Im Gespräch: Christian Fritsch (ELF Capital) und Jannick Hunecke (DBAG)

Was sich für ELF Capital durch die DBAG-Übernahme ändert

Nach der Übernahme des Debt Funds ELF Capital durch den Private-Equity-Investor DBAG sprechen die beiden Manager Christian Fritsch und Jannick Hunecke über die kombinierte Strategie – und das verzögerte Fundraising.

Was sich für ELF Capital durch die DBAG-Übernahme ändert

Im Gespräch: Christian Fritsch und Jannick Hunecke

ELF und DBAG bauen Finanzinvestor

Manager beider Investoren wollen Expertise für Eigen- und Fremdkapital bündeln – Fundraising verläuft vorerst schleppend

phh Frankfurt
Von Philipp Habdank, Frankfurt

„Wir wollen einer der größten deutschen Alternative-Credit-Manager werden“, sagte Christian Fritsch von ELF Capital noch im März im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Dazu sollten mindestens 500 Mill. Euro für den zweiten Flaggschiff-Fonds und zusätzliche 250 Mill. Euro für einen sogenannten Capital Solution Fund eingesammelt werden, der höhere Risiken eingehen kann. ELF wollte somit bereits in diesem Jahr die 1 Mrd. Euro an verwaltetem Vermögen knacken. Dieses gesteckte Ziel wird der Finanzinvestor nicht erreichen – zumindest nicht gleich.

Das hat mehrere Gründe: Zum einen ist das weltweite Private Debt Fundraising im ersten Halbjahr eingebrochen. Daten der Unternehmensberatung Deloitte zufolge sammelten Kreditfonds in den ersten beiden Quartalen weltweit nur 31,9 Mrd. Dollar ein. Das ist nur noch halb so viel wie im Vorjahreszeitraum und der langsamste Start seit 2018. Zum Vergleich: In den Rekordjahren 2021 und 2022 konnten Debt Funds auf Jahressicht 141,9 Mrd. bzw. 120,9 Mrd. Euro einwerben.

Fundraising von ELF verzögert sich

Dennoch startete ELF Mitte 2023 den Fundraising-Prozess – in einem Umfeld, das nicht optimal war, wie Fritsch im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagt. „Nichtsdestotrotz haben alle unsere Bestandsinvestoren Kapitalzusagen für den neuen Fonds gegeben“, so der ELF-Gründer, dem zufolge der Debüt-Fonds die erwartete Rendite für die Investoren übertroffen hat. Zur genauen Höhe wollte sich Fritsch auf Nachfrage allerdings ebenso wenig äußern wie zur genauen Anzahl der Investoren.

Die eine Milliarde an verwaltetem Vermögen peilen wir nun für Ende 2024 an.

Christian Fritsch, ELF Capital

Bekannt ist vor allem ein neuer Investor: die Deutsche Beteiligungs AG (DBAG). Der Private-Equity-Investor gab im September die Übernahme von ELF bekannt und sicherte in diesem Zug auch Kapitalzusagen von 100 Mill. Euro für die ELF-Fonds zu. Durch die Transaktion hat sich das reguläre Fundraising laut Fritsch etwas verzögert. „Die eine Milliarde an verwaltetem Vermögen peilen wir nun für Ende 2024 an“, so der Private-Debt-Manager.

ELF bleibt als Marke bestehen

Das ursprüngliche Ziel sei realistisch gewesen, jedoch hätten Pensionskassen und Versicherungen in diesem Jahr „eine gewisse Allokation ihrer Mittel in liquide Anleihen verschoben“. Fritsch hinterfragt jedoch, wie liquide diese Titel wirklich sind. „Liquide Anleihen und andere liquide Fixed-Income-Produkte wurden faktisch illiquide, weil Investoren sie aufgrund der Zinswende nur mit signifikanten Abschreibungen gegenwärtig realisieren könnten“, sagt Fritsch.

Wir denken, dass wir mit der DBAG dieses Ziel schneller erreichen können.

Christian Fritsch, ELF Capital

Auch nach der Übernahme durch die DBAG soll die Marke „ELF“ weitergeführt werden. Laut Fritsch hat sich auch nichts an den Plänen geändert, das „führende deutsche House of Credit“ zu werden. Man überlege, neben dem bereits existierenden Senior Fund einen weiteren aufzulegen. Darüber hinaus hält Fritsch an den Plänen für den Capital Solutions Fund fest. Zudem prüfe ELF, wie das Geschäft schneller skaliert werden könne. „Wir denken, dass wir mit der DBAG dieses Ziel schneller erreichen können“, so Fritsch.

