Regulierung

Verbotspläne für Bitcoin vorerst vom Tisch

Krypto-Assets sollen Teil der Taxonomie werden, so sieht es der Entwurf des Europaparlaments vor. Kommenden Montag soll über den Entwurf abgestimmt werden, der schon vorab Kontroversen ausgelöst hatte.

Verbotspläne für Bitcoin vorerst vom Tisch

bg Frankfurt –

Im Gesetzgebungsprozess für digitale Assets hat es im Europäischen Parlament eine Wende in der Haltung zu Proof-of-Work-Verfahren wie bei Bitcoin gegeben. Denn im endgültigen Entwurf für die Richtlinien zur Erbringung von Kryptodienstleistungen (Mica) ist eine Passage nicht mehr zu finden, die nach gängiger Auffassung ein Aus für Bitcoin in Europa bedeutet hätte.

In einer früheren Fassung des Berichts war auf Drängen von Abgeordneten der Grünen, Sozialdemokraten und Linken ein Verbot von Kryptodienstleistungen verlangt worden, die auf „ökologisch nicht nachhaltigen Konsensmechanismen“ be­ruhen. Dies hätte de facto ein Verbot des energiehungrigen Konsensusmechanismus „Proof of Work“ bedeutet, der bei Bitcoin zum Eintragen von Transaktionen auf der Blockchain genutzt wird.

Der Entwurf wurde von dem Berichterstatter Stefan Berger (CDU) nun dem Ausschuss für Wirtschaft und Währung (Econ) übergeben, der am kommenden Montag (14. März) darüber abstimmen wird. Berger wollte eigentlich schon vor zwei Wochen abstimmen lassen, zog den Entwurf dann aber zurück, als das drohende Bitcoin-Verbot sehr kontrovers diskutiert wurde.

Der Ausschussberichterstatter Berger erklärte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, angesichts der wichtigen Debatte um Nachhaltigkeit habe er vorgeschlagen, Kryptoassets, wie alle anderen Finanzprodukte, in den Bereich der Taxonomie mitaufzunehmen. „Eine ei­genständige Thematisierung des Proof of Work ist in der Mica nicht mehr vorgesehen.“ Mit dem Regelwerk der Taxonomie legt die EU-Kom­mission Standards für ein nachhaltiges Wirtschaften fest. Im weiteren Prozess stehe nach der Abstimmung im Econ noch ein Trilog mit Rat und EU-Kommission an, so Berger über Twitter.

Insofern wären mit dem aktuellen Entwurf zwar die Pläne für ein de facto Bitcoin-Verbot vorerst vom Tisch; mit der Einreihung in Taxonomie-Rankings könnte der Besitz von solchen Kryptowährungen allerdings äußerst unattraktiv für institutionelle Anleger werden, da dies auf ihren ESG-Ratings lasten könnte. Denn noch beruht Bitcoin bestenfalls zu 50% auf erneuerbaren Energien.

Allerdings besitzt auch das Fiat-Geldsystem einen nicht unerheblichen ökologischen Fußabdruck über die gesamte Wertschöpfungskette von Rechenzentren, Immobilien und elektronischem Zahlungsverkehr. Be­rechnungen von Mike Berners-Lee zufolge haben alle Kryptowährungen 2019 einen CO2-Ausstoß von rund 68 Mill. Tonnen verursacht. In nur zehn Jahren hätten Kryptowährungen 0,12% des CO2-Abdrucks der ganzen Welt hinterlassen.

Der Mica-Rahmen soll dann ab Anfang 2025 gelten. Mit der Mica-Richtlinie könne die EU weltweite Maßstäbe setzen, betonte Berger. „Daher sind alle Beteiligten nun eingeladen, den eingereichten Entwurf zu unterstützen und für die Mica zu stimmen. Ein starker Rückhalt für die Mica ist ein starkes Signal des EU-Parla­ments für einen technologieneutralen und innovationsfreundlichen Finanzsektor.“

Optimierte Verfahren

Im Blockchain-Markt gibt es bereits einiges an Innovationen für schlankere Mining-Prozesse, zum Beispiel über Proof-of-Stake-Verfahren. Neben Start-ups wie Chia machte dieser Tage Espresso Systems von sich reden, die ein optimiertes Verfahren zum Off-Chain-Settlement über sogenannte „Zero Knowledge Roll-ups“ entwickeln. Das reduziert den Computing-Aufwand und damit den Energiebedarf, da der ganze Prozess verschlankt wird. Der letzte große Fortschritt war die Solana-Blockchain mit hoher Schnelligkeit.

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