Pre-Seed Finanzierung

Fintech Naro gestaltet die Fondsinfrastruktur modular

Fintech-Gründungen im Assetmanagement-Bereich sind selten. Allein deshalb lässt das Kölner Start-up Naro mit seinem As-a-Service-Geschäftsmodell aufhorchen. Denn damit könnten Strukturen in der Fondsindustrie ein wenig aufgebrochen werden.

Fintech Naro gestaltet die Fondsinfrastruktur modular

Nachdem die Asset Management-Branche bislang kaum ein Ziel für Fintech-Gründungen war, ändert sich das jetzt mit dem auf Fondsinfrastruktur spezialisierten Start-up Naro. Die haben kürzlich eine Pre-Seed Finanzierung über 2,8 Mill. Euro abgeschlossen und gehen jetzt mit einem ersten Angebot in den Markt. Angeführt wurde die Runde von La Famiglia (jetzt General Catalyst) und Discovery Ventures, eine von den SumUp-Gründern initiierte Beteiligungsgesellschaft. Beteiligt an der Runde waren auch Angel Invest, Robin Capital, die Gründer der deutschen Einhörner Flix und Forto sowie Business Angels mit Führungserfahrung bei Fintechs wie Liqid, N26, Plaid und Trade Republic.

Ein Baukasten-System

Was die in Köln ansässige Naro anbietet, ist quasi „Asset Management-as-a-Service“, denn es werde Unternehmen ermöglicht, eigene ETFs und Fonds ohne operativen und regulatorischen Aufwand zu kreieren, die sie dann zum Beispiel über ihre eigenen Plattformen und Vertriebsnetzwerke vertreiben können, so Gründer Christoph Püllen gegenüber der Börsen-Zeitung. Das funktioniert dann so, dass Naro einzelne Module zur Verfügung stellt für Produkte wie Geldmarktfonds, Indexfonds oder ETFs und ein Kunde sich das dann nach seiner eigenen Logik und seinen eigenen Präferenzen („strategische Allokation“) für seine Investmentziele zusammenstellt. Naro begleitet das mit „Solutions Engineering“, also einer Beratung in dem Prozess der Auflage eines Anlagevehikels.

Die Fondsindustrie wurde noch nicht so transformiert, wie es im Payment und für Konten- und Einlagengeschäft durch die Neobanken passiert ist.

Christoph Püllen

Dass überhaupt Raum besteht für eine solche Fintech-Gründung, liegt auch daran, dass in Deutschland das KWG und das KAGB eine Trennung von Bank und Asset Management vorsehen – so wie die Deka die Fondsgesellschaft der Sparkassen ist. „Außerdem ist es so, dass die Fondsindustrie noch nicht so transformiert wurde, wie es im Payment und für Konten- und Einlagengeschäft durch die Neobanken passiert ist.“

Drei regulatorische Räume abbilden

Um da einen Fuß in die Tür zu bekommen, ist Naro dabei, ein breites Partnernetz aufzubauen, das dann Dinge wie die KVG-Lizenz und die Wertpapierverwahrung abdeckt. Man befinde sich gerade im Prozess, eigene Lizenzen zu erwerben, könne mit einem ersten Produkt aber jetzt schon in den Markt gehen, so Püllen. So muss man zum Beispiel dafür gerüstet sein, eine deutsche ISIN abzubilden oder je nach Investmentziel eine Zulassung für einen Indexfonds in Luxemburg oder einen ETF in Irland zu erhalten – das regulatorische Fondsuniversum ist groß, breit und tief. 

Das Kapital aus der Funding Runde wird für den weiteren Aufbau der technischen Infrastruktur, zur Erlangung behördlicher Genehmigungen sowie die Entwicklung strategischer Partnerschaften verwendet. Der Gedanke, unter eigenem Branding Investmentprodukte ohne operativen und regulatorischen Aufwand aufzulegen, dürfte für bereits kundenstarke Institute und Plattformen interessant sein. Man verteile „die Fondserträge unter den beteiligten Akteuren neu“, sagt Püllen.

Was das Konzept kann

Weitere Einsatzmöglichkeiten für die Asset Management-Module seien „die Nutzung eigener Investmentprodukte zur internen Einlagensicherung und Treasury Management, die Diversifizierung des Investmentangebots über eigene ETFs oder die Erhöhung des Ertragsanteils bei bestehenden Fondskonzepten.“ Der Gründer denkt dabei als Musterkunden zum Beispiel an E-Geld-Institute, denen man das Parken der Einlagen bei Geldmarktfonds ermöglichen könnte statt zum Kontozins. Naro werde dann über eine Asset Management-Gebühr mitverdienen.

Investor mit Deep-Tech-Verständnis

Mit dem Eingriff in Fondsauflage- und Vertrieb will das Start-up dicke Bretter bohren. Püllen widerspricht nicht, wenn man sagt, dass es bei dem Geschäftsmodell drei bis fünf Jahre dauern kann, bis es starke Traktion gewinnt. Deshalb gehe man auch schrittweise in den Markt. Zudem ist Naro als As-a-Service-Fintech im Infrastruktur-Backend angesiedelt, wo sich die Ketten vom Angebot bis zum Vertrieb noch aufbauen müssen. Allgemein wollen die Naro-Gründer dafür sorgen, dass man im Fondsgeschäft weg kommt vom rein transaktionsbasierten und provisionsgetriebenen Geschäftsmodell.

Mit La Famiglia habe man einen VC-Investor an Bord, der ein gewisses Deep-Tech-Verständnis mitbringe für den Aufbau der Fondsinfrastruktur. Beim VC wird das Investment von der Partnerin Judith Dada betreut.

Fintech Naro gestaltet die Fondsinfrastruktur modular

Pre-Seed-Finanzierung über 2,8 Mill. Euro abgeschlossen – Eigene Lizenzen sind in Arbeit

bg Frankfurt

Das Kölner Start-up Naro lässt mit seinem As-a-Service-Geschäftsmodell aufhorchen. Denn mit diesem Ansatz könnten die Strukturen in der Fondsindustrie ein wenig aufgebrochen werden.

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