Hamburg Commercial Bank

Mehr Neugeschäft nach Umbau

Die aus der Privatisierung der HSH Nordbank hervorgegangene Hamburg Commercial Bank forciert nach einer mehrjährigen Transformation ihr Neugeschäft. Ab 2023 soll es Dividenden geben.

Mehr Neugeschäft nach Umbau

ste Hamburg

Die zum Jahreswechsel in die Einlagensicherung des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) gewechselte Hamburg Commercial Bank (HCOB) will nach dem Abschluss ihrer mehrjährigen Transformation das Neugeschäft forcieren. Man sei wieder „auf dem Vorwärtsmarsch“, teilte Vorstandschef Stefan Ermisch bei der Vorlage vorläufiger Zahlen für das Geschäftsjahr 2021 am Donnerstag mit. Größere Änderungen an der Ausrichtung sind dabei nicht vorgesehen: Am Geschäftsmodell eines Spezialfinanzierers in bestimmten Nischen werde festgehalten. Die Geschäftsfelder blieben erst einmal bestehen, man werde etwas diversifizieren, auch im Ausland. Zur Begründung wiederholte der HCOB-Chef kritische Aussagen zum deutschen Bankenmarkt: Wer nicht über nennenswerte Marktanteile verfüge, dürfe nicht im Massengeschäft unterwegs sein.

„Prall gefüllt“

Für den laufenden Turnus strebt das Institut, das aus der 2018 an Finanzinvestoren um Cerberus verkauften HSH Nordbank hervorging, ein Kreditneugeschäft von 7 Mrd. Euro an. Man werde sich die Entwicklung der einzelnen Märkte genau anschauen, aber die Pipelines seien „prall gefüllt“ – nach zeitweise stockender Nachfrage im Verlauf der Covid-19-Pandemie. Nach einer Drosselung im Zuge der Restrukturierung war das Neugeschäftsvolumen im abgelaufenen Jahr durch verstärktes Engagement vor allem in der zweiten Jahreshälfte auf 5,4 (i.V. 2,9) Mrd. Euro ausgedehnt worden.

Mit Blick auf die Segmente stellte Ermisch in Aussicht, das Neugeschäft in der gewerblichen Immobilienfinanzierung 2022 auf über 2 Mrd. von 1,6 Mrd. Euro im vergangenen Turnus „behutsam“ zu steigern. In der Schifffahrtssparte, in der 2021 ein Neugeschäft von 1,9 Mrd. Euro zu Buche stand, werde man sich „eher seitwärts“ bewegen. Im Segment der Projektfinanzierung mit Schwerpunkten in den Bereichen Erneuerbare Energien und Infrastruktur will die HCOB laut Ermisch „draufsatteln“, wenn die Märkte es zulassen. Hier belief sich das Neugeschäft 2021 auf 0,7 Mrd. Euro. Im Corporates-Segment, ausgerichtet auf mittlere und größere Unternehmen, werde man in die Diversifizierung investieren und auch „ein bisschen mehr machen“ als im vergangenen Jahr mit einem Neugeschäft von 1,2 Mrd. Euro.

Gegen potenzielle Folgen der Covid-19-Pandemie sieht sich die Bank infolge einer weiter verbessertes Kreditqualität mit einer Quote ausfallgefährdeter Engagements per Ende 2021 von 1,4 (1,8)% sowie durch einen hohen Risikovorsorgebestand gewappnet. Neben einem rentableren operativen Geschäft, einem positiven Fair-Value-Ergebnis und weiteren Kostensenkungen trug im vergangenen Jahr auch eine Nettoauflösung bei der Risikovorsorge dazu bei, dass sich der Vorsteuergewinn um 16% auf 299 Mill. Euro erhöhte. Aufgrund von Effekten aus latenten Steuern fiel das Nettoergebnis mit 351 (102) Mill. Euro noch höher aus. Die HCOB hatte ihre Prognose mehrfach angehoben, zuletzt im November auf deutlich über 300 Mill. Euro.

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet die Bank ein Ergebnis vor Steuern von mehr als 280 Mill. und einen Nachsteuergewinn von rund 250 Mill. Euro. Die Cost-Income-Ratio, die sich 2021 verglichen mit der von Einmaleffekten gestützten Ertragsbasis des Vorjahres auf 50 (i.V. 42)% verschlechterte, erwartet Ermisch in ein bis zwei Jahren auf dem Zielniveau von 40 bis 42%. Dabei wird mittelfristig mit 900 bis 950 Vollzeitkräften geplant – Ende 2021 waren es 919 (1122). Die HCOB, die infolge ihres angestrebten Wachstums die 2021 auf 30,3 (33,8) Mrd. Euro geschrumpfte Bilanzsumme in Richtung 35 Mrd. Euro bewegen will, avisiert auch Gewinnausschüttungen. „Die bilanziellen Voraussetzungen werden wir schaffen im Laufe dieses Jahres, um dann anzufangen mit Dividendenzahlungen“, erklärte der Vorstandschef mit Blick auf das Jahr 2023.

„Ohne Blessur“

Auch nach der Transformation, die man „mit Bravour ohne irgendeine Blessur“ geschafft habe, geht die HCOB von einer Kapitalisierung weit über dem Branchendurchschnitt aus. Die harte Kernkapitalquote erwartet man bei der HCOB in den kommenden Jahren aber auf einem niedrigeren Niveau als Ende 2021: Unter Berücksichtigung des noch nicht beschlossenen Jahresabschlusses liege sie bei rund 31 (27)%, so Ermisch.

HCOB
Konzernzahlen nach IFRS 1
in Mill. Euro20212020
Zinsüberschuss 526629
Gesamtertrag642656
Risikovorsorge32–188
Verwaltungsaufwand328365
Sonstiges betr. Ergebnis14205
Ergebnis vor Steuern299257
Ertragsteuern52–155
Konzernergebnis351102
Cost-Income-Ratio (%)5042
Eigenkapitalrendite (%)18,44,3
Bilanzs. (Mrd. Euro)30,333,8
CET1-Kernkapitalq.2 (%)28,927,0
Beschäftigtenzahl9191 122
1 ) vorläufige Zahlen für 2021; 2) Kapitalquote 2021 ohne Berücksichtigung des Ergebnisses nach Steuern im harten­ KernkapitalBörsen-Zeitung