Entscheidungen

Doppelschlag von Fed und EZB

Die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank stehen vor wichtigen Entscheidungen zum geldpolitischen Kurs. Marktteilnehmer und Ökonomen sind gespannt, wie es mit den billionenschweren Anleihekäufen weitergeht.

Doppelschlag von Fed und EZB

Von Mark Schrörs, Frankfurt

Binnen weniger als 24 Stunden entscheiden in der kommenden Woche die beiden wichtigsten Zentralbanken der Welt über ihren geldpolitischen Kurs: Am Mittwochabend deutscher Zeit verkündet zunächst die US-Notenbank Fed das Ergebnis ihrer zweitägigen Beratungen am Dienstag und Mittwoch. Am frühen Donnerstagnachmittag folgt dann die Europäische Zentralbank (EZB). Und in beiden Fällen stehen wichtige Entscheidungen an – und entsprechend groß ist die Spannung unter Marktteilnehmern und Ökonomen.

Bei der Fed dreht sich alles um die Frage, ob die US-Währungshüter das Tempo ihres sogenannten Tapering erhöhen, also ihre billionenschweren Anleihekäufe schneller zu­rückfahren als bislang avisiert. Erst Anfang November hatten sie entschieden, die Käufe von zuvor 120 Mrd. Dollar pro Monat im November und Dezember jeweils um 15 Mrd. Dollar pro Monat zu reduzieren. Für das Jahr 2022 hatten sie ähnliche Reduzierungen und damit ein Ende der Käufe Mitte 2022 in Aussicht gestellt. Allerdings hatten sie da bereits erklärt, dass das Tempo notfalls angepasst werden könnte.

Jetzt haben einige US-Notenbanker, darunter auch Fed-Chef Jerome Powell, die Diskussion losgetreten, das Tapering zu beschleunigen. Hintergrund sind zunehmende Inflationssorgen. Im Oktober ist die Verbraucherpreisinflation auf 6,2% ge­schnellt – der höchste Wert seit mehr als 30 Jahren. Im November dürfte die Teuerung sogar noch einmal deutlich höher gelegen haben. Auch in der Fed wächst nun die Sorge, dass sich die hohe Inflation zunehmend verfestigt. Zugleich schürt aber die Coronavirus-Mutation Omikron die Konjunkturunsicherheit.

Die Fed steht also vor einem gewissen Dilemma, zumal sie explizit ein duales Mandat aus Preisstabilität und Vollbeschäftigung hat. Powell selbst hat nun aber unlängst bei einer Anhörung vor dem US-Kongress den Eindruck erweckt, dass sich der Fokus der Fed von der Wachstumsunterstützung in Richtung Inflationsbekämpfung verschoben hat. Viele Beobachter erwarten deshalb nun ein schnelleres Tapering und danach auch schnellere Zinserhöhungen. Begleitet wird das aber von Sorgen und Mahnungen, dass das die US-Wirtschaft stark bremsen könnte.

Vor einem ähnlichen Dilemma steht auch die EZB. Zwar liegt die Inflation mit 4,9% im November noch deutlich unterhalb der US-Teuerung. Aber auch das bedeutet einen Rekordwert seit Einführung des Euro im Jahr 1999. Auch unter Euro-Hütern nehmen deshalb die mahnenden Stimmen zu. Zugleich ist aber unklar, was Omikron für die Euro-Wirtschaft bedeutet. Einige Volkswirte befürchten gar schon eine neuerliche Rezession im Winter.

Das erschwert die wichtigen Entscheidungen, die EZB-Präsidentin Christine Lagarde für die Sitzung nächste Woche in Aussicht gestellt hatte und weswegen das Treffen als wegweisend gilt. Als nahezu ausgemacht gilt, dass der EZB-Rat trotz vierter Infektionswelle das 1,85 Bill. Euro umfassende Corona-Notfallanleihekaufprogramm PEPP im März 2022 auslaufen lässt. Was darüber hinaus passiert, ist aber nicht klar. So steht nun im Raum, PEPP nicht ganz zu beenden, sondern es ruhen zu lassen und bei Bedarf wieder zu aktivieren. Unklar ist auch, ob das parallele Anleihekaufprogramm APP mit einem Volumen von aktuell 20 Mrd. Euro pro Monat aufgestockt wird. Heftig umstritten ist zudem die Frage, ob und wie die große Flexibilität des PEPP auch über dessen Ende hinaus erhalten werden kann.

Jüngste Aussagen von Euro-Notenbankern haben nun den Eindruck geschürt, dass sich die EZB abgesehen vom PEPP-Ende möglichst viele Optionen offenhalten will. Lagarde selbst mahnte zwar mehr Klarheit für die Märkte an – warnte aber zugleich vor zu langen Vorfestlegungen.