Bitcoin

Wer hat da am Code gedreht?

Seitdem gut 50 % der Rechenleistung für das Bitcoin Mining in den USA stattfinden, verfügen Klimaaktivisten über eine Stellschraube, um gegen den ökologischen Fußabdruck der Kryptowährung vorzugehen.

Wer hat da am Code gedreht?

Seitdem gut 50 % der Rechenleistung für das Bitcoin Mining in den USA stattfinden, verfügen Klimaaktivisten über eine Stellschraube, um gegen den ökologischen Fußabdruck der Kryptowährung vorzugehen. Denn im Gegensatz zum alten Mining-Protagonisten China kann man US-Politiker und die für Emissionsvermeidung sensibilisierte Öffentlichkeit be­arbeiten, um einen Sinneswandel zu bewirken.

Das Übel liegt im energieintensiven Code für das Eintragen von Transaktionen auf der Blockchain, dem Proof-of-Work-Verfahren. Genau da setzt jetzt eine von Greenpeace und dem Kryptomilliardär Chris Larsen ge­steuerte Lobbygruppe an mit ihrer Kampagne „Change the Code, Not the Climate“. Ihre Forderung: Die Bitcoin-Gemeinde solle beschließen, auf das weniger ressourcenintensive Proof of Stake umzustellen. Dafür wird zum einen eine Anzeigenkampagne gestartet, die Larsen mit 5 Mill. Dollar unterstützt. Zum anderen werden lokale Gruppen mit Protesten bei US-Minern aktiv – das Drehbuch ist klar.

Um den Paradigmenwechsel zu bewirken, müsste Larsen eine Mehrheit der Miner und Entwickler für sich gewinnen. Das wird schwierig, sind die doch nicht zu Unrecht davon überzeugt, dass nur das Proof-of-Work-Verfahren die Sicherheit des dezentralen Bitcoin-Netzes garantiert – eine Qualität, an der man nicht herumpfuschen will. Schließlich handelt es sich um ein wesent­liches Merkmal dieser Fi­nanzinfrastruktur. Verbesserungen wie das Upgrade „Taproot“ wurden von den Kernentwicklern auf den Weg gebracht, die Anbindung von Layer-2-Blockchains mit Verlagerung von Prozessen verspricht Entlastung. Außerdem sind die Miner kapitalstark und haben sich Zugriff auf saubere und Überschussenergie gesichert.

Es tut sich also was, um den ökologischen Fußabdruck von Bitcoin zu reduzieren. Kryptowährungen drängen ins Finanzsystem, und das kann nur gelingen, wenn ihre Portfoliozugehörigkeit ESG-Kriterien genügt. Doch das Ziel haben alle Indus­trien. Deshalb ist es in Wahrheit ein Wettbewerb um den Zugang zu knappen erneuerbaren Ressourcen. Dabei geht es auch um die Frage nach gesellschaftlichen Prioritäten. Das ist ja auch der Ursprung des Widerstands gegen Bitcoin: Er ist entweder zu dreckig oder er beansprucht Ressourcen, die woanders fehlen könnten. Dem gegenüber steht der Wert einer nicht staatlich alimentierten, freien Kryptowährung. Das ist unter Umständen nicht gering zu schätzen, denn der nächste Trump oder Putin kommt bestimmt.

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