ESMA-Risikobericht

Energie­preise alarmieren EU-Wertpapier­aufsicht

Die EU-Wertpapieraufsicht ESMA zeigt sich angesichts rasant steigender Energiepreise und diverser Kursturbulenzen besorgt. Behördenchefin Verena Ross erinnert an das Ziel geordneter Märkte.

Energie­preise alarmieren EU-Wertpapier­aufsicht

jsc Frankfurt

Der Preisschock in den europäischen Energiemärkten und die hohen Kursschwankungen rufen die EU-Wertpapieraufsicht ESMA auf den Plan. Der Markt für Gasderivate sei durch rapide steigende Preise und Volatilität gekennzeichnet und bringe Liquiditätsrisiken für die Gegenparteien mit sich, schreibt die European Securities and Markets Authority in ihrem aktuellen Risikomonitor. Die zu hinterlegenden Sicherheiten (Margins) im Markt für Rohstoffderivate stiegen an und seien auf wenige Akteure im Clearing beschränkt. Eine genaue Beobachtung der Lage sei stets wichtig, um geordnete Märkte sicherzustellen, erklärt ESMA-Chefin Verena Ross. Die Marktordnung ist neben dem Anlegerschutz und der Finanzstabilität eine der drei Kernziele der Pariser Behörde.

In Deutschland belasten derzeit hohe Gaspreise die Energiewirtschaft. Die Förderbank KfW stellt mit kurzfristigen Krediten in Milliardenhöhe sicher, dass Energieunternehmen an den Börsen genügend Mittel als Sicherheit einbringen können. Auf die Situation in Deutschland geht der ESMA-Bericht allerdings nicht gesondert ein.

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine, Inflation und Energiekrise erhöhen laut Bericht aber an vielen Stellen Gefahren: Ansteckungsrisiken zählen im Gesamtmarkt ebenso dazu wie Liquiditäts- und Marktrisiken. Die Fondsbranche zeige sich zwar robust, kämpfe aber mit der Fondsperformance und Abflüssen. Die Anlegerschar spüre wiederum steigende Lebenskosten und negative Realrenditen, lege weniger zurück und sitze mitunter populären Irrtümern auf. Für Zentralverwahrer seien die Sanktionen gegen Russland mit Aufwand verbunden. Banken und Versicherer seien nur im geringen Maße in Russland und der Ukraine engagiert, doch drohten Zweitrundeneffekte. Insgesamt sieht die ESMA weiterhin „sehr hohe“ Risiken. Bereits seit Beginn der Pandemie im Jahr 2020 wählt die Behörde zusammenfassend die höchste Warnstufe im Risikobericht.

Sorge um Privatanleger

Auch die üblichen Hinweise zum Anlegerschutz fehlen nicht: Die ESMA warnt vor hohen und intransparente Kosten, erkennt ein aggressives Werben von Finanzanbietern für hochriskante Instrumente wie be­stimmte strukturierte Produkte und Kryptowährungen und stört sich an den Rückvergütungen von Neobrokern an Handelsplätze (Payment for Orderflow). Der Zusammenbruch im Kryptomarkt belaste das Vertrauen. Auch zweifelt die Behörde an der Kompetenz mancher Anleger, wenn sie über soziale Medien Anweisungen für den raschen Handel suchten. Das Beschwerdeaufkommen habe sich insgesamt allerdings nach einem zuvor hohen Niveau etwas beruhigt.

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