Lobbyismus

CFD-Branche meidet SPD, Grüne, AfD und Linke

Vertreter mehrfach gehebelter Finanzprodukte (Differenzkontrakte, CFDs) bevorzugen bei ihren politischen Kontakten Union und FDP. Das Gespräch mit anderen Parteien ergebe „keinen Sinn“.

CFD-Branche meidet SPD, Grüne, AfD und Linke

jsc Frankfurt

Der Branchenverband der CFD-Anbieter bevorzugt den Kontakt mit Politikern aus Union und FDP. Das Gespräch mit anderen Parteien ergebe „keinen Sinn“, sagte Rafael Neustadt, Geschäftsführer des CFD-Verbands, am Montag in einer Online-Diskussionsrunde der Branche. Damit zeigt der Verband, hinter dem etwa der SBroker der Sparkassen, die Société Générale, die BNP-Paribas-Tochter Consorsbank sowie Flatex stehen, Distanz nicht nur zu den traditionell finanzkritischen Linken und der voraussichtlich auch künftigen Oppositionspartei AfD, sondern auch zu SPD und Grünen. Im Gespräch mit der Politik stelle der Verband die Branche vor und müsse oft erst ein grundsätzliches Verständnis schaffen, sagte Neustadt.

Differenzkontrakte (Contracts for Difference, CFDs) sind meist mehrfach gehebelte Finanzprodukte, die für Anleger häufig verlustreich sind. Ähnlich wie der Derivateverband DDV setzt sich der CFD-Verband dafür ein, dass in der Besteuerung Verluste vollumfänglich mit Gewinnen verrechnet werden können. Die neuen Regeln, wonach Verluste aus Termingeschäften nur noch bis zu einer Höhe von 20000 eingebracht werden können, werde der Verband mit allen Kräften bekämpfen, sagte Neustadt. Das SPD-geführte Finanzministerium hatte Anfang Juni klargestellt, dass Differenzkontrakte anders als etwa Optionsscheine und Knock-out-Zertifikate als Termingeschäfte zu behandeln seien.

Für die Branche kommen die Regeln zur Unzeit, denn das Geschäft läuft in der Pandemie rund: Im Startquartal erreichte das Handelsvolumen laut Verband 545 Mrd. Euro und damit ähnlich viel wie im Vergleichszeitraum 2020, aber mehr als doppelt so viel wie im Startquartal 2019. Zu den Kunden zählen langjährige Trader ebenso wie viele Neukunden.

Eine dauerhafte Funkstille zu anderen Parteien strebt der Verband aber offenbar nicht an. Aus Union und FDP habe man bereits Signale erhalten, dass die Regeln zur Verlustverrechnung auch nach der Bundestagswahl ein Thema seien, sagte Vorständin Nazli Visne. Der Verband werde über bestehende, aber auch neue Kontakte aktiv werden.