Giovanni Liverani

Für Generali steht Profitabilität an erster Stelle

Die italienische Versicherungsgruppe Generali peilt in Deutschland Übernahmen an. Sie setzt zudem auf technikaffine Lösungen mittels künstlicher Intelligenz und auf die Vertriebspartnerschaft mit DVAG.

Für Generali steht Profitabilität an erster Stelle

Von Gerhard Bläske, Mailand

Die italienische Versicherungsgruppe Generali will in Deutschland auch durch Zukäufe wachsen und die ­Profitabilität erhöhen. Generali-Deutschland-CEO Giovanni Liverani, der interimistisch auch das Osteuropa-Geschäft der Gruppe leitet, sagte der Börsen-Zeitung, „Profitabilität steht für uns an erster Stelle. Wir wollen der führende Versicherer in Deutschland in Bezug auf profitables Wachstum, Kapitalrendite und Innovation sein“. Generali habe mit dem Verkauf von Generali Leben deshalb bewusst Marktanteile abgegeben und ist von Rang 2 auf Platz 3 abgerutscht. „Ich bin lieber Dritter, aber dafür Erster in puncto Profitabilität.“ Die Sparte mit den klassischen Lebensversicherungen wurde 2019 verkauft. Der Versicherer sah darin kein auskömmliches Geschäft mehr.

Deutschland ist der zweitwichtigste Markt für Generali. „2021 war ein Rekordjahr für uns“, sagt Liverani. Mit dem neuen Strategieplan will er „unser Wachstum, unsere Kapitalerträge und Innovationskraft weiter steigern“. Trotz Pandemie, Niedrigzinsen und vielen Schadenereignissen stiegen der operative Gewinn um 7,7% auf 975 Mill. Euro und der Nettogewinn um 12,7% auf 688 Mill. Euro. An die Mutter in Triest wurde eine Remittance von 600 Mill. Euro abgeführt. Die gebuchten Brutto-Beiträge stiegen um 3,3% auf 14,9 Mrd. Euro und damit doppelt so stark wie der Markt, so Liverani. Gewachsen ist vor allem das Neugeschäft mit fondsgebundenen Lebensversicherungen (Einnahmen plus 9,8%). Insgesamt wuchsen die Beitragseinnahmen in der Lebensversicherung um 6,1% auf 8,7 Mrd. Euro und in der Schaden-Unfall-Versicherung um 2,2% auf 3,9 Mrd. Euro. Die Combined Ratio stieg wegen vieler Schadenereignisse leicht auf 87,1%, besser als im Gesamtkonzern. Seit 2015 sind das operative Ergebnis um 28% und der Nettogewinn um etwa 80% auf 688 Mill. Euro gewachsen. Die allgemeinen Kosten sind um 27% auf 1,03 Mrd. Euro gesunken. Die Organisationsstruktur ist deutlich verschlankt worden: von elf auf die drei Einheiten Krankenversicherung, Schaden und Leben, dazu kommt die Sparte Prävention mit innovativen Lösungen. Dazu gehört Vitality, ein Programm, das Kunden für eine gesündere Lebensweise „belohnt“. Vital Signs & Care, eine mit dem Start-up Binah.ai entwickelte App, erlaubt es Kunden, ihre Lebensweise mit Hilfe einer Smartphone-Kamera selbst zu kontrollieren und etwa den Sauerstoff­gehalt im Blut und andere Parameter ständig zu überprüfen. Obwohl es bei manchen Kunden sicher datenschutzrechtliche Bedenken gibt, nutzen laut Liverani im Exclusive-Vertrieb knapp 20% der Neukunden Vitality oder ein ähnliches System. „Unsere Kunden und wir profitieren davon stark, Kundenzufriedenheit und Effizienz verbessern sich dadurch“, zeigt sich Liverani überzeugt.

Mit der Genueser Technologiefirma Movendo will Generali dafür sorgen, dass das Sturzrisiko älterer Menschen reduziert wird. Stürze sind bei Menschen über 65 eine Haupttodesursache. Movendo hat den humanoiden Roboter Hunova entwickelt, der „mit Hilfe künstlicher Intelligenz anhand einer personalisierten Analyse individualisierte Trainingsprogramme entwickelt, die dieses Risiko reduzieren“. Das Programm wird gerade mit dem Physiotherapeuten-Netzwerk FPZ und der Deutschen Sporthochschule in Köln erprobt und könnte bald breiter ausgerollt werden. Es gibt bereits ein neues Projekt mit Movendo zur Bewertung und robotergestützten Therapie von Long-Covid-Schäden über das Hunova-Robotersystem. Movendo Technology arbeitet hier mit der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und den Kliniken Schmieder in Konstanz zusammen. Erste Ergebnisse seien sehr ermutigend. Liverani will mit digitalen Rehabilitationslösungen dieser Art „Patienten schneller wieder zu einer höheren Lebensqualität verhelfen“.

Kunden dauerhaft begleiten

„Wir wollen nicht erst dann ins Spiel kommen, wenn etwas passiert, sondern unsere Kunden dauerhaft begleiten, auch mit Hilfe der Technik, in dem wir über künstliche Intelligenz gesammelte Daten über Handy oder Robotern nutzen und in Algorithmen umwandeln. Das er­laubt es uns, maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln.“ Das helfe den Kunden und Generali. Selbstverständlich sei man auch dann da, wenn etwas passiert sei.

Liverani setzt auch auf den Ausbau des konzerneigenen Online-Versicherers Cosmos Direkt sowie der langjährigen Partnerschaft mit dem Vertriebspartner DVAG, an dem Generali mit 40% beteiligt ist und den Liverani als „extrem stark“ lobt.

Liverani will auch durch Übernahmen wachsen. „Wir haben nichts Konkretes im Auge, aber ich bin überzeugt, dass sich angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen Gelegenheiten ergeben werden. Wie unser CEO Philippe Donnet kürzlich gesagt hat: Wir sind bereit“.

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