Wertpapieraufsicht

ESMA-Chefin plädiert für mehr Verbraucherschutz

Die BaFin hat eine Stellungnahme der ESMA veröffentlicht. Themen sind unter anderem Neobroker und Robo-Advisor, Gaming Features in Apps sowie Fondsgebühren und faire Produkte.

ESMA-Chefin plädiert für mehr Verbraucherschutz

wbr Franfurt

Die BaFin hat eine Stellungnahme der ESMA zum Verbraucherschutz aus EU-Perspektive veröffentlicht. Die deutsche Aufsichtsbehörde publizierte das Statement von Verena Ross, Vorsitzende der europäischen Wertpapieraufsichtsbehörde (ESMA) im BaFin-Journal auf ihrer Internetseite. Ross ist am 22. November Gast beim 7. Verbraucherschutzforum der BaFin, der in diesem Jahr virtuell stattfindet. Die europäische Chefaufseherin greift in ihrem Beitrag neue Vertriebs- und Ge­schäftsmodelle, wie zum Beispiel Neo-Broker und Robo-Advisor auf. Ross fordert, dass diese Institute dieselben Standards einhalten müssen wie Häuser mit traditionellen Ge­schäftsmodellen.

Auch die neuen Vertriebsinstrumente und -wege in der digitalen Welt würde von der ESMA sehr genau beobachtet, so Ross. „Hierzu zählen unter anderem Gaming Features in Handelsapps, die Anleger zu spekulativem Verhalten und hohen Handelsfrequenzen verleiten, was beides nicht im Interesse der Anleger ist und diese erheblichen Risiken aussetzen.“

Die Chefin der ESMA stellt zudem klar, dass Sparer zu Anlegern werden müssen, um die großen Lücken bei der Altersversorgung in Europa zu schließen und vom Zinseszinseffekt zu profitieren. „Dies lässt sich am besten und einfachsten durch Anlagen am öffentlichen Kapitalmarkt erreichen, die – zumindest historisch betrachtet – auf lange Sicht gute Renditen erzielen“, so Ross. Damit Anleger am Kapitalmarkt investieren, müssen Wertpapieraufseher „regulatorische Rahmenbedingungen schaffen, die das Vertrauen der Anleger in die Kapitalmärkte stärken“. Sie appelliert damit auch an die Branche, Produkte herzustellen, die eine faire Chance bieten, die Anlageziele der Verbraucher zu erreichen.

Unangemessene Gebühren

Die ESMA-Vorsitzende weist auch erneut darauf hin, wie wichtig Kosten und Gebühren für den langfristigen Anlageerfolg seien. Die Aufsicht setze sich nicht nur dafür ein, dass Kosten und Gebühren offengelegt werden, „sondern zeigt auch unangemessene Gebührenstrukturen auf, zum Beispiel bestimmte erfolgsabhängige Vergütungen im Fondsbereich“. Darüber hinaus analysiere die europäische Wertpapieraufsichtsbehörde in jährlichen Vergleichsstudien zu aktiv und passiv verwalteten Fonds die Auswirkungen von Kosten und Gebühren auf die Rendite. Ross erwähnt in dem Beitrag für das BaFin-Journal auch ESG-Investitionen und die Risiken des „Greenwashing“. Auch hier sei es das Ziel der ESMA, ein regulatorisches Rahmenwerk zu schaffen, das sicherstelle, dass „Anleger beim Kauf von ESG-Pro­dukten angemessene Informationen erhalten und beim Kauf von ESG-Produkten tatsächlich nachhaltige Finanzanlagen erhalten“.

Selbstkritisch bilanziert Ross das Thema Verbraucherschutz und Aufsicht so: „Einige unserer Regelungen können zugegebenermaßen noch weiter verbessert werden. Die ESMA unternimmt im Rahmen ihrer Möglichkeiten aber alles, um den Schutz von Privatanlegern zu gewährleisten. Der Anlegerschutz steht bei uns immer an erster Stelle.“

Die ESMA-Chefin diskutiert auf dem BaFin-Verbraucherschutzforum zum Thema „Wie können wir eine bessere Zukunft für Verbraucherinnen und Verbraucher schaffen?“ mit Christiane Rohleder (Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz), Jella Benner-Heinacher (DSW/Better Finance), Thomas Bieler (ING Deutschland) und Thorsten Pötzsch (BaFin).

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