Investmentfonds

Die Krise dämpft das Fonds­geschäft

Das Neugeschäft im deutschen Publikumsfondsgeschäft hat sich im Startquartal angesichts des Ukraine-Krieges gegenüber dem Vorjahreswert halbiert. Im Vergleich mit dem europäischen Markt ist die deutsche Branche jedoch noch relativ glimpflich davongekommen.

Die Krise dämpft das Fonds­geschäft

la Frankfurt

Der Einbruch der Aktienmärkte im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine hat das deutsche Fondsgeschäft im ersten Quartal deutlich gedämpft. Während im Januar Publikums- und Spezialfonds zusammengenommen mit 30,3 Mrd. Euro noch einen Rekordzufluss verzeichnet hatten, schrumpften die Netto-Mittelzuflüsse im Februar auf 13 Mrd. Euro. Diese gingen fast ausschließlich in Spezialfonds, wie der deutsche Fondsverband BVI mitteilt. Im März hat sich die Entwicklung nochmals verschärft. Während Spezialfonds noch 6,4 Mrd. Euro einsammelten, zogen die Anleger aus Publikumsfonds netto 2,7 Mrd. Euro ab.

Von Januar bis März flossen der deutschen Fondsbranche insgesamt 45,1 Mrd. Euro zu. Das ist im Vergleich zum ersten Quartal 2021 zwar ein Rückgang um knapp ein Drittel. Dennoch liegen die Zuflüsse immer noch deutlich über denen der Startquartale der Jahre 2018 bis 2020.

Der Einbruch in den ersten drei Monaten geht allein auf die Publikumsfonds zurück. Während Spezialfonds ihre Nettomittelzuflüsse mit 31,2 Mrd. Euro auf Vorjahresniveau hielten, brachen die Zuflüsse in Publikumsfonds um die Hälfte auf 14,1 Mrd. Euro ein. Das ist jedoch kein Vergleich mit dem Coronaschock im März 2020, als Anleger 21,5 Mrd. Euro aus Publikumsfonds abzogen, was zu einem Quartals-Nettomittelabfluss aus dieser Fondskategorie von 11,0 Mrd. Euro führte.

Nicht nur im Vergleich mit der Coronakrise, auch verglichen mit dem europäischen Markt kommt die deutsche Fondsbranche relativ glimpflich davon. So zitiert der BVI eine Mitteilung von Morningstar, nach der das europäische Publikumsfondsgeschäft im ersten Quartal des laufenden Jahres um 80% von 235 Mrd. Euro auf 51 Mrd Euro abgesackt ist.

Durch die Kursrückgänge ist auch das verwaltete Vermögen der Branche von Jahresbeginn bis Ende März um 4% auf 4,15 Bill. Euro gesunken. Davon entfallen auf offene Spezialfonds 2,1 Bill. Euro und 1,4 Bill. Euro auf offene Publikumsfonds. Dabei ist infolge des Krieges naturgemäß das von Osteuropa-Aktienfonds verwaltete Vermögen seit Anfang Januar von 1,1 Mrd. Euro auf 332 Mill. Euro per Ende März geschrumpft.

Stark im Fokus stehen weiterhin nachhaltige Fonds. Produkte, die als Artikel-8- oder Artikel-9-Fonds nach der Offenlegungsverordnung klassifiziert werden, machen 36% der Zuflüsse im Publikumsgeschäft aus. Ihr Anteil am Fondsvermögen der Publikumsfonds beträgt 40%. Dennoch liegt die deutsche Fondsbranche damit unter dem EU-Durchschnitt von 44%. Der BVI vermutet, dass die Gesellschaften in Deutschland bei der Einstufung ihrer Fonds vorsichtiger sind als in anderen Ländern.

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