Greenpeace-Studie

Finanzberater missachten Frage zur Nachhaltigkeit

Nach Protesten gegen die DWS vor drei Wochen nimmt sich Greenpeace die Fondsberatung der Deutschen Bank vor. Demnach halten die Berater häufig gesetzliche Vorgaben nicht ein. Die Bank stuft die Kritik als nicht nachvollziehbar ein.

Finanzberater missachten Frage zur Nachhaltigkeit

jsc Frankfurt

Finanzberater fragen in vielen Fällen nicht wie gesetzlich vorgeschrieben die Nachhaltigkeitswünsche der Anlegerinnen und Anleger ab: In einer Untersuchung der Verkaufspraxis von Deutscher Bank und Postbank sprachen die Berater nur in einem Drittel der Fälle von sich aus das Thema Nachhaltigkeit an, wie die Umweltschutzorganisation Greenpeace nach verdeckten Testgesprächen berichtet. Die meisten Testpersonen hätten daher selbst ihren Wunsch zur Nachhaltigkeit äußern müssen. Auch zeigten einige Vermittler ein mangelndes Wissen zu dem Thema. Die vermittelten Fonds der zugehörigen DWS stuft die Organisation vielfach als unpassend und als nicht klimagerecht ein. Insgesamt hatte Greenpeace 38 Testgespräche beauftragt. Die neuen Vertriebsvorgaben zur Nachhaltigkeit gelten seit Anfang August.

Details zu Nachhaltigkeitswünschen der Testkäufer, zum Zeitpunkt der Untersuchung und zu den Eckpunkten der Geldanlage enthält der Bericht zwar nicht. Insgesamt deutet er aber auf eine Streuung der Beratungstiefe hin: Während die Klimastrategie der DWS nur selten ein Thema war und auch die beabsichtigte Klimawirkung aus Sicht von Greenpeace in dem Gespräch häufig zu kurz kam, sprechen einige Berater ausführlich über die Nachhaltigkeit der Kapitalanlage und über Risiken.

Auch andere Untersuchungen der Anlageberatung zeigen ein heterogenes Bild. So hatte die Stiftung Warentest im Frühjahr über Testgespräche berichtet, darunter auch beispielhaft bei der Deutschen Bank. Ergebnis: Die Berater fragen nicht nur essenzielle Daten wie Einkommen, andere Geldanlagen, Anlagedauer und Risikobereitschaft ab, sondern waren zum Teil bereits auf das Thema Nachhaltigkeit ausgerichtet. Allerdings mangele es an Detailwissen zu Fonds und zur Strenge der Kriterien.

Mitunter missachten Berater aber auch andere gesetzliche Vorgaben: So hatte die Finanzaufsicht BaFin im Dezember kritisiert, dass verschiedene Banken ihren Testkunden in einem Drittel der Fälle die Kosteninformation oder die Geeignetheitserklärung vorenthielten. Das Ergebnis sei „ernüchternd“, schriebt die Aufsicht. Um das Thema Nachhaltigkeit ging es in den Gesprächen nicht.

Deutsche Bank widerspricht

Die DWS steht wegen des Vorwurfs überzogener Nachhaltigkeitsangaben (Greenwashing) unter Druck. Bereits vor drei Wochen hatte Greenpeace vor der Zentrale der DWS protestiert und Fondsanteile an treibhausgasintensiven Unternehmen hervorgehoben. Die DWS kündigte am Montag eine ausführlichere Stellungnahme zu den neuen Vorwürfen von Greenpeace an.

Die Deutsche Bank stuft die Kritik als nicht nachvollziehbar ein. So fehlten im Greenpeace-Bericht entsprechende Details zu den Testkäufen. Deutsche Bank und Postbank setzten alle Vorschriften um und hätten die Berater umfassend geschult. Die Deutsche Bank wolle bis Jahresende alle rund 400 Filialen nach dem Konzept von „grünen“ Standorten gestalten. Dazu gehöre eine „Qualifizierungskampagne“ der Belegschaft.

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