Sanktionen

Russen versuchen Krypto-Deals in Dubai

Die Schweiz legt nach mit Sanktionen gegen russische Oligarchen. Russische Vermögen drängen nun nach Dubai, aber große Bitcoin-Transaktionen sind auch dort kaum durchführbar.

Russen versuchen Krypto-Deals in Dubai

Von Björn Godenrath, Frankfurt

Seitdem Europa und die USA Sanktionen über das Vermögen von russischen Oligarchen verhängt haben, wird nun allerorten genauer hingeguckt, wo Assets lagern. In den vergangenen Tagen kam es zu Beschlagnahmungen von Sachwerten wie Immobilien und Hochsee-Yachten in europäischen Häfen, sofern sich die Eigentümerschaft dokumentieren lässt. Wer kann, flüchtet mit seinen Yachten auf hohe See und steuert einen Ankerplatz an, der als sicherer Hafen gelten kann.

Ein großer Teil des russischen Geldvermögens befindet sich indes bei Schweizer Banken. 150 Mrd. bis 200 Mrd. sfr liegen in dem Alpenland, schätzt die Bankiervereinigung. Die von der Schweiz übernommenen Sanktionen treffen zwar nun alle russischen Staatsbürger oder in Russland wohnhaften Personen, die ein Vermögen von mehr als 100000 sfr bei einer dortigen Bank deponiert haben. Das Geld bleibt für die Kontoinhaber aber verfügbar, sofern sie nicht namentlich auf einer Sanktionsliste stehen – seit gestern betrifft das 197 Personen und neun Organisationen, womit die Schweiz die EU-Vorgabe übernimmt. Banken sind angewiesen, die Bestände russischer Kunden bis zum 3. Juni dem Staatssekretariat für Wirtschaft zu melden – ohne Nennung des Begünstigten.

Dieses offene Fenster für Auslandstransaktionen scheinen vermögende Russen nun nutzen zu wollen, indem sie über Finanzplätze wie Dubai gehen, die sich neutral geben gegenüber dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine und dementsprechend auch keine internationalen Sanktionen übernehmen. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge kaufen Russen zum einen umfangreich Immobilien in Dubai. Zum anderen registrieren dortige Kryptoplattformen Anfragen über Schweizer Broker für milliardenschwere Bitcoin-Geschäfte, wie es heißt.

Ein Händler berichtet, eine Anfrage für eine solche Transaktion habe ein Volumen von 2 Mrd. Dollar betroffen. Fünf bis sechs solcher Aufträge habe es in den vergangenen Tagen gegeben, aber keine habe sich durchführen lassen – dafür muss Token-Liquidität vorhanden sein. Ein anderer Interessent habe über 125000 Bitcoin veräußern wollen, und der Broker des Kunden habe erklärt, der mögliche Erlös von rund 6 Mrd. Dollar werde an eine Gesellschaft in Australien überwiesen.

Allerdings sind die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) inzwischen stärker ins Visier der internationalen Financial Action Task Force (FATF) geraten. Anfang März setzte die Organisation das Land auf die sogenannte „Grey List“, womit eine verschärfte Beobachtung von Geldwäscheverdachtsfällen einhergeht. Als „Risikobranchen“ werden Immobilienvermittler und Edelmetallhändler genannt. Ebenfalls im Blick dürfte sein, dass die VAE in dieser Woche ein Gesetz für digitale Assets verabschiedet haben, was weiteres Kryptovolumen anzieht. Aber auch für solche Assets hat die FATF schon einen Anforderungskatalog erstellt.

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