Nachranganleihen von Banken

Vorsichtige Entwarnung für Versicherer

Warum die Versicherer kaum in die jetzt in die Diskussion geratenen AT1-Bonds von Banken investiert haben.

Vorsichtige Entwarnung für Versicherer

Von Antje Kullrich, Köln

Branchenvertreter und Analysten haben am Dienstag vorsichtige Entwarnung für die Assekuranz gegeben: Die Investments deutscher Versicherer in Nachrangpapiere von Banken dürften sich in engen Grenzen halten. Mit Kapitalanlagen von rund 1,6 Bill. Euro ist die Branche unter institutionellen Anlegern ein Schwergewicht, doch die Turbulenzen am Markt für Additional-Tier-1-Anleihen (AT1) von Finanzinstituten haben die meisten Gesellschaften wenig tangiert. Dort waren nach der Totalabschreibung der Papiere der Credit Suisse auch die Kurse der Anleihen anderer Banken erheblich unter Druck geraten.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft geht davon aus, dass der Anteil von AT1-Instrumenten in den Kapitalanlagen deutscher Versicherer gering ist, da die Branche in ihren Portfolien bonitätsstarke Investments mit festen Ka­pitalflüssen favorisiere. „AT1-Instrumente weisen aufgrund ihrer Struktur diese Merkmale nur sehr eingeschränkt auf und dürften daher nur als Beimischung erfolgen“, hieß es am Dienstag auf Anfrage beim GDV.

Marktführerin Allianz nannte keine konkreten Zahlen zu ihrem Engagement. Aus einer Analystenpräsentation vom Februar geht jedoch hervor, dass der Branchenprimus mit rund 30 Mrd. Euro insgesamt in Bankpapiere im festverzinslichen Bereich investiert ist. Das sind rund 5% des gesamten Fixed-Income-Portfolios und 4% der gesamten Kapitalanlagen. AT1-Bonds der Credit Suisse sollen weniger als 1 Mill. Euro ausmachen.

Die Debeka teilte mit, als großer, breit diversifizierter institutioneller Kapitalanleger „natürlich auch in Anleihen der Credit Suisse investiert“ zu sein. „Die Anleihebestände der Credit Suisse machen deutlich weniger als 1% unseres Gesamtanlageportfolios von mehr als 100 Mrd. Euro aus. Von Abschreibungen auf AT1-Anleihen der Credit Suisse sind wir nicht betroffen.“ Letzteres gilt nach Einschätzung von Analysten für nahezu die gesamte Branche.

Die Analysten von Berenberg be­werteten in einem Kommentar zur Versicherungsbranche das Exposure als gering. Sie verwiesen darauf, dass für AT1-Anleihen von Banken die Kapitalanforderungen unter Solvency II ähnlich hoch seien wie für handelbare Aktien. Damit sei das Rendite-Risiko-Profil für die Versicherer in Bezug auf diese Form von Nachrangpapieren eher unattraktiv.

Eher indirekt betroffen

Die LBBW mutmaßt in einem Kommentar, dass sich die Wirkung der Credit-Suisse-Schieflage auf die Versicherer eher indirekt entfalten werde – „über die Bestände an Bank­anleihen insgesamt, den schwachen Aktienmarkt und den Rückgang der Kapitalmarktzinsen“.

Die BaFin wollte sich zur Credit Suisse und den Auswirkungen auf die Assekuranz nicht äußern, ließ allerdings allgemein verlauten, dass sie die aktuellen Marktentwicklungen im Blick habe und sie im Rahmen ihrer laufenden Aufsicht berücksichtige: „Das deutsche Finanzsystem erweist sich weiterhin als stabil und robust.“