Finanzmarktregulierung

Einigung über Green-Bond-Standard in der EU

Durchbruch in Brüssel: EU-Staaten und EU-Parlament einigen sich auf den European Green Bond Standard. Es ist das weltweit erste Regelwerk dieser Art.

Einigung über Green-Bond-Standard in der EU

Der Weg zum weltweit ersten Rahmenwerk für grüne Anleihen ist frei. Vertreter von EU-Staaten und Europaparlament haben sich in der Nacht zu Mittwoch auf einen Kompromiss zum sogenannten „Green-Bond-Standard“ der Europäischen Union verständigt. In Brüssel ist von einem „Goldstandard“ für klimafreundliche Investments die Rede.

Das neue Regelwerk zur Ausgabe von Anleihen ist wesentlicher Bestandteil der europäischen Klimapolitik im Rahmen des „Green Deals“ der EU-Kommission. Wichtiger Bezugspunkt ist die Taxonomie, die Finanzmarktteilnehmern Kriterien für grüne Finanzprodukte an die Hand gibt. Der nun erzielte Kompromiss sieht indes gewissen Spielraum vor: Anleihen, die mit dem Label „European Green Bond“ begeben werden, müssen zu 85% im Einklang mit der Taxonomie stehen.

Für Anleiheemittenten ist die Teilnahme am „European Green Bond Standard“ (EUGBS) grundsätzlich freiwillig. Das kommt in der Finanzindustrie gut an. Miye Kohlhase, zuständige Geschäftsbereichsleiterin des Bankenverbands BdB, hält Freiwilligkeit für wichtig, „damit auch andere anerkannte Green-Bond-Standards genutzt werden können. So wird die Wettbewerbsfähigkeit eines grünen europäischen Kapitalmarktes und damit die Innovationsfähigkeit europäischer Unternehmen gefördert.“ Kohlhase hebt auch den vereinbarten Bestandsschutz hervor: „Investoren können dadurch darauf vertrauen, dass einmal emittierte EU Green Bonds dieses Label über ihre gesamte Laufzeit behalten.“

Auch der europäische Kapitalmarktverband AFME spendet vorsichtig Applaus: „Wir begrüßen, dass die Vereinbarung das ursprüngliche Ziel beibehält, einen freiwilligen, wissenschaftlich fundierten ,Goldstandard‘ für die Finanzierung von Anleihen im Einklang mit der EU-Taxonomie zu schaffen“, sagt der für Sustainable Finance zuständige AFME-Geschäftsführer Oliver Moullin.

Freiwilligkeit hin oder her: Der federführende EU-Abgeordnete Paul Tang von den Sozialdemokraten rechnet mit einer Art Signalwirkung. „Mit einem klaren System für die Offenlegung werden grüne Anleihen, die dieses System nicht nutzen, wahrscheinlich mit zunehmendem Misstrauen betrachtet werden“, sagt Tang. Unternehmen, die mittels des Green-Bond-Standards Geld am Finanzmarkt aufnehmen, müssen zudem eine Strategie ausgearbeitet haben, wie sie ihr Geschäft in Einklang mit den EU-Klimavorgaben bringen.

Die schwedische Finanzministerin Elisabeth Svantesson, unter deren Leitung die monatelangen, zähen Verhandlungen zum Abschluss gekommen sind, sieht Vorteile für Emittenten und In­vestoren: „Emittenten werden nach­weisen können, dass sie legitime grüne Projekte finanzieren, die mit der EU-Taxonomie übereinstimmen“, sagte Svantesson. Anleger wiederum bekämen mehr Ge­wissheit, dass ihre Investitionen nachhaltig seien, „wodurch die Risiken des Greenwashings verringert werden“.

Wollen Unternehmen das Label „European Green Bond“ nutzen, müssen sie Rechenschaft darüber ablegen, wie sie die aufgenommenen Mittel verwenden. Sie müssen außerdem darlegen, wie diese Investitionen auf ihren Plan zum grünen Umbau ihres Geschäftsmodells einzahlen. Die Übereinkunft von Rat und Parlament sieht eine Zulassung und Aufsicht externer Prüfer vor, die bewerten, ob eine Anleihe grün ist.

EU-Finanzmarktkommissarin Mairead McGuinness begrüßte die Einigung, die EU-Staaten und EU-Parlament nun noch formal billigen müssen. Wie Verhandlungsführer Tang spricht McGuinness von einem „Goldstandard für Unternehmen, die beim Übergang zur Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle einnehmen wollen“.

Statistiken der Climate Bonds Initiative zufolge wächst der Markt für Green Bonds rasant, vor allem in der Europäischen Union. Zuletzt entfiel demnach circa die Hälfte der weltweit neu ausgegebenen grünen Anleihen auf die EU. Der Anteil von Green Bonds am gesamten Anleiheuniversum bewegt sich hingegen noch im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

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