Schweizer Vermögensverwalter

Börsen­unruhe bremst Vontobel aus

Die unruhigen Kapitalmärkte haben im ersten Halbjahr das Geschäft des Schweizer Vermögensverwalters Vontobel erschwert. Ähnlich wie bei der Rivalin Julius Bär gaben Erträge, verwaltete Vermögen und der Gewinn spürbar nach.

Börsen­unruhe bremst Vontobel aus

jsc Frankfurt

Die fallenden Kurse an den Aktien- und Anleihemärkten belasten neben anderen Schweizer Vermögensverwaltern auch das Investmenthaus Vontobel: Im ersten Halbjahr brach das verwaltete Vermögen um 14% auf 209 Mrd. sfr ein, Kunden zogen netto 1,0 Mrd. sfr ab, und der Betriebsertrag gab im Vergleich zur ersten Hälfte des Vorjahres um 12% auf 686 Mill. sfr nach, wie das Zürcher Investmenthaus am Donnerstag berichtete. Der Gewinn nach Steuern sank um 21% auf 151 Mill. sfr. „Vontobel ist in der ‚neuen Welt‘ auf Kurs geblieben, wenngleich die besonderen Zeiten auch in unseren Halbjahresresultaten ihre Spuren hinterlassen haben“, schreiben CEO Zeno Staub und Verwaltungsratspräsident Andreas Utermann im Halbjahresbericht. Lediglich in den Jahren 1990, 2015 und 2018 seien die Aktien- und Anleihenmärkte bis zur Jahresmitte wie im laufenden Turnus gleichzeitig ins Minus gerutscht.

Das Ergebnis ähnelt dem Resultat der Rivalin Julius Bär: Am Montag hatte die Vermögensverwalterbank einen im Verhältnis ähnlich starken Rückgang des Gewinns, der Erträge und des verwalteten Vermögens sowie ebenfalls einen Nettomittelabfluss von 1 Mrd. sfr präsentiert. Ein im ersten Halbjahr rückläufiges Vermögen, aber teils unterschiedliche Geschäftszahlen hatten am Dienstag und Mittwoch die Großbanken UBS und Credit Suisse gemeldet.

Das Geschäft von Vontobel mit wohlhabenden Privatkunden in der Sparte Wealth Management schlug sich besser als das Assetmanagement mit institutionellen Investoren. Denn während die Gesellschaft im Wealth Management das Vorsteuerergebnis mit 214 Mill. sfr nahezu auf Niveau des Vorjahres hielt und Nettomittelzuflüsse von 3,0 Mrd. sfr vereinnahmte, gab das Ergebnis im Assetmanagement um 16% auf 206 Mill. sfr nach, während die Investoren zugleich netto 4,0 Mrd. sfr abzogen.

Die institutionellen Kunden hätten vor allem aktiv verwaltete Vermögen reduziert und eine Reinvestition in die Zukunft verschoben, heißt es im Halbjahresbericht. Zugleich blieben leistungsabhängige Gebühren im Assetmanagement aus. Im Wealth Management zahle sich aus, dass sich die Vontobel als Investmentpartner positioniere und nicht so sehr das Kreditgeschäft forciere.

In der Digitaleinheit (Digital Investing), wo das Angebot „Volt“ aufgehängt ist, verdiente Vontobel vor Steuern mit 114 Mill. sfr knapp ein Drittel weniger als im Vorjahr. „Volt“ soll Kunden erreichen, die zwar wohlhabend, aber nicht reich genug für eine umfassende Vermögensverwaltung sind. Die Konzerneinheit für Geschäftslasten steht als separate Sparte mit einem Vorsteuerverlust von 353 Mill. sfr in den Büchern.

Zur Konzernstrategie gehören auch Firmenübernahmen: So hatte Vontobel Mitte 2021 den Vermögensverwalter Twentyfour eingegliedert, während die Übernahme der UBS-Einheit für nordamerikanische Kunden (Swiss Financial Advisors, SFA) im dritten Quartal dieses Jahres abgeschlossen werden soll. Auf einem Investorentag am 10. November will die Gesellschaft ihre neuen Mittelfristziele bekannt geben.

Vontobel
Kennzahlen nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. sfr20222021
Betriebsertrag686780
Geschäftsaufwand506546
Ergebnis vor Steuern180233
Konzernergebnis151192
Aufwand-Ertrags-Quote (%)72,869,6
Verw. Vermögen (Mrd.)208,6244,2
Nettoneugeld (Mrd.)−1,06,6
Beschäftigte* (Anz.)21602070
*) VollzeitäquivalenteBörsen-Zeitung
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