Versicherer

Corona-Restriktionen bremsen Prudential

Prudential hat mit ihren Geschäftszahlen für 2021 die Erwartungen etwas übertroffen. Doch ist noch kein Nachfolger für CEO Mike Wells gefunden. Corona-Restriktionen belasten zudem weiter das Geschäft.

Corona-Restriktionen bremsen Prudential

hip London

Prudential hat 2021 beim Gewinn aus Neugeschäft und beim operativen Ergebnis besser abgeschnitten als am Markt erwartet. Man habe es „trotz der offenkundigen Herausforderungen durch Co­vid-19“ geschafft, den Umsatz (APE, Annual Premium Equivalent) um 8 % zu steigern, teilte das FTSE-100-Mitglied mit. Doch die Pandemie sei in vielen asiatischen Märkten auch weiterhin ein Problem, gab CEO Mike Wells in einer Telefonkonferenz mit Journalisten zu. Das Unternehmen hatte sich in den vergangenen Jahren von seinen Geschäften in Europa und Nordamerika getrennt und sich auf die Wachstumsmärkte Asiens und Afrikas ausgerichtet.

Prudential verlor in Asien 52 Mitarbeiter durch Covid-19. „Der Zeitplan für die Öffnung der Hongkonger Grenze ist weiterhin unklar“, sagte Wells. Er wollte keine Voraussagen dazu machen. Einer von Prudential beauftragten Umfrage zufolge wollen 63 % der Kunden aus der Volksrepublik, die sonst in das Finanzzentrum kommen, um Vermögensberater zu treffen oder andere Geschäfte zu machen, bis zur Grenzöffnung warten, bevor sie eine Versicherung abschließen. Lediglich ein Fünftel wollte das stattdessen in der Volksrepublik tun, 17 % wollten in Macao eine Police eines Hongkonger Versicherers erwerben.

Hongkongs Strategie bei der Be­kämpfung der Pandemie sei ein Lockdown gewesen, sagte Wells. Dadurch habe es nur wenige Todesfälle gegeben. Jetzt sei von einer dynamischen Strategie der Rede. Er nehme an, dass die Regierung versuchen werde, die Restriktionen so schnell wie möglich aufzuheben. „Wenn die Grenze geöffnet wird, sind wir vorbereitet“, sagte er. HSBC hatte wegen der strengen Kontaktbeschränkungen vor einer schwächeren Entwicklung der Sparte Wealth in Asien gewarnt (BZ vom 22. Februar).

Finanzchef Mark FitzPatrick sprach von einem „schwierigen Um­feld“ in der ehemaligen Kronkolonie. Wenn Versicherungsmakler von zu Hause ar­bei­teten, habe das zweifelsohne Auswirkungen auf das Volumen. Ei­nige Banken seien gebeten worden, Niederlassungen zu schließen. „Wir glauben, dass sich Hongkong davon erholen wird“, sagte Wells. Zudem habe sich das Kundenverhalten verändert. Rund 50 % des Absatzes erfolgten der Not gehorchend virtuell, und die Kunden fänden offenbar Gefallen daran. „Ich glaube nicht, dass sich das nach Covid erledigt haben wird“, sagte Wells. Die Aufsichtsbehörden unterstützten die Online-Kundengewinnung. Der Ausblick bleibe ungewiss, lautete das Fazit der Analysten der UBS.

Der Krieg in der Ukraine betrifft das Unternehmen nicht direkt. „Es gibt kein erwähnenswertes Exposure“, sagte FitzPatrick. Man werde keine Zukäufe in Russland tätigen. Der Versicherer benannte immer noch keinen Nachfolger für Wells, der das Amt am Monatsende niederlegen wird. Die Analysten von Jefferies nannten das „enttäuschend“. FitzPatrick wird die Geschäfte übergangsweise führen, will sich jedoch ebenfalls zurückziehen, wenn der Wechsel an der Spitze bewältigt ist.

Wertberichtigt Seite 6