Deutsche Bank

Unternehmens­banker sehen Wende

Lange Zeit haben die Erträge der Unternehmensbank der Deutschen Bank wegen Umbaukosten und der Folgen des Zinstiefs unter Druck gestanden. Nun sieht man in der Bank eine Trendwende.

Unternehmens­banker sehen Wende

Von Bernd Neubacher, Frankfurt

Die Unternehmensbanker der Deutschen Bank wittern Morgenluft. Der hartnäckige Ertragsabrieb ausgerechnet in jener Sparte, welche die Bank bei Neuausrichtung ihrer Strategie im Sommer 2019 in den Mittelpunkt gestellt hatte, scheint gestoppt. So hat die Einheit im dritten Quartal 1,255 Mrd. eingenommen, exakt so viel wie im Vorjahresquartal und zudem 24 Mill. mehr als im Markt erwartet – in den vier vorangegangenen Quartalen war der Ertrag binnen Jahresfrist jeweils gefallen. Unterdessen ist der Vorsteuergewinn um 57% geklettert und liegt mit 292 Mill. Euro höher als in jedem anderen der acht Quartale seit Beginn der Neuausrichtung. Es ist der vierte Anstieg in Folge – im Pandemiejahr hatte die Sparte ihre Risikovorsorge knapp vervierfacht, im laufenden Jahr löst sie entsprechende Rückstellungen auf. Die materielle Eigenkapitalrendite ist im dritten Quartal binnen Jahresfrist derweil von 5,1% auf 7,8% gesprungen und liegt damit bereits nahe dem für Ende 2022 ausgegebenen konzernweiten Ziel von 8%.

Kreditvergabe läuft

Stefan Hoops, Chef der Unternehmensbank, dürfte diese Entwicklung so interpretieren, dass der Erfolg der Sparte nun endlich sichtbar werde. Seitdem er 2019 die Leitung der Unternehmensbank übernommen hatte, waren in jedem Quartal seither Ertrag oder Bruttoergebnis gefallen, vom Höhepunkt der Pandemie von April bis Juni 2020 einmal abgesehen. In der Bank war schon angemerkt worden, dass der Manager die Einheit bislang nicht habe „drehen“ können.

Das Zinstief und Belastungen im Zuge der Restrukturierung kosteten die Sparte regelmäßig rund 100 Mill. Euro pro Quartal. Inzwischen macht Hoffnung, dass etwa der zum Jahreswechsel noch bei null liegende Satz für zehnjährige Swaps seither deutlich angezogen hat.

Nun laufen konzernweit auch die milliardenschweren Umbaukosten allmählich aus (siehe Grafik), und in der Unternehmensbank ist von einer Trendwende die Rede. Die Kreditvergabe sei im dritten Quartal „schön gelaufen“, da die Wirtschaft wieder anspringe.

Auch das Geschäft mit Projektfinanzierungen belebe sich, wenngleich Windparks in Deutschland nach wie vor ungleich leichter zu finanzieren seien als etwa Solaranlagen in einem afrikanischen Staat, heißt es. Das Forderungsvolumen hat sich im Berichtszeitraum um 3 Mrd. Euro erhöht. Um Kunden intensiver zu beraten, wurden zuletzt Mitarbeiter der Investmentbank des Konzerns übernommen.

Neben der Auflösung von Risikovorsorge haben im dritten Quartal ein höherer Provisionsüberschuss und ein sinkender Verwaltungsaufwand den Ertrag gestützt und einen 9-prozentigen Rückgang im Zinsergebnis kompensiert. Den bekämpft die Unternehmensbank, indem sie Kunden negative Zinsen auf Einlagen berechnet. Das entsprechende Volumen stieg im dritten Quartal um 6 Mrd. auf 94 Mrd. Euro, was 96 Mill. Euro Ertrag brachte.

Im ertragsstärksten Geschäftsbereich Corporate Treasury Services kamen die Einnahmen um 1% auf 755 Mill. Euro voran;  während die Erträge im Cash Management leicht schrumpften, zogen sie in der Handelsfinanzierung an. Regional nahmen die Aktivitäten vor allem in China und Indien im Vergleich zum von der Pandemie gezeichneten Vorjahreszeitraum zu.

In den Reihen der Kunden meint man in der Unternehmensbank derweil verstärkt geopolitische Überlegungen zu beobachten. So stellten sich große Gesellschaften die Frage, ob sie angesichts zunehmender Spannungen sowohl in den USA als auch in China zugleich Präsenz zeigen könnten, ohne zwischen die Fronten zu geraten, ist zu hören. Auch mehrten sich Fälle von Unternehmen, die in Dollar denominierte Kredite auf Euro oder Renmimbi umstellen wollten. Um sich mit Blick auf Sanktionen und Gegensanktionen nicht selbst in die Schusslinie zu bringen, hat die Bank den Stab ihrer Compliance-Experten im asiatischen Geschäft aufgestockt.

Ein potenzieller Hemmschuh fürs Geschäft bleibt, dass die Unternehmensbank nach wie vor einen Sonderbeauftragten der BaFin sowie Kontrolleure der Federal Reserve im Haus hat, nachdem die Aufseher in der Vergangenheit Mängel in der Compliance des Hauses ausgemacht hatten. Auf die Frage, ob sie der Bank Beschränkungen etwa im Neugeschäft auferlegt haben oder ob dies drohe, antwortete Finanzvorstand James von Moltke in einer Telefonkonferenz am Mittwoch, das Haus steuere das Geschäft gemäß seinem Risikoappetit. Der spiegele die Erwartungen der Regulierer wider.