Fondsgeschäft

Fonds­standort Irland wächst stärker als Luxemburg

Die langfristig hohe Nachfrage nach ETFs verschiebt im europäischen Fondsgeschäft die Gewichte: Irland wächst deutlich schneller als rivalisierende Standorte.

Fonds­standort Irland wächst stärker als Luxemburg

jsc Frankfurt

Die hohe Nachfrage nach ETFs hat insbesondere den Fondsstandort Irland gestärkt: Während die in Luxemburg aufgelegten Fonds über alle Kategorien hinweg mit insgesamt 5,17 Bill. Euro zur Jahresmitte weiterhin in Europa das stärkste Gewicht haben, erreichen irische Fonds mit 3,70 Bill. Euro den zweiten Rang, wie der europäische Fondsverband Efama und der US-Verband ICI in einer gemeinsamen internationalen Statistik offenlegen.

Auch wenn das von sinkenden Börsenkursen geprägte zweite Quartal auch für Irland einen Rücksetzer mit sich brachte, so ist der Standort in den zurückliegenden Jahren viel stärker gewachsen als andere große Fondsdomizile in Europa (siehe Grafik). Mittlerweile folgen Deutschland und Frankreich mit 2,34 Bill. und 2,05 Bill. Euro abgeschlagen – Irland hatte die beiden Fondsmärkte im Jahr 2014 überholt. Auch britische Fonds kommen mit 1,76 Bill. Euro auf kein dominantes Gewicht.

Sowohl Luxemburg als auch Irland profitieren davon, dass Investmentgesellschaften ihre Fonds in den beiden Ländern auflegen lassen und dann europaweit vertreiben. So werden Publikumsfonds in Deutschland besonders häufig im Luxemburger Fondsmantel verkauft. Das ETF-Geschäft wird aber von Irland dominiert. Mit einem Volumen von 865 Mrd. Euro und 14010 Produkten entfallen jeweils annähernd drei Viertel des europäischen ETF-Geschäfts auf Irland, wie ein Marktbericht von PwC offenlegt. Dabei wuchs das Volumen in Irland seit 2013 nicht nur absolut, sondern auch relativ stärker als der übrige Markt.

Die irische Branche zielt gerade auf angelsächsische Länder. Als einziges englischsprachiges Land in der EU, so wirbt der irische Branchenverband IAIM, sei das Land eine ideale Anlaufstelle. Während die deutsche DWS im ETF-Segment Fondshüllen aus verschiedenen Ländern nutzt und die französische Rivalin Amundi einen Schwerpunkt auf Luxemburg setzt, nutzt der US-Riese und Marktführer Blackrock­ vor allem irische Fonds.

Auch im Neugeschäft schlägt sich Irland solide: Denn während weltweit die Fondsanleger im zweiten Quartal netto umgerechnet 122 Mrd. Euro abzogen und der europäische Markt ein Minus von 90 Mrd. Euro verzeichnet, weist Irland sogar einen Zufluss von netto 4 Mrd. Euro aus, wie aus den Verbandsdaten folgt. Trotzdem fällt das verwaltete Vermögen auch hier. Mit einem Minus von 6% im zweiten Jahresviertel sinkt das Volumen beinahe so stark wie im gesamten europäischen Markt. Unabhängig vom Fondsmantel führt Irland überproportional viele Aktienfonds, so dass sich Kursverluste stark auswirken. Ein weiterer Schwerpunkt der grünen Insel sind Geldmarktfonds, die ein volatiles Neugeschäft mit sich bringen.

Insgesamt verwalten europäische Fondsadressen zur Jahresmitte 18,2 Bill. Euro. Davon entfällt annähernd die Hälfte auf Luxemburg und Irland.

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