Italien

Monte dei Paschi ist dividendenfähig

Bei Monte dei Paschi di Siena geht die Suche nach einem Partner weiter. Die EZB hat unterdessen nun bestätigt, dass die Bank die Kapitalanforderungen erfüllt und wieder Dividenden zahlen darf.

Monte dei Paschi ist dividendenfähig

bl Mailand

Die Europäische Zentralbank attestiert Monte dei Paschi (MPS) eine Kapitalquote von 15,7% (Common Equity Tier 1). Damit übertrifft die Bank die Mindestkapitalanforderung (total capital ratio) von 13,5% deutlich. Das Institut darf laut EZB nun auch wieder Dividenden zahlen, müsse aber vorher eine Genehmigung dafür einholen.

Durch die jüngste Kapitalerhöhung um 2,5 Mrd. Euro erhielt MPS die Mittel, um den Abbau von 4100 der 21000 Stellen, der 950 Mill. Euro kostet, zu finanzieren. Damit kann die Bank ihre Kostenbasis um jährlich 300 Mill. Euro senken. Außerdem hätte Monte dei Paschi ohne die Kapitalmaßnahme die Mindestkapitalanforderungen nicht erfüllen können.

Die Rettung des von Luigi Lovaglio geführten Instituts hat den Steuerzahler bisher rund 7 Mrd. Euro gekostet. Das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht. Bei der Suche nach einem Partner, ohne den die fünftgrößte Bank des Landes nicht überleben kann, ist sie keinen Schritt vorangekommen. Unicredit hat im Herbst 2021 nach intensiver Prüfung abgewunken. Auch Italiens drittgrößte Bank BPM hat erklärt, kein Interesse zu haben. BPER, die Nummer vier im Markt, muss erstmal die Übernahme der Genueser Carige sowie von mehr als 500 Ex-Filialen der Ubi Banca verdauen. Als mögliche Interessenten gelten die französische Crédit Agricole und BNP Paribas, die sich bisher nicht geäußert haben. Doch Italiens Regierung legt großen Wert darauf, die „italianità“ von MPS zu erhalten.

Das mangelnde Interesse potenzieller Kandidaten erklärt sich auch durch schlummernde Risiken. Dazu gehören Rechtsrisiken von 2,2 Mrd. Euro, faule Kredite und ein hoher Bestand italienischer Staatsbonds von 11,4 Mrd. Euro. Branchenkenner sind der Ansicht, dass das Institut immer noch zu viel Personal an Bord und deshalb zu hohe Kosten hat.

Die EU hat die Privatisierungsfrist, die Ende 2021 abgelaufen ist, bis 2024 verlängert. Ohne weitere Zugeständnisse des italienischen Staates an einen Erwerber ist ein Verkauf kaum realistisch. Es gibt weitere Unwägbarkeiten. Die Umstände der Kapitalerhöhung waren nicht ganz koscher. Der Erfolg der Maßnahme stand lange auf des Messers Schneide: Nur auf massiven Druck aus Rom beteiligten sich diverse Banken- und Sparkassenstiftungen daran. Und damit sich ein Bankenkonsortium bereit erklärte, wenigstens einen Teil der Bürgschaften zu übernehmen, mussten exorbitant hohe Gebühren von 125 Mill. Euro gezahlt werden. Auf Betreiben mehrerer Investoren soll die EU darüber nachgedacht haben oder es noch tun, den Tat­bestand illegaler Staatshilfen zu ­prüfen.

Bislang defizitäres Jahr

Das wirtschaftliche Umfeld ist nicht dazu angetan, die Perspektiven der Bank, die bei sieben Kapitalerhöhungen seit 2008 etwa 25 Mrd. Euro verbrannt hat, gut dastehen zu lassen. Per Ende September wies sie einen Verlust von 360 Mill. Euro auf, was auch auf Restrukturierungskosten von 928 Mill. Euro zurückzuführen war. Der Strategieplan beruht auf optimistischen Wachstums- und Inflationsannahmen. Dabei droht ein massiver Anstieg der Kreditausfälle. Und EZB sowie die Finanzaufsicht Consob haben Zweifel, dass MPS die eigenen Ziele erreichen kann. Bei der Reduzierung der Kosten-Ertrags-Relation kam das Institut nicht voran: Sie lag Ende September mit 70,8% auf dem Niveau des Vorjahres.

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