US-Notenbank

Startschuss für Tapering erwartet

Jerome Powell, Chef der US-Notenbank, hat jüngst deutlich signalisiert, dass die Drosselung der Anleihekäufe bevorsteht. Vor der geldpolitischen Sitzung in der neuen Woche wächst deshalb die Spannung.

Startschuss für Tapering erwartet

Von Mark Schrörs, Frankfurt

In der kommenden Woche gibt es gleich zwei Zentralbanksitzungen, die mit extremer Spannung erwartet werden. Am Dienstag und Mittwoch tagt der Offenmarktausschuss FOMC der US-Notenbank Fed, und dann könnte es den Startschuss für das seit langem heiß diskutierte „Tapering“ geben – also die Drosselung der billionenschweren Staatsanleihekäufe. Am Donnerstag folgt die Bank of England, und es scheint nicht ausgeschlossen, dass sie sogar schon den Leitzins anhebt. Am Ende der Woche könnte damit die geldpolitische Wende auch in einigen der wichtigsten Währungsräume weltweit endgültig angekommen sein.

Die Erwartung, dass die Fed nach langer Diskussion nun die finale Entscheidung zum Tapering fällt, hat Notenbankchef Jerome Powell Ende vergangener Woche noch einmal geschürt. „Wir sind auf bestem Wege, mit der Reduzierung unserer Anleihekäufe zu beginnen“, sagte er da unmittelbar vor Beginn der Schwei­gephase vor einer Fed-Sitzung. Es wäre der erste Schritt der US-Notenbank beim Ausstieg aus den beispiellosen Maßnahmen der Coronakrise. Aktuell kauft die Fed jeden Monat für rund 120 Mrd. Dollar US-Staatsanleihen und Hypothekenpapiere.

Das erscheint aber immer weniger angemessen. Zum einen hat sich die US-Wirtschaft unerwartet schnell von der Pandemie erholt – auch wenn die Dynamik unlängst wegen der Ausbreitung der Delta-Variante und der weltweiten Materialengpässe nachgelassen hat. Der Internationale Währungsfonds prognostiziert für 2021 ein Wachstum von 6%. Zugleich hält sich zum anderen die Inflation hartnäckiger auf hohem Niveau. Seit Monaten liegt die Verbraucherpreisinflation oberhalb von 5% und damit deutlich oberhalb des Fed-Ziels von 2%.

Nun hat die Fed zwar 2020 eine neue Strategie verabschiedet, gemäß der sie die 2% als durchschnittliches Ziel definiert, also über einen gewissen Zeitraum. Nach Jahren unterhalb von 2% sind da Werte oberhalb willkommen. Allerdings scheinen auch bei den US-Währungshütern die Inflationssorgen zuzunehmen, zu­mal sich die Versorgungsengpässe länger anhalten als gedacht. Längst gibt es Bedenken, die USA könnten die Kontrolle über die Inflation verlieren. Sogar Finanzministerin Janet Yellen, einst selbst Fed-Chefin, fühlte sich da nun bemüßigt, gegenzuhalten: Die Gefahr bestehe nicht.

Gleichwohl steigen die Inflationserwartungen rasant an, und auch das dürfte die Fed darin bestärken, mit dem Tapering zu beginnen. Diese Drosselung soll dann laut Fed-Vorstellung bis Mitte 2022 abgeschlossen sein. Powell machte indes jetzt wieder klar, dass damit nicht gleich auch Zinserhöhungen auf der Agenda stünden. „Ich denke, es ist Zeit für eine Drosselung der Käufe, aber nicht für Zinserhöhungen“, sagte Powell explizit. Die Finanzmärkte wetten aber verstärkt darauf, dass der Leitzins von aktuell 0 bis 0,25% bereits Mitte 2022 steigen könnte. Powell hatte sich zuletzt nicht entschieden dagegengestemmt, und nun wird mit Spannung erwartet, was er dazu nach dieser Sitzung sagt.

Schon einen Schritt weiter könnte die Bank of England sein. Die britischen Währungshüter haben zuletzt offen mit einer Erhöhung des Leitzinses von aktuell 0,1% noch in diesem Jahr geliebäugelt, und jüngste Aussagen von Notenbankchef Andrew Bailey lassen es nicht ausgeschlossen erscheinen, dass es bereits nächste Woche so weit sein könnte. „Wir werden handeln müssen“, sagte Bailey mit Blick auf die aktuelle Inflationsrate und stark anziehende Inflationserwartungen. Die Inflation in Großbritannien liegt aktuell bei 3,1% und könnte in den nächsten Monaten noch die Marke von 5% erreichen.

Auch der neue Chefvolkswirt der Bank of England, Huw Pill, nährte in den vergangenen Tagen Erwartungen auf eine baldige erste Zinserhöhung. Zugleich dämpfte er aber Spekulationen auf einen aggressiven Zinserhöhungskurs. Es bestehe aktuell kein Anlass, einen restriktiven Zinskurs einzuschlagen.

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