Nach der Zinswende

Firmenkundengeschäft der Commerzbank zurück in der Realität

2023 war ein außergewöhnlich gutes Jahr für die Commerzbank im Firmenkundengeschäft. Doch der operative Gewinn von 2,1 Mrd. Euro wird sich so schnell nicht wiederholen.

Firmenkundengeschäft der Commerzbank zurück in der Realität

Firmenkundengeschäft zurück in der Realität

Commerzbank liefert im Corporate Banking 2023 Rekorderträge und macht 2,1 Mrd. Euro Gewinn – Diesen wird die Bank nicht halten können

phh Frankfurt
Von Philipp Habdank, Frankfurt

Das Firmenkundengeschäft der Commerzbank dürfte sich in den kommenden Jahren nach den negativen Corona- und den positiven Zinswende-Ausschlägen stabilisieren. Wachstum liegt im Provisionsgeschäft und damit vor allem im Privatkundensegment, das ergebnisseitig an den Firmenkunden vorbeiziehen könnte.

2023 war für das Firmenkundengeschäft der Commerzbank ein außergewöhnlich gutes Jahr. Der operative Gewinn hat sich auf rund 2,1 Mrd. Euro mehr als verdoppelt und die Erträge erreichten ein Rekordniveau von rund 4,5 Mrd. Euro – in allen Kundengruppen, wie die Bank mit Vorlage ihrer Geschäftszahlen betont. Mit rund 2,6 Mrd. Euro war die Mittelstandsbank der größte Ertragsbringer, internationale Großkonzerne steuerten 1 Mrd. Euro bei.

Einlagen-Beta der Commerzbank im Firmenkundengeschäft steigt

Haupttreiber war der Zinsüberschuss durch verbesserte Margen und Zinserträge auf der Einlagenseite. Dort schichteten Firmenkunden zuletzt aber verstärkt auf Termin- und Tagesgeldeinlagen um, weshalb das Einlagen-Beta im vierten Quartal leicht gestiegen sei. Das Beta misst den Negativeffekt, der der Bank durch gestiegene Zinsen entsteht. „Wir rechnen damit, dass die Margen aus Termin- und Tagesgeldeinlagen im laufenden Jahr auf dem aktuellen Niveau bleiben werden“, sagte Finanzchefin Bettina Orlopp auf der Jahrespressekonferenz.

Während das operative Firmenkundengeschäft ertragsseitig – abgesehen von einer kurzen Corona-Delle – seit Jahren stetig wächst, unterliegt das Segment ergebnisseitig größeren Schwankungen. Betrug der operative Gewinn nach der jahrelangen Niedrigzinsphase 2019 nur noch 336 Mill. Euro, brach er im darauffolgenden Corona-Jahr aufgrund milliardenschwerer Risikokosten sogar auf −465 Mill. Euro ein – nur um in den Folgejahren dank der durch die Zinswende bedingten Sonderkonjunktur auf zuletzt rund 2,1 Mrd. Euro zu steigen.

Operative Ergebnisdelle

Doch die Zinsparty ist vorbei. Für die beiden kommenden Jahre prognostizieren Analysten dem Firmenkundengeschäft nur noch operative Gewinne von etwas mehr als 1,6 Mrd. Euro, die bis 2027 nur moderat auf rund 1,8 Mrd. Euro steigen sollen. Die erwartete Ergebnisdelle begründete Finanzchefin Orlopp damit, dass das Firmenkundensegment im vergangenen Jahr extrem vom Zinsüberschuss profitiert habe. Den Rückgang im Zinsüberschuss müsse das Segment künftig durch Wachstum im Kredit- und Provisionsgeschäft ausgleichen.

In der Gesamtbank soll der Provisionsüberschuss dieses Jahr um 4% wachsen. Um dieses Ziel zu erreichen, verwies Bankchef Manfred Knof auf potenziell höhere Provisionserträge im Zahlungsverkehr durch das Joint Venture mit Global Payments. Außerdem sollen die Erträge mit Firmenkunden in der Vermögensverwaltung zulegen, wo die Bank durch den Zukauf des Sachwerte-Investors Aquila Capital und zuvor die Ausgründung des Assetmanagers Yellowfin nun über eine breitere Angebotspalette verfüge. Die Bank dürfte auch darauf hoffen, dass das Beratungsgeschäft mit Firmenkunden in diesem Jahr wieder anspringt. Aufgrund des volatilen Marktumfelds hielten sich Unternehmen zuletzt mit Börsengängen, Kapitalerhöhungen und der Emission von Fremdkapitalinstrumenten zurück, was den Emissionsbanken geringere Provisionserlöse bescherte. „2024 könnte ein überraschend gutes Jahr werden, sowohl für die Eigenkapitalmärkte als auch die Fremdkapitalmärkte“, sagte zuletzt Bereichsvorstand Roland Boehm, der das Geschäft mit internationalen Firmenkunden verantwortet.

Privatkunden ziehen vorbei

Ein Großteil des Provisionswachstums dürfte auf das Wertpapiergeschäft und das Asset- bzw. Wealth Management entfallen, wovon ergebnisseitig vor allem die Privat- und Unternehmerkundensparte stark profitieren müsste. Deren operativer Gewinn soll Analystenschätzungen zufolge ab diesem Jahr das Firmenkundensegment überholen und bis 2027 auf rund 2,8 Mrd. Euro steigen. Ein Teil des Gewinnanstiegs dürfte aber vor allem aus niedrigeren Risikokosten in Polen resultieren, da die Bank dort künftig nicht mehr mit so starken Negativbelastungen im Zusammenhang mit der M-Bank und Schweizer-Franken-Krediten rechnet.

Commerzbank sorgt sich nicht um Commercial Real Estate

Mit Blick auf die derzeit viel diskutierte und kritisch betrachtete gewerbliche Immobilienfinanzierung zeigte sich Orlopp ob des überschaubaren Portfolios entspannt. Dessen Gesamtvolumen belaufe sich auf 9 Mrd. Euro. "Wir haben lediglich auf Deutschland beschränktes, gut besichertes Exposure", so die Finanzchefin. Sorgen bereiten Banken gerade vor allem US-amerikanische Büroimmobilien.

Wir haben lediglich auf Deutschland beschränktes, gut besichertes Exposure.

Bettina Orlopp, Finanzchefin Commerzbank

Die Commerzbank betreibe dieses Geschäft für Kunden – zum Beispiel für Family Offices, die Immobilien kaufen, um diese zu vermieten, oder für Firmenkunden, die eine neue Lagerhalle oder Fabrik bauen möchten. In der riskanteren Projektfinanzierung ist die Bank aber kaum noch engagiert, weshalb das Entwicklungsrisiko nur rund 6% des Portfolios ausmacht, wie aus einer Analysten-Präsentation hervorgeht. Orlopp verwies außerdem auf den im Schnitt mit 51% vergleichsweise niedrigen Beleihungswert der finanzierten Objekte.

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