DBAG entwickelt sich weiter

Die DBAG wiederum hat sich durch die ELF-Übernahme ins Private-Debt-Geschäft eingekauft – wo viele andere Private-Equity-Investoren längst aktiv sind. „Wir glauben, dass sich das Private-Debt-Geschäft besser entwickeln kann, wenn man auf einer Basis aufsetzen kann und das Geschäft nicht selbst von null aufbauen muss“, sagt DBAG-Vorstandsmitglied Jannick Hunecke. Damit sei aber nicht der Wunsch verbunden, zu einem reinen Assetmanager zu werden.

Was uns bislang noch gefehlt hat, war die Fremdkapitalkomponente für Unternehmen dieser Größenordnung.

Jannick Hunecke, DBAG

Hunecke sieht darin einen weiteren Entwicklungsschritt. So habe die DBAG beispielsweise ihren regionalen Fokus auf Norditalien ausgeweitet. Über den Flaggschiff-Fonds könne die DBAG Eigenkapitalbeteiligungen von 10 Mill. bis 220 Mill. Euro realisieren. Zudem habe der Private-Equity-Investor einen Small-Cap-Fonds aufgelegt, der zwischen 10 Mill. und 40 Mill. Euro investieren könne, und außerhalb der Fonds seien über die Bilanz der börsennotierten DBAG auch Minderheitsbeteiligungen mit Equity-Tickets von 15 Mill. bis 35 Mill. Euro möglich. „Was uns bislang noch gefehlt hat, war die Fremdkapitalkomponente für Unternehmen dieser Größenordnung“, sagt Hunecke.

Alternative zu Private Equity

Pikant: ELF hatte sich im Markt bislang unter anderem als Alternative zum Minderheitenverkauf an Private Equity positioniert. Hunecke sieht aktuell viel Bedarf im Markt, mittelständische Unternehmen außerhalb originärer DBAG-Portfolios zu finanzieren. „Klar ist, dass wir keinerlei Ambitionen hegen, ein Konkurrenzprodukt zu traditionellen Darlehen zu etablieren“, sagt Hunecke. Er will eher eine Ergänzung und Alternative zu existierenden Finanzierungsinstrumenten anbieten.

Klar ist, dass wir keinerlei Ambitionen hegen, ein Konkurrenzprodukt zu traditionellen Darlehen zu etablieren.

Jannick Hunecke, DBAG

Laut Fritsch gibt es letztendlich ein Unternehmen, das Kapitalbedarf hat. „Durch die strategische Partnerschaft mit der DBAG ergibt sich nun ein Finanzierungspartner für den Mittelstand, der sowohl Mehrheitsinvestments als auch Minderheitsinvestments und ebenso Fremdkapitallösungen anbietet“, so der Debt-Manager. Mit welcher Finanzierungslösung der Kapitalbedarf am besten gedeckt werden könne, würden das Unternehmen und dessen Gesellschafter bestimmen.

DBAG hat bei ELF künftig Vetorecht

Das kombinierte Team wird sich nun einspielen müssen. „Wir machen künftig ein gemeinsames Sourcing und bereiten Transaktionen wie gehabt vor“, sagt Fritsch. Anschließend gebe es ein internes Investment-Komitee, dem auch die beiden DBAG-Manager Tom Alzin und Jannick Hunecke angehören. Beide haben ein Vetorecht für Transaktionen. „Wir finden das gut, denn vier Augen sehen mehr als zwei, und die DBAG ist ja selbst nennenswert investiert“, sagt Fritsch.

Allzu sehr will sich DBAG aber wohl nicht einmischen. Laut Hunecke soll das ELF-Team die eigene Weiterentwicklung weitestgehend eigenständig stemmen. Er verweist auch darauf, dass die DBAG den Private-Debt-Manager noch nicht komplett übernommen hat. Gleichwohl verfolge die DBAG das Ziel, in fünf Jahren 100% der Anteile zu halten.

Wie teuer wird ELF?

Weder ELF noch DBAG wollten sich zur vertraulichen Kaufpreismechanik äußern. In einer offiziellen Mitteilung hatte die DBAG das initiale Investment mit 12,2 Mill. Euro bewertet. Dem Vernehmen nach sicherte sich die DBAG zunächst etwas mehr als die Hälfte der Anteile. Abhängig von der künftigen Entwicklung von ELF könnten die zweiten 50% möglicherweise also noch teurer werden.

Nach der Übernahme des deutschen Debt Funds ELF Capital durch den börsennotierten Private-Equity-Investor DBAG sprechen die beiden Manager Christian Fritsch und Jannick Hunecke über die kombinierte Strategie der beiden Häuser – und über das verzögerte Fundraising des Kreditfonds in diesem Jahr.

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