AMLA

Frankfurter Werben um die neue Anti-Geldwäsche-Behörde

Der Gesetzgebungsprozess zum Aufbau der neuen Anti-Geldwäsche-Behörde der EU (AMLA) ist noch nicht abgeschlossen. Dies hindert die Stadt Frankfurt und ihre Verbündeten aber nicht daran, in Brüssel ihr Werben um den Sitz voranzutreiben.

Frankfurter Werben um die neue Anti-Geldwäsche-Behörde

Von Andreas Heitker, Brüssel

Der Gesetzgebungsprozess zum Aufbau der neuen Anti-Geldwäsche-Behörde der EU ist noch nicht abgeschlossen. Dies hindert die Stadt Frankfurt und ihre Verbündeten aus Land und Bund aber nicht daran, in Brüssel schon mal ihr Werben um den Sitz der geplanten Anti-Money Laundering Authority (AMLA) mit Nachdruck voranzutreiben. Am Dienstagabend stand daher in der Hessischen Landesvertretung schon einmal eine Podiumsdiskussion mit Experten aus den europäischen Institutionen zum Stand der europäischen Geldwäschebekämpfung auf dem Programm. Das Desaster von 2017, als Frankfurt im Ringen um den Sitz der Bankenaufsichtsbehörde EBA im Endeffekt keinen Stich gegen Paris und Dublin machte, soll sich nicht wiederholen.

Entscheidend sei, dass der künftige AMLA-Standort bestens gerüstet sei, um die EU zum Vorreiter in der Geldwäschebekämpfung zu machen, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Florian Toncar, in Brüssel. Dabei müsse die Behörde so schnell wie möglich eingerichtet werden, damit das gesamte neue Anti-Geldwäsche-Regime der EU funktioniere. Frankfurt vereine alles, was für die AMLA unverzichtbar sei: eine per­fekte Infrastruktur und exzellente Synergien, sagt Toncar und verweist auf die Nähe zur Europäischen Zentralbank (EZB) und ihren Aufsichtsarm SSM. Informationsaustausch sei hier schnell und niedrigschwellig möglich. Hessens Finanzstaatssekretär Martin Worms stößt in ein ähn­liches Horn: Frankfurt biete geballte Aufsichtskompetenz, räumliche Nähe zur Bankenbranche, Nachhaltigkeit, genügend Büroimmobilien und ein Umfeld zur Mitarbeitergewinnung, das es so wohl kein zweites Mal in Europa gebe.

Frankfurt prescht vor. Wer die Konkurrenz ist, darüber kann aktuell aber nur spekuliert werden. Erwartet werden erneute Bewerbungen auch aus Paris, Mailand, eventuell aus Dublin, dem Baltikum oder anderen osteuropäischen Ländern.

Toncar lenkte den Blick der rund 200 Teilnehmer zu Beginn der Podiumsdiskussion auch auf den Riesling. In den nahen Weingebieten der Mainmetropole lebten zwar nicht die besseren Europäer, aber „very relaxed people“, betonte er. Eine Vorlage, die Uwe Becker, der hessische Staatssekretär für Europaangelegenheiten, gerne am Schluss noch einmal aufgriff. Seine Frankfurt-Empfehlung an das internationale Publikum in der Landesvertretung: Äppelwoi trinken. Ob es hilft, zeigt sich dann 2023, wenn über den genauen Zuschnitt der AMLA, die Finanz- und Personalausstattung und die Standort-Frage entschieden wird.

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