, blieb mit 282 Euro je Megawattstunde aber auf einem sehr hohen Niveau. In der vergangenen Woche hatte die Notierung fast 40% zugelegt.

Ampel auf Klausurtagung

Der größte deutsche Gasimporteur Uniper hat die bestehende Kreditlinie bei der staatlichen Förderbank KfW in Höhe von 9 Mrd. Euro ausgeschöpft und eine Erweiterung der Fazilität um 4 Mrd. Euro beantragt, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Bei der am Dienstag startenden zweitägigen Klausur der Ampel-Koalition auf Schloss Meseberg dürfte es auch um die Ausgestaltung der sogenannten Gasumlage gehen, die unter anderem Uniper zugutekommen soll.

Nebenstehender Kommentar

Berichte Seiten 4 und 20