Regulierung

Britische Regierung setzt bei Mifid die Axt an

City-Minister John Glen hat eine Reihe von Lockerungen der Finanzmarktregulierung vorgestellt. Davon werden in erster Linie systematische Internalisierer profitieren.

Britische Regierung setzt bei Mifid die Axt an

hip London

City-Minister John Glen hat weitgehende Lockerungen der bisherigen Finanzmarktregulierung vorgestellt – von der Handelspflicht für Derivate bis hin zu den Nachweispflichten, die systematischen Internalisierern auferlegt werden. „Manche Regeln haben den Firmen drückende administrative Belastungen auferlegt“, sagte der im Schatzamt für die Beziehungen zur Finanzbranche zuständige Staatssekretär. „Andere haben sich nicht bewährt und funktionieren nicht so wie gedacht.“ Nachdem das Land den institutionellen Rahmen der EU hinter sich gelassen habe, gebe es keinen Grund mehr, aus dem das so sein müsse, sagte Glen auf einer Konferenz der Association for Financial Markets in Europe (AFME). „Als Regierung erkennen wir, dass es eine echte Notwendigkeit gibt zu handeln.“ Schließlich sei London ein führendes Finanzzentrum. Man fühle sich immer noch den Zielen von Mifid verpflichtet, sagte Glen. Doch auch die EU wolle das Regelwerk reformieren. Großbritannien könne seit dem Brexit schneller agieren. Er werde diesen Monat nach Brüssel fahren, um sich dort über die Regulierung des Großkundengeschäfts auszutauschen. Bislang hätten die systematischen Internalisierer, allein um ihren Status zu belegen, regelmäßig komplexe Berechnungen vornehmen müssen. Die Entscheidung darüber soll künftig wieder der heimischen Finanzaufsicht FCA (Financial Conduct Authority) obliegen – wie vor Mifid. Zudem werde man Handelsrestriktionen aufheben, damit sie künftig Orders auf halber Strecke zwischen bestem Verkaufs- und bestem Kaufangebot ausführen können, kündigte der City-Minister an. „Das ist an anderen globalen Orten übliche Praxis und wird zu besseren Preisen für Anleger führen“, sagte Glen. Systematische Internalisierer sind in der Regel im Besitz von Banken oder Wertpapierfirmen, die ihre Bilanzen nutzen, um Liquidität bereitzustellen und Risikopositionen zu übernehmen. So können sie direkt mit ihren Kunden handeln.

Die Regierung wolle zudem den Geltungsbereich der Derivatehandelspflicht anpassen. Das werde Unternehmen mehr Klarheit verschaffen und Firmen beim Risikomanagement helfen. Die FCA wird Glen zufolge die Werkzeuge bekommen, um der Branche zu helfen, das schon lange angestrebte „Consolidated Tape“ zu erstellen, das Handelsdaten über unterschiedliche Plattformen hinweg zusammenfassen soll. Die Aufsicht wurde zudem damit beauftragt, das Pre-Trade-Transparenzregime für den Aktienhandel zu reformieren. Das Listing-Regime soll durch ein „einfacheres und agileres“ ersetzt werden.

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