Gerald Heere, Nord/LB

„Ziel ist es jetzt, Erträge und Neugeschäft zu steigern“

Die Nord/LB muss ihr Neugeschäft ausbauen und Gewinne steigern. Der Jahresüberschuss 2022 zeige in die richtige Richtung, sagt der neue Aufsichtsratsvorsitzende Gerald Heere.

„Ziel ist es jetzt, Erträge und Neugeschäft zu steigern“

Carsten Steevens.

Herr Heere, die Nord/LB hat unter Führung ihres neuen Vorstandsvorsitzenden Jörg Frischholz das Volumen ihrer neu vergebenen Kredite 2022 um 75% auf 23 Mrd. Euro verglichen mit dem Vorjahr gesteigert. Wie beurteilen Sie diesen Wachstumskurs?

Die Nord/LB ist auf einem guten Weg. Sie zählt zu den führenden deutschen Finanzierern für erneuerbare Energien und kann sich zu Recht „Bank der Energiewende“ nennen. Wir brauchen starke Transformationsfinanzierer, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Zugleich sichert der Ausbau dieses Geschäftssegments die nachhaltige Ertragskraft der Nord/LB. Ich freue mich sehr, dass diese Entwicklung jetzt auch in Form eines positiven Ausblicks durch Ratingagenturen bestätigt wurde.

Die Nord/LB hat die Ziele ihrer jahrelangen Restrukturierung auf der Ertragsseite nicht erreicht. Sie braucht aber eine Ergebnissteigerung, um das notwendige teure Projekt einer neuen IT-Banksteuerung finanzieren und um Gewinne mit Blick auf strengere Eigenkapitalanforderungen zum Ende des Jahrzehnts thesaurieren zu können. Wie soll das konkret klappen?

Die Nord/LB ist bereits 2021 in die Gewinnzone zurückgekehrt und konnte ihre Gewinne im Jahr 2022 weiter steigern. Dies ist gelungen trotz der hohen Unsicherheiten durch die Pandemie und die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Die Bank hat ein hohes Maß an Resilienz erreicht, so dass sie gleichwohl ihren Fokus in Richtung Wachstum insbesondere zur Unterstützung der Energiewende richten kann. Sie ist in ihren Kernkompetenzfeldern gut aufgestellt. Ziel ist es jetzt, die Erträge und das Neugeschäft zu steigern. Der vorgelegte Jahresabschluss zeigt ganz klar in die richtige Richtung.

Mit der Stützung der Nord/LB durch die alten Eigentümer und durch neue Träger aus der Sparkassenorganisation wurden der Bank Ende 2019 Redimensionierung, Risikoreduzierung und Regionalität verordnet. Stimmt das kräftige Wachstum mit dem Geist des Stützungsvertrags noch überein?

Die von Ihnen genannten Absprachen wurden doch umgesetzt. Die Bank sollte regionaler werden, aber keine Regionalbank. Der Ausbau des Neugeschäfts erfolgte im Rahmen der konservativen Risikopolitik der Nord/LB. Wie schon in den Jahren zuvor hat sich die Bank weiter von Risiken befreit und den Anteil notleidender Kredite zurückgefahren. Der Verwaltungsaufwand konnte im vergangenen Jahr trotz hoher Inflationsraten etwas verringert werden. Insbesondere die Personalkosten waren erneut rückläufig. Das außereuropäische Auslandsgeschäft hat eine untergeordnete Rolle. Der Schwerpunkt des Geschäfts liegt eindeutig in Deutschland.

Wo sehen Sie die Grenzen für das Wachstum der Nord/LB in der Zukunft?

Die Nord/LB wird sich in ihren Geschäftsfeldern weiterhin Opportunitäten suchen. Das Wachstum wird auch zukünftig mit Augenmaß und risikoorientiert erfolgen.

Die Nord/LB hat eine verhängnisvolle Ausrichtung auf das Schiffskreditgeschäft hinter sich. Wenn sie sich nun als Bank der Energiewende positioniert: Wie groß ist die Gefahr neuer Klumpenrisiken?

Die Nord/LB fokussiert sich auf die Finanzierung von erneuerbaren Energien und Infrastrukturprojekten, auf den Firmenkundenbereich sowie auf die Immobilienfinanzierung unter der Marke Deutsche Hypo. Sie achtet dabei auf eine hohe Diversifizierung, indem sie z.B. in unterschiedlichen Regionen tätig ist und verschiedene Technologien finanziert.

Die Sparkassen sind daran interessiert, dass die Risiken für die Nord/LB dauerhaft beherrschbar bleiben, die anderen Landesbanken sehen die Geschäftsausweitung kritisch, weil die Nord/LB ein Konkurrent ist, und Niedersachsen hat die Finanzierung des Umbaus zum Land der Energiewende im Blick. Wie passen die Prioritäten der einzelnen Träger unter einen Hut?

Uns alle eint der Wille, dass die Nord/LB nachhaltig stabil aufgestellt und gleichzeitig profitabel ist. Dass die jeweiligen Blickwinkel nicht immer 100-prozentig deckungsgleich sind, liegt in der Natur der Sache. Umso wichtiger ist es, dass wir mit den anderen Trägern im kontinuierlichen Austausch über die Fortentwicklung der Nord/LB sind. Und das sind wir.

Aus Sicht der Sparkassen wäre es eine charmante Lösung, würde das Land Niedersachsen ihre Anteile übernehmen. Wie wahrscheinlich ist das?

Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass ich mich zu Spekulationen nicht äußere.

Wenn die Nord/LB stärker wachsen soll, braucht sie mehr Eigenkapital und sie muss höhere Risiken eingehen. Sollte sich der politische Wille dann nicht auch stärker in der Trägerstruktur widerspiegeln?

Die Nord/LB hat eine gesunde Eigenkapitalbasis, die ihr Geschäftsmodell stützt. Wie beschrieben sollte die Nord/LB jetzt erst einmal die Neustrukturierung umsetzen.

Könnte eine Trennung von der zur Nord/LB gehörenden Braunschweigischen Landessparkasse (BLSK) dazu führen, dass Niedersachsen die Anteile der Sparkassenorganisation an der Landesbank übernimmt?

Nach dem Koalitionsvertrag der rot-grünen Landesregierung ist eine ergebnisoffene Prüfung einer Herauslösung der BLSK aus der Nord/LB vorgesehen. Das ist mir auch ein Anliegen. Die Frage ist aber, wer die BLSK tragen kann und das nötige Geld dafür aufbringt. Voraussetzung ist nach wie vor, dass die Nord/LB durch ein Carve-out der BLSK nicht geschwächt wird und somit nicht zulasten der Träger der Nord/LB gehen darf. Konkrete Vorschläge, wie dies gelingen kann, liegen uns bisher nicht vor.

Die Nord/LB benötigt Klarheit über ihren künftigen Kurs. Wann wird der Disput im Trägerkreis über das Geschäftsmodell, das verbunden ist mit der Entwicklung der IT-Banksteuerung, gelöst sein? Bis zum Sparkassentag Ende Mai in Hannover?

Das Land Niedersachsen als Träger ist im kontinuierlichen Austausch mit den anderen Eigentümern über die Fortentwicklung der Nord/LB. Ich bitte um Verständnis, dass wir uns zu den Kommunikationsinhalten und Terminabsprachen zwischen den Trägern grundsätzlich nicht öffentlich äußern.

Die Fragen stellte

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