Immobilienfinanzierung

Glaubenssache

Im Sektor der Immobilienfinanzierer ist derzeit Musik drin, wie die von Aareal und ihrem Münchener Konkurrenten Deutsche Pfandbriefbank am Mittwoch präsentierten Quartalszahlen zeigen.

Glaubenssache

Auch ohne die bis 24. Mai laufende Übernahmeofferte von Finanzinvestoren für die Aareal Bank darf festgestellt werden: Im Sektor der Immobilienfinanzierer ist derzeit Musik drin, wie die von Aareal und ihrem Münchener Konkurrenten Deutsche Pfandbriefbank am Mittwoch präsentierten Quartalszahlen zeigen. Beide Gesellschaften haben ihre Erträge binnen Jahresfrist ausgeweitet, wegen vermehrter Risikovorsorge aber weniger verdient.

Viel mehr ist derzeit nicht gewiss, die Unsicherheit dagegen umso größer. Auf der einen Seite bilden steigende Zinsen, Lockdowns in China, eine unwägbare Konjunkturentwicklung sowie der Krieg in der Ukraine ein denkbar schlechtes Umfeld. Umso heller strahlt daher im Falle der Aareal Bank ein prozentual zweistelliger Anstieg des Zinsüberschusses, der die Aufwandsquote vor Bankenabgabe und Einlagensicherung auf ein in Deutschlands Kreditwirtschaft sehr konkurrenzfähiges Niveau von 37,5% gedrückt hat. Zwar beteuern die Chefs beider Gesellschaften unisono, bislang sei von Effekten des Kriegs auf den Markt nichts zu spüren. Auf der anderen Seite ist die Trägheit des Immobilienmarkts allseits bekannt. Fürs Startquartal wies der Verband deutscher Pfandbriefbanken am Dienstag nochmals Preisanstiege für deutsche Gewerbeimmobilien aus – tags zuvor hatte der Berufsverband RICS der Bundesrepublik schon eine dem globalen Trend zuwiderlaufende Eintrübung des Sentiments bescheinigt.

Die Engagements der Aareal Bank sind zwar international breiter gestreut als jene der Deutschen Pfandbriefbank. Dies aber bescherte eine satte Risikovorsorge in Russland. Klar ist auch: Nachdem sinkende Zinsen die Bewertungen jahrelang in die Höhe trieben und auf breiter Front Höherbewertungen nach sich zogen, wird die Zinswende zu Abschreibungen führen, von Kreditausfällen gar nicht zu reden. Wann es so weit sein wird – dies ist angesichts der opera­tiven Gemengelage derzeit eher Glaubenssache als eine Frage, die sich konkret beantworten ließe. Jedenfalls muss vor diesem Hintergrund die Steuerung des Immobilienportfolios oberste Priorität haben.

Im Zuge des Streits um einen Spin-off der Aareal-Einheit Aareon hatte zuletzt der Eindruck entstehen können, Wohl und Wehe der Bank hingen von der Software-Tochter ab, die im Startquartal 3 Mill. bzw. ein Zehntel zum Betriebsergebnis beisteuerte, deren Wert bei Aktionärsaktivisten aber schon einmal auf 2 Mrd. Euro ver­anschlagt wurde. Wahr ist: Der­zeit spielt die Musik im Kern­geschäft.

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