Zahlungsweisen

Großbritannien für Bargeld­losigkeit nicht bereit

Großbritannien gehört zu den Vorreitern auf dem Weg in die bargeldlose Gesellschaft. Dennoch hätten einer Studie zufolge zehn Millionen Erwachsene große Probleme, wenn sie plötzlich Wirklichkeit würde.

Großbritannien für Bargeld­losigkeit nicht bereit

hip London

Hohe Obergrenzen für das kontaktlose Bezahlen, mehr Karten- als Bargeldtransaktionen – Großbritannien gilt als einer der Vorreiter auf dem Weg in die bargeldlose Gesellschaft. Die Pandemie hat diesen Trend noch verstärkt. Allerdings zeigt eine aktuelle Studie der Royal Society for Arts, Manufactures & Commerce (RSA) für den Geldautomatennetzbetreiber Link, dass rund zehn Millionen Erwachsene – einer von fünf – nach eigenen Angaben mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen hätte, wenn plötzlich nur noch bargeldlos bezahlt werden müsste.

Vor allem für ärmere Bevölkerungsgruppen ist Bargeld wichtig. „Für Millionen von Menschen ist ihr Verhältnis zu Bargeld von entscheidender Bedeutung für die Art und Weise, wie sie ihr wöchentliches Budget verwalten“, sagte Mark Hall, Autor der Studie und Project & Evaluations Lead der RSA. Trotz Online-Banking und -Shopping habe sich der Anteil der Menschen, die voll und ganz von Bargeld abhängig sind, in den vergangenen drei Jahren nicht groß verändert.

Fast die Hälfte der Befragten (48 %) war der Ansicht, dass eine bargeldlose Gesellschaft problembehaftet wäre. Sie verwiesen in diesem Zusammenhang auf Schwierigkeiten, den Überblick über die eigenen finanziellen Mittel und Schulden zu behalten, digitalen Betrug, Datenschutz und die zunehmende Isolation älterer Menschen.

In Segmente eingeteilt

Die Studie teilt die Bevölkerung in Bezug auf ihre Haltung zu Bargeld und anderen Zahlungsmethoden erstmals in Segmente ein. Demnach sind zehn Millionen Menschen von Bargeld „abhängig“. Dabei handelt es sich vor allem um ältere Menschen, mit starker Präferenz für das Bezahlen in bar. Ein jüngereres Segment von rund zwölf Millionen schätzt das Gefühl von Sicherheit, das mit dem Besitz von Bargeld verbunden ist. Rund zwölf Millionen werden als Skeptiker der bargeldlosen Gesellschaft bezeichnet. Neun Millionen verwenden Bargeld gelegentlich oder in Notfällen, ziehen es aber vor, ihr Geld digital zu verwalten. Rund elf Millionen sind vom Konzept der Bargeldlosigkeit so überzeugt, dass sie digitale Zahlungen bevorzugen und keinen großen Nutzen in Bargeld sehen.