Maschinelles Lernen

Bedeutung von KI als Anlagethema wächst

Zahlreiche Assetmanager sehen künstliche Intelligenz als prägendes Anlagethema. Dieses spielt für eine große Bandbreite von Unternehmen eine Rolle.

Bedeutung von KI als Anlagethema wächst

Von Alex Wehnert, Frankfurt

Künstliche Intelligenz (KI) wird nach Ansicht zahlreicher Assetmanager zunehmend zu einem prägenden Anlagethema. Während Analysten bei sonstigen thematischen Investments zu Anlagen in sogenannte Pure Plays, also Unternehmen, die Produkte oder Dienstleistungen ausschließlich auf ein bestimmtes Wachstumsfeld bezogen anbieten, raten, sieht die Lage in der KI-Landschaft anders aus: Laut Oddo BHF etwa gibt es mittlerweile keinen Wirtschaftssektor mehr, der nicht von maschinellem Lernen und der Automatisierung intelligenten Verhaltens beeinflusst wird.

Digitalriesen wie Apple und Google, aber auch Netflix nutzen KI beispielsweise, um Nutzerverhalten zu analysieren. Der Streaminganbieter investiert nach eigener Aussage großvolumig in maschinelles Lernen – so basieren die Film- oder Serienvorschläge, die Nutzer auf der Plattform erhalten, auf lernfähigen Algorithmen. Und auch die Entwicklung von Inhalten des hauseigenen Studios basiert auf Analysen mit Hilfe künstlicher Intelligenz.

Schnell wachsende Nischen

„Den Tech-Riesen steht eine Vielzahl kleinerer Akteure gegenüber, die auf schnell wachsende Nischen spezialisiert sind“, kommentiert Brice Prunas, Fondsmanager des Oddo BHF Artificial Intelligence, die Marktsituation. Tatsächlich haben im vergangenen Jahr mit C3.ai und Palantir zwei Datendienstleister furiose Börsendebüts hingelegt. Die 2009 gegründete C3.ai hatte mit ihren KI-Analysetools ursprünglich vor allem Energieunternehmen ansprechen wollen, aber den Fokus auf Handelskonzerne, Industrievertreter und Regierungen ausgeweitet.

Palantir generiert indes mehr als die Hälfte ihrer Erlöse aus staatlichen Aufträgen. Das Unternehmen ist durchaus umstritten – seine Produkte helfen Regierungen unter anderem dabei, eine Vielzahl von Daten über Bürger, auch aus nicht öffentlichen Quellen, in ihre Systeme zu integrieren und auszuwerten. Operativ erscheint der hohe Anteil an Regierungsaufträgen vielen Analysten als Vorteil, da das eigentlich enorme Großkundenrisiko so nicht zum Tragen kommt.

Während C3.ai und Palantir im Zuge der Value-Rotation an den Märkten gegenüber dem S&P 500 zuletzt unterperformt haben, nutzen laut Fondsmanager Prunas auch viele Unternehmen außerhalb des Technologiesektors KI, um ihre Wertschöpfungskette zu optimieren. Dazu gehörten auch Banken und Assetmanager. „Es gilt derart viele Akteure, Nachrichten, Innovationen und Informationen im Blick zu halten und zu verarbeiten, dass wir die Unterstützung durch künstliche Intelligenz benötigen, um den Markt zu sondieren“, führt Prunas aus. So ließen sich relevante Aktien leichter auswählen. So nutze der KI-Fonds von Oddo BHF eine semantische Auswertung und Tonalitätsanalyse unstrukturierter Daten, um daraus Investment-Ideen abzuleiten.

Und auch in der Personalverwaltung komme KI in traditionellen Unternehmen verstärkt zum Einsatz. So hätten 40% der internationalen Konzerne bereits in KI-Tools investiert, um ihre Rekrutierung zu optimieren. Zudem befinde sich das sogenannte Algorithmic Management, das die klassische Mitarbeiterführung ersetzen und zu niedrigeren Managementkosten und objektiveren Personalentscheidungen beitragen soll, bei Fahrdienstvermittlern wie Uber auf dem Vormarsch.