6. Private Debt Konferenz

Debt Funds strotzen vor Selbstvertrauen

Private Debt hat von der Zinswende bislang stark profitiert. Die Renditen sind gestiegen, was die Anlageklasse nicht nur interessanter, sondern auch im Vergleich zu Private Equity für Investoren attraktiver macht. Doch es gibt auch eine Sache, die Investoren kritisch sehen.

Debt Funds strotzen vor Selbstvertrauen

Debt Funds strotzen vor Selbstvertrauen

6. Private-Debt-Konferenz der Börsen-Zeitung: Private Debt wittert Chancen durch die Zinswende – Ausfallrate bleibt das große Fragezeichen

Private Debt hat von der Zinswende bislang stark profitiert. Die Renditen sind gestiegen, was die Anlageklasse nicht nur absolut interessanter, sondern auch in Relation zu anderen alternativen Anlageklassen wie Private Equity für Investoren attraktiver macht. Doch die Risiken müssen im Blick behalten werden.

phh Frankfurt
Von Philipp Habdank, Frankfurt

Um 11 Uhr schrillten am Donnerstag deutschlandweit die Alarmglocken. So auch in Frankfurt, wo sich Fondsmanager und Investoren auf der 6. Private-Debt-Konferenz der Börsen-Zeitung getroffen haben, um über die Chancen und Risiken der Branche in Zeiten von steigenden Zinsen und Inflation zu diskutieren. Von Alarmstimmung war nichts zu spüren. Im Gegenteil: Die Branche präsentierte sich zuversichtlich – gleichwohl ihr bewusst ist, dass sie vor ihrer ersten echten Bewährungsprobe steht.

Debt Funds befänden sich momentan in einer Situation, wo es große Chancen, aber auch Themen in den bestehenden Portfolien gebe, brachte es Sebastian Schroff von Allianz Capital Investors auf den Punkt. So waren die künftigen Ausfallraten der Anlageklasse ein wichtiges Thema. In der Rückschau sahen diese bislang gut aus, die noch junge Branche hat bislang aber auch noch keinen kompletten Kreditzyklus durchlaufen.

Kein Grund zur Panik für Debt Funds

Schroff geht zwar nicht davon aus, dass die Ausfallraten wie in der Finanzkrise sprunghaft ansteigen werden, doch mit Ausfallraten zwischen 2 und 4% sei in den nächsten Jahren zu rechnen. Adam Gubner vom Assetmanager Pimco setzte bei seiner Prognose sogar noch etwas höher an. Kumuliert könnten die Ausfallraten in den kommenden drei Jahren 10 bis 15% erreichen. Eine exakte Prognose fällt aufgrund der kurzen Historie und der intransparenten Datenlage in den privaten Kapitalmärkten allerdings schwer.

Man müsse laut Schroff deshalb nicht in Panik verfallen. Nun würden allerdings in der Vergangenheit gemachte Fehler nach oben gespült werden - teilweise einfache Fehler, wie zu hohe Konzentrationsrisiken in den Fonds. Schroff berichtete von Einzelpositionen, die 10 bis 15% des gesamten Kreditportfolios ausmachen. "Wenn bei diesem Kredit etwas passiert, hat der komplette Fonds ein Performance-Problem", so Schroff.

Wie hoch werden Ausfallraten und Verlustquoten von Private Debt?

In der Rückschau habe das Zusammenspiel zwischen Private-Equity-Investoren und Debt Funds gut und konstruktiv funktioniert. Nicht nur beim Neugeschäft, sondern auch in den Fällen, wo sich das Unternehmen nicht so entwickelt hat wie geplant. Laut Schroff waren Private-Equity-Investoren meist bereit, Geld nachzuschießen. Zuletzt mehrten sich jedoch die Fälle, wo der Private-Equity-Investor nicht länger dazu bereit war und stattdessen die Schlüssel zum Unternehmen an den Debt Funds weiterreichte.

Wie erfolgreich die Restrukturierungsbemühungen der Debt Funds werden, muss sich zeigen. Sie hoffen natürlich, dass sie ihren Kredit dadurch nicht voll abschreiben und ihre Recovery maximieren können. Es sei jedoch noch zu früh, um zu sagen, wie hoch die Verlustquoten tatsächlich ausfallen werden. "Das müssen wir wohl noch zwei bis drei Jahre beobachten", so Schroff.

Das müssen wir wohl noch zwei bis drei Jahre beobachten.

Sebastian Schroff, Allianz Global Investors

Verena Kempe vom Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung (KENFO) führte vor Augen, was für die Fondsmanager und Investoren auf dem Spiel steht. In diesem Geschäft bestünde wenig Raum für Fehler. Einen Ausfall könne ein Debt Fund noch aushalten. Bei zwei Ausfällen könne es sein, dass die Nettorendite aus dem Fonds weg ist. Beim dritten Ausfall könne sie schon negativ sein.

Für die Investoren der Debt Funds stellt sich in diesen unruhigen Zeiten mit steigender Inflation, höheren Ausfallraten und steigenden Zinsen die Frage, wie sie ihre Private-Debt-Portfolien speziell und ihre Investments in alternative Anlageklassen generell steuern. Dem Largecap-Markt wird in einem volatilen Marktumfeld allgemein eine höhere Stabilität nachgesagt. Klaus Petersen von Apera hielt dagegen, dass kleinere Unternehmen im Midmarket besser mit dem Zinsanstieg umgehen könnten, da die Verschuldung in Relation zum Ebitda (Leverage) bei diesen Unternehmen geringer wäre.

