Versicherungen

Investoren machen viel Geld für Insurtechs locker

Versicherungs-Start-ups erhalten aktuell so viel Geld von Investoren, wie noch nie zuvor. Sogar im Pandemiejahr 2020 ist das Finanzierungsvolumen noch gestiegen.

Investoren machen viel Geld für Insurtechs locker

ak Köln

– Investoren pumpen weltweit so viel Geld in junge Versicherungs-Start-ups wie nie zuvor. Nachdem das Finanzierungsvolumen selbst im Pandemiejahr 2020 noch stieg, explodieren die Mittelzuflüsse in diesem Jahr förmlich. Laut der Beratungsfirma Willis Towers Watson summiert sich das Funding von Insurtechs 2021 global nach drei Quartalen bereits auf 10,5 Mrd. Dollar. Schon jetzt sind das fast 50% mehr als im Gesamtjahr davor.

In Cybersicherheit investieren

Auffällig ist, dass neue Risiken das Investitionsgeschehen prägen. So gingen zwei der drei größten Finanzierungen im dritten Quartal an Insurtechs, die sich mit Cybersicherheit beschäftigen. Das US-Unternehmen Coalition hat eine Plattform für Cyberrisiko-Management aufgebaut, die unter anderem automatisierte Sicherheitswarnungen bietet sowie Tools, die das Geschäft von Versicherern resilienter gegen Hackerattacken machen. Coalition erhielt Ende September in einer neuen Runde 205 Mill. Dollar und wird jetzt auf 3,5 Mrd. Dollar taxiert.

Die US-israelische At-Bay ist ein junger Cyberversicherer, der im Juli zunächst 185 Mill. Dollar eingesammelt hatte, die im Oktober um weitere 20 Mill. Dollar aufgestockt wurden. Einer der Investoren und auch Risikoträger im Hintergrund ist die Munich Re.

Aber auch Lösungen zur Quantifizierung von Klimarisiken, wie die Flutwarntechnologie von Previsico oder die Klimarisikoplattform Cervest, haben in diesem Jahr Kapitalgeber gefunden. Die beiden noch sehr jungen britischen Start-ups zählen zwar noch nicht zu den Einhörnern, doch für Michael Klüttgens, Leiter der Versicherungsberatung bei Willis Towers Watson, stehen diese Finanzierungsrunden für einen Trend: „Diese Beispiele zeigen, dass Investitionen gerade in die Insurtechs fließen, die sich mit dem Management von Emerging Risks beschäftigen. Dazu gehören insbesondere der Klimawandel und Cyber/Digital Outage, die die wohl einflussreichsten Risiken in den kommenden zwei bis drei Jahrzehnten darstellen.“

Sie stellten damit auch die aktuellen Modelle, Pricing- und Produktansätze der Versicherungsbranche vor große Herausforderungen. Neue Technologien und innovative Lösungen zur Erhebung relevanter Daten sind nach Ansicht von Klüttgens entscheidend, um die Funktion der Versicherungsbranche als Katalysator und Sicherheitsnetz bei der Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft hin zu einer nachhaltigeren Zukunft sicherzustellen.

Dickes Einhorn Wefox

Von den Rekordsummen, die in diesem Jahr in junge Versicherungs-Start-ups geflossen sind, haben auch deutsche Insurtechs etwas abbekommen. Die herausragende Transaktion war Anfang Juni die Mega-Finanzierungsrunde von 650 Mill. Dollar für die Berliner Wefox, die das Unternehmen mit einer Bewertung von 3 Mrd. Dollar in die Riege der gewichtigeren Einhörner katapultierte. Der digitale Krankenversicherer Ottonova erhielt im August weitere 40 Mill. Euro, dem Heidelberger Start-up-Versicherer Get­safe flossen Anfang Oktober 55 Mill. Euro für den Ausbau des Geschäfts zu.

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