Förderbank

KfW nimmt sich Klimaschutz vor

Nach einem Förderrekord im Coronajahr hebt die KfW wieder das liebgewonnene politische Ziel des Klimaschutzes hervor – und bringt für Zukunftsinvestitionen das Instrument staatlicher Garantien ins Spiel. Für das laufende Jahr zeichnet sich ein abflachendes, aber immer noch hohes Neugeschäft ab.

KfW nimmt sich Klimaschutz vor

jsc Frankfurt

Die Förderbank KfW wendet sich nach dem ersten Jahr der Pandemie wieder verstärkt dem Klimaschutz zu: Während die Kreditanstalt im laufenden Turnus nur noch mit Corona­hilfen für Unternehmen in Höhe von 5 Mrd. bis 10 Mrd. Euro rechnet, sofern die Programme nicht erneut aufgestockt werden, beansprucht sie zugleich eine zentrale Rolle für eine Transformation der Wirtschaft, wie sie am Dienstag auf der Jahresauftaktpressekonferenz deutlich gemacht hat. Weil der Aufbau neuer Infrastruktur mitunter nicht „bankable“, also nicht durch gewöhnliche Kredite finanzierbar sei, komme Förderinstituten eine wesentliche Rolle zu, sagte Konzernchef Günther Bräunig. Im ähnlichen Maße, wie die KfW vor einem Jahrzehnt die Finanzierung von Offshore-Windrädern angeschoben habe, ehe später auch gewöhnliche Geldhäuser einsprangen, könne sie nun die Produktion und Nutzung von „grünem Wasserstoff“ auf den Weg bringen.

Insgesamt sagte die von Bund und Ländern getragene Bank im vergangenen Jahr 135 Mrd. Euro zu und damit weitaus mehr als jemals zuvor. Die Pandemie stand dabei im Mittelpunkt. 51 Mrd. Euro bewilligte die Förderbank für diverse Coronahilfen, ob in der Entwicklungszusammenarbeit, in der Start-up-Förderung oder für Studierendenkredite. Mit 46 Mrd. Euro entfiel der wesentliche Anteil aber auf zinsgünstige Coronakredite an Unternehmen. Bei groß­volumigen Finanzierungen, die im Frühjahr zum Beispiel für Lufthansa, Tui, Ceconomy und Sixt aufgelegt worden waren, seien viele Mittel aber noch nicht abgerufen worden, sagte Bräunig. Ansonsten reichte die Kreditanstalt ihre Coronahilfen über gewöhnliche Banken und Sparkassen an Firmen aus. In allen Fällen garantierte der Bund für den Großteil der ausgereichten KfW-Mittel und schob das Programm somit an.

Neben der Pandemie prägte auch das politische Ziel des Klimaschutzes das Geschäft: So hatte der Bund vor einem Jahr die direkten Zuschüsse für private Wohnvorhaben aufgestockt, so dass die KfW in der Programm­gruppe „Energieeffizient Bauen und Sanieren“ knapp 27 Mrd. Euro zusagte. Hinzu kommen Energieeffizienzhilfen für Unternehmen und öffentliche Gebäude, ferner ein neues Programm für Ladestationen für Elektroautos, das die Bank im November lanciert hat und im ersten Monat bereits 137000 Anträge verzeichnete. Auch für grünen Wasserstoff, dem Bräunig eine besondere Rolle zuschreibt, reichte die KfW Mittel aus: Die zugehörige Entwicklungsbank als Arm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sagte 25 Mill. Euro für eine Probeanlage in Tunesien zu, die KfW Ipex-Bank, die für die Export- und Projektfinanzierung verantwortlich ist, stellte vor wenigen Tagen 40 Mill. Euro für ein Gasnetz in Deutschland bereit.

Um Zukunftsinvestitionen zu ermöglichen, sprach sich Bräunig für staatliche Garantien aus, die er als „sehr sinnvoll und sehr wirkungsvoll“ bezeichnete. Außerdem will die Bank bis Juli dieses Jahres Negativzinsen für Darlehen einführen, die sie über Banken und Sparkassen an ihre Kunden ausreicht. Da die Geldhäuser ihrerseits eine Marge aufschlügen, müsse der Endkunde aber weiterhin mit einem positiven Zinssatz rechnen, sagte Bräunig.

Wirecard schmerzt Ipex

Einen Jahresverlust hat die KfW vermieden: Nachdem im ersten Halbjahr noch nach einer hohen Kreditrisikovorsorge, Abschlägen im Beteiligungsportfolio und weiteren Bewertungseffekten ein Minus von 576 Mill. Euro ausgewiesen worden war, hat die Bank das Jahr mit schwarzen Zahlen beendet, wie Finanzvorstand Bernd Loewen sagte.

Der Manager ließ dabei offen, ob auch die KfW Ipex-Bank das zurückliegende Jahr mit schwarzen Zahlen abgeschlossen hat: Das Institut steht nicht nur wegen der Finanzierung von Kreuzfahrtschiffen und Flugzeugen unter Druck, sondern auch wegen einer 100 Mill. Euro schweren Kreditlinie an Wirecard. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in der Causa bereits gegen die Ipex-Bank. Die KfW untersucht darüber hinaus selbst das Verhalten ihrer Tochter und hat laut Bräunig kein Fehlverhalten ausgemacht – weder bei der Kreditvergabe im Jahr 2018, noch bei der späteren Verlängerung der Linie. Zwar schließt Bräunig „Verbesserungspotenzial“ im Kreditvergabeprozess der Ipex-Bank nicht aus, nimmt das Haus aber in Schutz. „Nach alledem, was wir heute wissen, hat die Ipex sorgfältig gearbeitet.“

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