SOFR-Laufzeitzins

Weiterer Rückschlag bei der Referenzzinsreform

Bis Mitte des Jahres sollte das Alternative Reference Rates Committee einen Laufzeitzins für die als Libor-Alternative vorangetriebene Secured Overnight Financing Rate (SOFR) empfehlen. Dazu werde man nicht in der Lage sein, teilte das Komitee nun mit.

Weiterer Rückschlag bei der Referenzzinsreform

hip London

Eines der größten Projekte von Finanzregulierern weltweit hat einen weiteren Rückschlag erlitten. Bereits Anfang des Monats hatte sich herausgestellt, dass das ursprüngliche Ziel, die Ermittlung der London Interbank Offered Rate (Libor) bis zum Jahresende einzustellen, nur teilweise erreicht wird. Nun kam eine weitere Hiobsbotschaft vom Alternative Reference Rates Committee (ARRC). Es kümmert sich darum, den Abschied von dem skandalumwitterten Referenzzins in den Vereinigten Staaten über die Bühne zu bringen. Bis Mitte des Jahres sollte es einen Laufzeitzins für die als Libor-Alternative vorangetriebene Secured Overnight Financing Rate (SOFR) empfehlen. Dazu werde man nicht in der Lage sein, teilte das Komitee nun mit.

Zu wenig Liquidität

Es seien zwar Vorschläge eingegangen, die geprüft würden, doch habe man eine Empfehlung immer von bestimmten Bedingungen ab­hängig gemacht. Dazu zählte, dass sich ausreichend Liquidität in den SOFR-Derivatemärkten entwickeln müsse. Das sei bislang nicht erfolgt. Man könne deshalb nicht garantieren, dass man in der Position sein werde, einen Administrator zu empfehlen, der bis Ende des Jahres einen robusten Laufzeitzins produzieren kann. Marktteilnehmer sollten sich darauf einstellen, bereits verfügbare Werkzeuge wie Durchschnittswerte und Indexdaten zu nutzen, die börsentäglich auf der Website der New York Fed veröffentlicht werden. „Das ARRC hat wiederholt auf die Wichtigkeit adäquater Ausweichlösungen in Kontrakten mit Libor-Bezug hingewiesen“, sagte ARRC-Chairman Tom Wipf, der hauptberuflich als Vice Chairman of Institutional Securities bei Morgan Stanley fungiert.

Vermutlich ist das Problem, dass sich bei in die Zukunft reichenden Transaktionen weder Kreditrisiko noch deren Laufzeit hinreichend widerspiegeln, wenn man den alternativen Referenzzins nutzt, nach wie vor nicht zufriedenstellend gelöst. Anders als Libor orientiert sich SOFR am Tagessatz für mit Treasuries besicherte Kredite und würde deshalb unverhältnismäßig stark zurückgehen, sollten Anleger in Krisenzeiten Zuflucht bei US-Staatsanleihen suchen.

Vieles spricht dafür, dass Libor noch viele Jahre ermittelt werden muss – nicht mehr als offizieller Referenzzins, aber für all die Kredite und Schuldentitel, die sich mangels gangbarer Alternativen auch weiterhin darauf beziehen werden. Wie dem jüngsten Bericht des ARRC zum Stand der Dollar-Libor-Reform zu entnehmen ist, werden zwar 60% des derzeitigen Libor-Exposures vor Juni 2023 fällig. Doch stehen danach immer noch rund 90 Bill. Dollar aus. Die Rechtsunsicherheit ist groß, denn Klauseln zu einem Wechsel des Referenzzinses sind in Kreditverträgen eher ungewöhnlich.

Die Libor-Reform hat als Nebenwirkung eine Fragmentierung des Marktes mit sich gebracht, da keine universelle Alternative angestrebt wurde, sondern lokale Lösungen – ob nun Sonia, SOFR oder die Euro Short-Term Rate Estr.