Ausblick

Analysten raten zur Vorsicht

Angesichts der kräftigen Kurszuwächse am deutschen Aktienmarkt raten die Analysten von DZ Bank und LBBW nun zur Vorsicht. Der Dax könnte zur Jahresmitte auf 14.500 Punkte sinken.

Analysten raten zur Vorsicht

Der Dax hat in der gerade beendeten Handelswoche mit einem leichten Plus abgeschlossen, seit Jahresbeginn hat er bereits mehr als 10% zugelegt. Mit aktuell rund 15400 Punkten befindet er sich wieder auf dem Niveau von vor dem Beginn des Ukraine-Kriegs, obwohl das Umfeld der Aktienmärkte sehr viel schwieriger ist als vor dem Ausbruch des Kriegs.

Nach Einschätzung von Frank Klumpp, Senior Equity Strategist der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), setzen die Anleger dabei auf ein Szenario von „Peak Inflation und Soft Landing“, das von einem Rückzug der Inflation und der Vermeidung einer Rezession gekennzeichnet ist. Die zuletzt über den Erwartungen liegenden US-Inflationsdaten und die starken amerikanischen Einzelhandelsumsätze, die auf eine zunächst weiterhin restriktive Geldpolitik hindeuteten, hätten die Anleger an den Aktienmärkten dabei nicht irritiert, stellt Klumpp fest.

Allerdings habe die Gelassenheit der Aktienmärkte am Donnerstag mit der Veröffentlichung der US-Verbraucherpreise geendet, die mit einem Zuwachs von 6% im Januar deutlich über den Erwartungen gelegen hätten. Zudem habe es Äußerungen von US-Notenbankern gegeben, die „dezidiert hawkish“ gewesen seien. Klumpp rät zur Vorsicht: Die jüngsten Verluste könnten ein erstes Indiz dafür sein, dass an den Aktienmärkten erst einmal eine Fastenzeit bevorstehe. Hierfür sprechen seiner Ansicht nach auch die Bewertungen. Diese ließen, insbesondere in den USA, nicht mehr viel Spielraum nach oben: Mit einem KGV-Vielfachen von über 18 auf Basis der für die kommenden zwölf Monate geschätzten Gewinne liege die Bewertung bereits um knapp 15% über dem Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre. Auch hierzulande sei das KGV inzwischen auf einem langjährigen Durchschnitt angelangt. Die LBBW erwartet den Dax per Ende Juni lediglich bei 14500 Punkten.

Zurückhaltend äußern sich auch die Analysten der DZ, die zur Jahresmitte ebenfalls von einem Stand des Dax von lediglich 14500 Punkten ausgehen. Unter charttechnischen Aspekten deuteten erste Anzeichen auf eine anstehende Überhitzung hin, betont Analyst Stephen Schneider. Er warnt vor einem Rücksetzer, der bereits zur Wochenmitte beginnen könnte.

Allerdings werde dieser Rücksetzer noch keine markanten Verluste mit sich bringen, dass die Marke von 15000 Punkten in arge Bedrängnis gerade, dürfe zurzeit bezweifelt werden. Ob allerdings der Dax anschließend nochmals die gleiche Dynamik aufweise, die die Anleger seit dem vergangenen Herbst ge­wohnt sein, daran seien Zweifel angebracht, ist er überzeugt. Es gebe einige Stolpersteine. Die zurückhaltende fundamentale Prognose zur Jahresmitte werde durch die Charttechnik gestützt.

Auf mittlere Sicht sind beide Häuser allerdings wieder zuversichtlicher, im weiteren Verlauf rechnen sie mit Kurszuwächsen. Die DZBank prognostiziert einen Jahresendstand des deutschen Leitindex von 15000 Punkten, die LBBW sogar von 16000 Zählern.