Kryptowährungen

China lässt den Kryptozug entgleisen

Chinas Zentralbank kann Kryptowährungen nicht ausstehen. Die Zukunft soll dem digitalen Yuan gehören.

China lässt den Kryptozug entgleisen

Von Norbert Hellmann, Schanghai

Wenn es zwei Dinge gibt, die man im Hause der People’s Bank of China (PBOC) gar nicht abhaben kann, dann sind es Finanzinstrumente, die Chinas sowie schon spekulationsverrückte Anleger noch tiefer in Versuchung führen, und solche, die sich mit herkömmlichen Maßnahmen zur Kapitalverkehrskontrolle nicht überwachen lassen. Entsprechend steht Chinas Zentralbank schon seit längerem auf Kriegsfuß mit dem von Bitcoin angestoßenen Kryptowährungsphänomen und allen seinen erratischen Facetten.

Nachdem Chinas Anlegerpublikum früh und begeistert auf den Kryptozug aufgesprungen war, sah man gerade auf chinesischem Boden Handelsplattformen für Bitcoin und andere digitale Zahlungsinstrumente wie Pilze aus dem Boden schießen. Vor zwei Jahren ließ Peking sämtliche Crypto Exchanges vom chinesischen Festland verbannen und verbot Initial Coin Offerings, also die Emission von Instrumenten wie Digital Tokens. Damit ist es zwar Chinesen grundsätzlich nicht verboten, Kryptowährungen als Anlagemittel zu halten, aber es bedarf anstrengender Ausweichmanöver auf offshore geführten Plattformen, die das breite Anlegerpublikum praktisch ausschließen.

Chinas Bedenken gegenüber der Kryptoszene haben der Popularität von Bitcoin und Co. wenig anhaben können. Nun aber ist Peking einen Schritt weiter gegangen und hat mit wohlüberlegtem Timing gehandelt. Just zu dem Zeitpunkt, da das Umdenken in Sachen Bitcoin-Verwendung seitens einer Firma wie Tesla die Kryptoszene ins Wanken bringt, wurde kräftig nachgetreten. Einer feierlichen Verlautbarung der PBOC zufolge dürfen sämtliche Finanzinstitute und Zahlungssystemanbieter im Reich der Mitte ab sofort ihren Kunden keinerlei Dienste mehr anbieten, die auch nur entfernt etwas mit Handel, Clearing, Settlement oder sonstigem Umgang mit Kryptowährungen zu tun haben.

Flankiert wurde das Ganze von einer glasklaren Warnung vor jeglicher Spekulation mit Kryptowährungen: Diese gefährdeten nicht nur das Vermögen von Privatanlegern, sondern störten auch die „normale Wirtschafts- und Finanzordnung“. Weiter heißt es in dem Statement, dass hinter virtuellen Zahlungsmitteln keine echten Werte stünden, ihre Preise leicht manipulierbar seien und sämtliche Handelskontrakte keinerlei rechtliche Schutzwirkung in China genießen – echtes Teufelszeug also.

Die Message scheint nicht nur in China angekommen zu sein. Vielmehr hat der Angriff chinesischer Finanzregulatoren auf die Kryptoszene dazu beigetragen, die vom Tesla-Chef Elon Musk bereits angeschossenen Bitcoin-Anleger noch heftiger bluten zu lassen und auf westlichen Kapitalmärkten Unruhe zu stiften. Bei der PBOC wird man dies mit Wohlwollen registrieren. Je mehr die Kryptoszene in Schutt und Asche versinkt, desto glänzender steht man mit den weit gereiften hauseigenen Plänen zum digitalen Yuan als weltweit erster Reservewährung da, die im Gewand eines digitalen Zahlungsmittels auftreten wird.