Fintechs

Berlin ist etabliert, Hamburg dynamisch

Berlin ist weiterhin Deutschlands Fintech-Hauptstadt. Aber Hamburg holt kräftig auf und auch andere Standorte etablieren sich zunehmend, wie eine Studie von Startbase zeigt.

Berlin ist etabliert, Hamburg dynamisch

Von Anna Sleegers, Frankfurt

Die Schlagzahl bei den Neugründungen von Fintech-Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren erhöht. Das geht aus dem „Fintech Report 2021“ hervor, den die Arbeitsgemeinschaft der Finanzplätze in Deutschland auf der Basis der Daten der von der Börse Stuttgart betriebenen Start-up-Plattform Startbase erstellt hat.

Von den derzeit 639 aktiven Unternehmen ist mehr als die Hälfte jünger als fünf Jahre und gilt somit als jung. Allein zwischen 2018 und 2020 wurden demnach 243 Fintech-Unternehmen gegründet, was 10 % aller Neugründungen entsprechen. Nur in der Informations- und Kommunikationstechnik seien noch mehr Neugründungen zu verzeichnen.

Innerhalb der Fintech-Branche gab es vor allem in dem Geschäftsfeld Risk Compliance viele Neugründungen. Hier seien 96 % der Fintech-Unternehmen jünger als fünf Jahre. Auch im Bereich Decentralized Finance, in dem die Unternehmen zusammengefasst sind, die auf der Basis von Blockchain-Technologie arbeiten, ist der Anteil junger Unternehmen mit 72 % überdurchschnittlich hoch.

Platzhirsch bleibt Platzhirsch

In der regionalen Betrachtung hat Berlin seine Stellung als Platzhirsch der deutschen Fintech-Szene erwartungsgemäß behauptet. Demnach beherbergt die Hauptstadt fast ein Drittel der Fintech-Unternehmen. Als bereits etablierte Subsegmente der Berliner Szene führt der Report die Bereiche Assetmanagement & Investment auf. Das sind auch die Geschäftsfelder, in denen es mit Abstand die meisten frühphasigen Kapitaltransaktionen gebe (siehe Grafik).

Der Schwerpunkt der Neugründungen in der Hauptstadt liegt dagegen eher im Bereich Banking & API-Banking. Dabei handelt es sich um Unternehmen, die über eine Banklizenz verfügen, mit deren Hilfe sie ihren Kunden Dienstleistungen im Rahmen von Banking as a Service zur Verfügung stellen. Untermauert wird der Status Berlins als Fintech-Metropole dem Bericht zufolge übrigens auch durch die überproportionale Medienaufmerksamkeit, die dort ansässige Unternehmen erfahren. Etwa die Hälfte der Berichterstattung gründungsnaher Medien handele von Fintech-Unternehmen, die dort ansässig sind.

Gleichwohl sind auch andere Fintech-Standorte im Kommen. So zog es in den vergangenen fünf Jahren offenbar besonders viele Gründer aus der Blockchain-Community nach Hamburg, das mit 55 aktiven Fintech-Unternehmen die Nummer fünf der identifizierten sechs Cluster bildet. Der Anteil der jungen Fintech-Unternehmen liegt mit 61 % höher als andernorts.

Frankfurt auf Platz 2

In der Bankenstadt Frankfurt und dem umliegenden Cluster dagegen liegt der Fokus der Fintech-Branche auf dem Credit Factoring, einem Bereich, der im Rhein-Main-Gebiet auch mit Abstand die meisten Finanzierungsrunden erfährt. Vergleichsweise stark vertreten sind auch die Geschäftsfelder Assetmanagement und Investment. Gemessen an der Zahl der aktiven Fintech-Unternehmen rangiert der Cluster mit 118 Unternehmen auf Platz zwei nach Berlin (182) und vor Bayern (109).

Mit 63 Fintech-Unternehmen etwas abgeschlagen auf Platz 3 rangiert Nordrhein-Westfalen. Das bevölkerungsreichste Bundesland beherbergt dem Report zufolge ein ausgeprägtes Cluster im Bereich Personal Financial Management, ein Bereich, in dem sich sowohl etablierte als auch junge Fintechs tummeln.

Der aktuell kleinste deutsche Fintech-Hub liegt in Baden-Württemberg, das lediglich 49 aktive Unternehmen beherbergt. Von einem klar umrissenen Cluster könne nicht die Rede sein. Vergleichsweise viele der Unternehmen beschäftigten sich jedoch mit dem Personal Financial Management, wollten Privatkunden also dabei helfen, ihre Finanzen im Blick zu behalten, was der sprichwörtlichen Mentalität der Schwaben ja entgegenkommen würde.

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