Immobilien

Chinas Hypothekentrubel spitzt sich zu

In China droht eine Fortpflanzung der Verschuldungsprobleme von Immobilienentwicklern auf das Bankensystem. Geprellte Wohnungskäufer üben mit der Verweigerung von Zahlungen Druck auf die Banken aus.

Chinas Hypothekentrubel spitzt sich zu

nh Schanghai

Eine Revolte chinesischer Wohnungsbesitzer, die Hypothekenzahlungen für bereits vorverkaufte, aber seitens der Bauträger nicht wie versprochen fertiggestellte Immobilienprojekte eingestellt ha­ben, zieht immer weitere Kreise. Nach Informationen eines chinesischen Wirtschaftsmagazins beginnen nun auch von den überschuldeten Immobilienentwicklern vernachlässigte Lieferanten und Baukontraktpartner ihren Ärger über nicht beglichene Forderungen dahingehend zu äußern, dass sie ihre eigenen Bankkredite nicht länger bedienen wollen.

Sowohl die Wohnungskäufer als auch diese Baufirmen sehen sich als unschuldige Opfer einer gravierenden Verschuldungskrise bei chinesischen Immobilienentwicklern, die weder in der Lage sind, ihre gewaltigen Anleiheschulden zu bedienen, noch ihre Baukontraktpartner zu bezahlen, und beim Angehen oder Fertigstellen von neu verkauften Wohnimmobilienprojekten immer weiter in Verzug geraten. Dies wiederum nährt eine Vertrauenskrise am Immobilienmarkt, mit dem Resultat, dass Neuwohnungskäufe stark gedrosselt werden. Damit wird der Finanzierungskreislauf der Immobilienentwickler weiter gestört, weil es schwieriger wird, neue Gelder über die Vorverkaufsschiene einzuwerben.

Chinesische Banken geraten durch die eigentümliche Wirkungskette immer stärker in Zugzwang. Einerseits müssen sie befürchten, dass immer mehr private Wohnungskredite notleidend werden, die mit nicht fertiggestellten, also auch nicht verwertbaren Immobilien besichert sind. Andererseits sehen sie sich indirekt gezwungen, auch akut pleitegefährdete Immobilienentwickler mit neuen Krediten zu versehen und damit weitere schlechte Risiken in die Bücher zu nehmen. Chinas Bankenaufsicht hat die Kreditinstitute bereits dazu aufgefordert, Bauträger mit frischen Mitteln zu versehen, damit die verzögerten Immobilienprojekte rascher angegangen werden. Das wiederum soll die betroffenen Wohnungsbesitzer besänftigen und sie ihre Boykotthaltung bei der Hypothekenbedienung aufgeben lassen.

Gegenwärtig konzentriert sich die Problematik vor allem auf eine Reihe von zentralchinesischen Provinzen, wobei insbesondere Henan im Brenn­punkt steht. Dort hat die Regierung nun Pläne für einen „Rettungsfonds“ verkündet, der vom Investmentvehikel Henan Asset Management Co. und dem ebenfalls staatlichen Bauträger Zhengzhou Real Estate Group aufgezogen werden soll. Der Fonds soll als Mittelquelle für angeschlagene Immobilienfirmen dienen, um deren verzögerte Bauprojekte zu beschleunigen. Dem Vernehmen nach planen auch andere Provinzregierungen ähnliche Bail-out-Fonds, um mit staatlichen Mitteln zur Linderung der Immobilienentwicklerkrise beizutragen.

Zinslockerung bleibt aus

Eine von manchen erhoffte Entlastung auf Ebene der Hypothekenzinsen wird es indes vorerst nicht geben. Am Mittwoch wurde die sogenannten Loan Prime Rate (LPR) in der einjährigen und fünfjährigen Laufzeit als Zins-Benchmark für Unternehmens- und Hypothekenkredite der chinesischen Banken unverändert belassen. Damit hält Chinas Zentralbank trotz wachsender Konjunktur- und auch Immobilienmarktrisiken an ihrer konservativen monetären Linie fest. Die für Hypothekenkredite maßgebliche fünfjährige LPR war im Mai geringfügig um 15 Basispunkte auf 4,45% gesenkt worden. Trotz der schwachen Verfassung des Wohnimmobilienmarktes rechnen die Experten auch im weiteren Jahresverlauf nicht mit signifikanten Zinssenkungsschritten.

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