Deutsche Pfandbriefbank

Vorstand dämpft Gewinn­erwartung für das Jahr 2022

Die Deutsche Pfandbriefbank peilt das untere Ende der Spanne für das Ergebnis vor Steuern an. Höhere Margen und eine günstige Refinanzierung bei Privatkunden sollen die Belastungen der Zinswende abfedern.

Vorstand dämpft Gewinn­erwartung für das Jahr 2022

mic München

Die Deutsche Pfandbriefbank hält trotz des schwächelnden Immobilienmarktes an ihrer Prognose 2022 fest. „Wir sind auf gutem Weg, die Gesamtjahresguidance zu erreichen“, sagte Andreas Arndt bei Vorlage der Zahlen des dritten Quartals. Der Vorstandsvorsitzende und Finanzvorstand schränkte allerdings ein, man verorte sich nun eher am unteren Ende der Zielspanne. Der Finanzierer von Gewerbeimmobilien peilte bisher ein Ergebnis vor Steuern von 200 bis 220 Mill. Euro an. Im Vorjahr waren es 242 Mill. Euro. Im dritten Quartal wurden 52 Mill. Euro erreicht, nach neun Monaten stehen 159 Mill. Euro zu Buche (siehe Tabelle).

Die Krise am Immobilienmarkt spiegelt sich im Aktienkurs. Am Montag sank der Kurs im Xetra-Handel um 3,5 % auf 7,57 Euro. Die Aktie liegt nicht mehr weit entfernt von ihrem Jahrestief von 6,76 Euro. Seit Januar sank der Wert um rund 30 %.

Arndt betonte, die Bank halte an ihrer mittelfristigen Wachstumsperspektive fest, die sie am Jahresanfang abgegeben habe. „Aber es liegt auf der Hand, dass das 2023 im Rahmen des Ergebniskorridors eine besonders herausfordernde Angelegenheit sein wird“, fügte er hinzu. Er ließ erkennen, dass das Ergebnis vor Steuern im Rahmen des Mittelfristziels von 200 Mill. Euro liegen soll.

Es sei weiterhin eine deutliche Zurückhaltung der Investoren zu registrieren, der Markt taste vorsichtig herum. Arndt erklärte, man habe sich drei Gegenmittel zurechtgelegt, um erhöhte Belastungen aufzufangen. Denn: „Anders als viele anderen Banken profitiert die Pfandbriefbank nicht per se vom steigenden Zinsniveau.“

Erstens wolle man die Margen erhöhen. Nachdem sich die Credit Spreads am Kapitalmarkt deutlich ausgeweitet hätten, passiere dies nun auch bei den Kunden der gewerblichen Immobilienfinanzierung:  „Für das vierte Quartal zeichnet sich ein deutlich positiver Trend bei den Margen ab.“ In den ersten neun Monaten sank die Marge noch von 170 Basispunkten im Vorjahr auf 160 Basispunkte.

Zweitens baue die Bank ihren Bestand vorsichtig auf. In den ersten neun Monaten sei das durchschnittliche Immobilienfinanzierungsportfolio von 27,1 Mrd. Euro auf 28,4 Mrd. Euro gestiegen. Dies sei das stärkste Wachstum innerhalb eines Jahres seit dem Börsengang 2015, sagte der Bankchef. Er betonte, dass diese Bestandsgröße – zu der auch geringere vorfällige Rückzahlungen beitragen – wichtiger sei als das reine Neugeschäft. Dieses habe nach neun Monaten ein solides Niveau von 6,6 (i.V. 5,7) Mrd. Euro erreicht. Das Jahresziel von 9,5 bis 10,5 Mrd. Euro werde wie bereits kommuniziert am unteren Ende erreicht.

Darlehen von Privatkunden

Drittens wendet sich die Deutsche Pfandbriefbank angesichts der drastisch gestiegenen Kapitalmarktzinsen und den höheren Spreads den Privatkunden zu. Das Einlagengeschäft des Direktarms der Pfandbriefbank – „PBB direkt“ – habe in den vergangenen Monaten deutlich Fahrt aufgenommen, sagte Arndt. Der Bestand sei seit Jahresbeginn dank angepasster Konditionen und gezielten Marketings um rund 1 Mrd. Euro auf 4,1 Mrd. Euro per Ende Oktober gesteigert worden (siehe Grafik): „Wir beabsichtigen, das Einlagengeschäft weiterhin konsequent auszubauen.“

Die Bank bietet ihren Kunden aktuell auf einjähriges Festgeld 1,75 %, für zwei Jahre werden 2,1 % gezahlt. Dabei habe man die Kundenzinsen weniger stark erhöht, als die Zinsen am Markt gestiegen seien, sagte der Vorstandsvorsitzende: „Damit sind Retaildeposits derzeit günstiger als Pfandbriefe.“ Arndt bezeichnete dies als bemerkenswerten Umstand.

In den Geschäftsergebnissen schlagen sich mittlerweile nicht nur die höheren Refinanzierungskosten, sondern auch weitere belastende Faktoren deutlich sichtbar nieder. Erstens gab es im dritten Quartal keine Vorfälligkeitsentschädigungen für vorzeitig zurückgezahlte Darlehen mehr. In den ersten neun Monaten sanken sie um 45 Mill. Euro auf 10 Mill. Euro. Zweitens seien die Erträge aus Zinsuntergrenzen deutlich gesunken, sagte Arndt. Das Entfallen dieser sogenannten Floors trug dazu bei, dass der Zinsüberschuss um 3 % auf 358 Mill. Euro sank.

Darüber hinaus wurde das Zinsergebnis – drittens – nicht mehr von der Zinsvergünstigung in Höhe von 50 Basispunkten für die Verbindlichkeiten aus dem TLTRO-III-Programm der Europäischen Zentralbank begünstigt. Die Pfandbriefbank habe von 8,4 Mrd. Euro Gebrauch gemacht und nur kleinen Teil des Exposure gehedegt, sagte Arndt. Daher gebe es keine signifikanten Kosten für die vorzeitige Auflösung von Sicherungsgeschäften. Insgesamt habe sich die Beteiligung an dem Programm ausgezahlt. Die jüngste Entscheidung der EZB habe keine nennenswerten Auswirkungen auf das Ergebnis 2022.

Neben diesen Belastungsfaktoren schlägt auch eine anhaltende Kreditrisikovorsorge auf die Gewinn-und-Verlust-Rechnung durch. Sie betrug im dritten Quartal 19 Mill. Euro nach 17 Mill. Euro im Vorjahresquartal. Die Pfandbriefbank hatte zwar die Vorsorge aus besonderen Vorsichtsgründen (Management Overlay), die wegen der Pandemie gebildet worden war, vollständig aufgelöst. Es wurden 54 Mill. Euro frei. Der Vorstand bildete jedoch schon vor einiger Zeit 41 Mill. Euro Management Overlay neu, um sich für einen weiteren deutlichen Zinsanstieg zu wappnen. Arndt betonte, die Bank sei auf die allseits erwartete Rezession gut vorbereitet. Der Bestand an Risikovorsorge und Rückstellungen betrage 398 Mill. Euro. Ende 2019 waren es 135 Mill. Euro gewesen.

Wertberichtigt Seite 2

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