Private Debt attraktiver als Private Equity

Institutionelle Investoren und Debt-Fund-Manager waren sich einig, dass Private Debt relativ zu anderen Anlageklassen durch die Zinswende attraktiver wird. Gegenüber den liquiden Märkten für Leveraged Loans und High Yield Bonds sei die Anlageklasse Private Debt deutlich weniger volatil. Für institutionelle Investoren sei Private Debt aber vor allem auch gegenüber Private Equity attraktiver geworden. Wenn Investoren aufgrund des gestiegenen Zinsniveaus für erstrangig besicherte Kredite von Debt Funds inzwischen 10% Rendite bekommen und die Private-Equity-Renditen aus demselben Grund sinken, sollte Private Debt im aktuellen Umfeld übergewichtet werden, sagte Markus Geiger von Oddo BHF.

Allianz Global Investors

Für Florian Hofer von Golding Capital ist die Situation für Private Debt aktuell die interessanteste seit der Finanzkrise, da Debt Funds zweistellige Renditen für den risikoärmeren Teil der Kapitalstruktur erhalten würden. In der Krise sei der private Markt zudem verlässlicher als die liquiden Märkte. Für Priscilla Schnepper von der Europäischen Investitionsbank (EIB) punktet Private Debt zudem mit dem Inflations-Hedge. Diese Finanzierungen sind für gewöhnlich variabel verzinst und an den Euribor gekoppelt. Sie sind mit dem inflationsbedingten Zinsanstieg folglich mitgewachsen.

Wir versuchen über alle Marktphasen hindurch zu investieren.

Ilan Beyer, KENFO

Bei all der Euphorie mahnt Lukas Stepanek von Ardian dennoch zur Vorsicht. Man müsse bei der Kreditvergabe jetzt sehr selektiv agieren und sich nicht vom gestiegenen Zinsniveau verleiten lassen, die falsche Kreditentscheidung zu treffen. Auch für Ilan Beyer von KENFO ist die relative Attraktivität von Private Debt hoch. Das heiße aber nicht, dass KENFO seine bisherige Kapital-Com­mit­ment-Planung komplett ändern werde. "Wir versuchen über alle Marktphasen hindurch zu investieren." Beyer geht davon aus, dass die in den vergangenen zwei Jahren aufgelegten Fonds das ein oder andere Problem bekommen könnten. Die frisch aufgelegten Fonds, die jetzt anfangen zu investieren, dürften hingegen attraktive Renditen erzielen.

Sekundärmarkt für Private Debt bildet sich

Der Private-Markt entwickelt sich weiter, die Krise macht ihn reifer. Ein Ausdruck dessen ist der Sekundärmarkt, der sich so langsam bildet. Zwar nicht bei Einzelkrediten – Debt Funds würden Kredite bislang noch nicht verkaufen. Doch die Investoren von Debt Fonds haben inzwischen die Möglichkeit, größere Portfolioanteile gegen Abschlag zu verkaufen. "Der Markt ist gewachsen in den vergangenen Jahren. Es gibt jetzt mehr Opportunitäten", sagt Hofer von Golding Capital.

Das liege vor allem daran, dass es mittelgroße und kleine Debt-Fund-Manager derzeit schwer hätten, Gelder für einen neuen Fonds einzusammeln. Auch Schnepper von der EIB beobachtet, dass sich die Allokationsquoten institutioneller Investoren für die Anlageklasse Private Debt erhöhen. Der Großteil der Gelder fließe jedoch an die großen Manager. Eine Erhebung des Datenanbieters PitchBook besage, dass 85% der finanziellen Mittel von den 20 größten Private-Debt-Managern eingesammelt werde. "Wir möchten auch First-Time-Manager unterstützen, wo sich das Fundraising komplizierter darstellt", so Schnepper.

Debt Funds setzen auf Special Situations und NAV Lending

Hoffnungen setzt die Private-Debt-Branche zudem in Nischenprodukte. Dazu zählen sogenannte Special-Situations-Strategien - ein Begriff, der heutzutage deutlich breiter gefasst wird als in der Vergangenheit. Ursprünglich fielen darunter notleidende Kredite, die von einem Investor mit Abschlag aufgekauft wurden – in der Hoffnung, dass das Unternehmen noch die Kurve bekommt und er den vollen Einsatz zurückbekommt oder mit dem Ziel, über das günstige Fremdkapital die Kontrolle über das Unternehmen zu übernehmen (Loan to Own).

Diese Strategien gibt es heute noch immer, sie finden jedoch vor allem in den liquiden Märkten statt, wo sich Investoren wie beispielsweise Alcentra günstig in High Yield Bonds oder Leveraged Loans einkaufen. Doch der gesamte opportunistische Credit-Bereich habe sich erweitert, sagte Raphael Hampicke von Apollo Global Management. Die Kredite müssen nicht unbedingt notleidend sein. Es reicht, wenn die Finanzierungssituation komplexer ist. Ein möglicher Anlass kann es laut Fritsch beispielsweise sein, wenn im aktuell schwierigen M&A-Umfeld ein geplanter Unternehmensverkauf nicht realisierbar ist, das Unternehmen dennoch refinanziert werden müsse.

Allianz Global Investors

Die schwierige Lage für Private-Equity-Investoren machen sich Debt Funds noch an anderer Stelle zunutze: beim sogenannten NAV Lending. NAV steht für Net Asset Value. Bei dieser Finanzierungsform leiht ein Debt Fund einem Private-Equity-Investor Geld, der am Ende seiner Fondslaufzeit angelangt ist, aber Probleme im Fundraising des Folgevehikels hat. Besichert ist der Kredit mit den Portfoliounternehmen des Investors. Der Rückenwind im Kerngeschäft, verbunden mit den Chancen aus lukrativen Nischen, bietet Debt-Fund-Managern große Chancen, sofern sie die Risiken im Griff behalten.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.