CO2-Emissionsgutschriften

Chancen bei Anlagen in Forst- und Agrarflächen

CO2-Gutschriften aus Forst- und Agrarflächen bieten nicht nur einen ökologischen Vorteil. Sie sind auch finanziell interessant.

Chancen bei Anlagen in Forst- und Agrarflächen

Die Hitzewellen des vergangenen Sommers haben uns die Realität der globalen Erwärmung und der Wetterextreme einmal mehr eindrücklich vor Augen geführt. Daher gilt es zu handeln. Und geringere CO2-Emissionen in die Atmosphäre sind unabdingbar, wenn die Weltgemeinschaft das Pariser Klimaabkommen einhalten und die Netto-null-Ziele – sprich eine CO2-emissionsneutrale Gesellschaft – tatsächlich erreichen möchte. Um CO2-Emissionen zu reduzieren, werden Emissionsgutschriften immer beliebter. Hierin sehen wir hier eine große Chance für Investitionen in Forst- und Agrarflächen. Denn mehr als ein Drittel der kosteneffizienten, skalierbaren Möglichkeiten zur Emissionsminderung stammt aus naturbasierten Anlagelösungen wie Forst- und Agrarflächen.

Volumen von 1 Mrd. Dollar

Die Transformation der Volkswirtschaften hin zu kohlenstoffarmen Systemen wird einige unvermeidbare Emissionen erzeugen, die ausgeglichen werden müssen. Angesichts dessen wuchs der Markt für Emissionsgutschriften, die auf freiwilliger Basis über ein unabhängiges Marktprogramm ausgegeben werden, im Jahr 2021 um 190% auf 1 Mrd. US-Dollar. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Unternehmen, Finanzdienstleister und Regierungen begonnen haben, sich ehrgeizige Ziele für die Emissionsreduzierung und Netto-null-Verpflichtungen zu setzen.

Kurzfristig können Emissionsgutschriften Pfade zur Emissionsminderung ergänzen, indem sie schwer vermeidbare Ausstöße ausgleichen. Langfristig lassen sie sich im Zuge der Dekarbonisierung von Produktionssystemen und Lieferketten zum Ausgleich der verbleibenden Emissionen verwenden, um Netto-null-Ziele zu erreichen.

Die größte Nachfrage nach Emissionsgutschriften kommt momentan aus der Finanzdienstleistungsbranche. Auf diese entfällt etwa die Hälfte aller Käufe von Emissionsgutschriften für naturbasierte Klimalösungen, gefolgt von der Chemie- sowie der Öl- und Gasbranche. Die Nachfrage dürfte weiter steigen, angetrieben durch die Dekarbonisierung in allen Wirtschaftssektoren.

Hundertfache Nachfrage

Die konservativsten Schätzungen zum Wachstum der Nachfrage nach CO2-Gutschriften gehen davon aus, dass die Akteure keine weiteren Netto-null-Verpflichtungen eingehen. Unter dieser Annahme dürfte sich die zukünftige Nachfrage bis 2050 auf zwei Gigatonnen Kohlenstoffgutschriften pro Jahr belaufen. Andere Schätzungen gehen davon aus, dass die Nachfrage auf dem freiwilligen Markt bis 2050 auf bis zu 13 Gigatonnen pro Jahr ansteigt, was dem Hundertfachen der Nachfrage im Jahr 2020 entspricht. Der größte Teil der bisher ausgegebenen landbasierten Emissionsgutschriften entfällt auf den Forstsektor: 39,5 % der Gutschriften, die zwischen April 2020 und 2021 weltweit ausgestellt wurden, kamen aus diesem Segment – und damit mehr als aus dem Bereich der erneuerbaren Energien. Auf die Landwirtschaft entfielen im gleichen Zeitraum nur 0,2% der weltweit vergebenen Gutschriften. Der Markt entwickelt sich jedoch rasch, wobei eine höhere Kohlenstoffspeicherung im Boden im Vordergrund steht.

Naturbasierte Lösungen sind im Vergleich zu technologischen Eingriffen in mehrfacher Hinsicht attraktiver: Sie sind kostengünstiger, skalierbar, qualitativ hochwertig und können sozialen und ökologischen Zusatznutzen erzeugen. Insbesondere Gutschriften aus der Forst- und Agrarwirtschaft sind in dieser Hinsicht einen Blick wert. Denn sie gehören erwiesenermaßen zu den kostengünstigsten und lassen sich im notwendigen Umfang erzeugen. So belaufen sich die Kosten für die Kohlenstoffreduzierung und -bindung in der Land- und Forstwirtschaft auf rund 40 bis 100 US-Dollar pro Tonne CO2-Äquivalent. Gleichzeitig sind aus diesen Quellen jedes Jahr mehr als 10 Gigatonnen CO2-Äquivalent möglich. Mit diesen Werten schneiden Forst und Agrar im Vergleich sehr gut ab – auch im Vergleich zu alternativen Methoden, um CO2 aus der Atmosphäre abzuscheiden und zu speichern. Zu diesen alternativen Methoden gehört etwa die direkte Kohlenstoffabscheidung und -speicherung in der Luft. Hier sind skalierbare Technologien noch in der Entwicklung und können mehr als 400 US-Dollar pro Tonne CO2-Äquivalent kosten.

Klimaschutzmaßnahmen werden in der gesamten Wirtschaft ausgeweitet. Im Zuge dessen schätzen Investoren zunehmend die Fähigkeit von Forst- und Agrarland, verifizierte Emissionsgutschriften zu erzeugen. Neben den ökologischen Vorteilen sind solche Emissionsgutschriften auch finanziell interessant: Sie besitzen das Potenzial, Investoren zusätzliche Renditen von etwa 250 Basispunkten zu bieten, wenn die Gutschriften monetarisiert werden. Darüber hinaus legen bisherige Daten nahe: Anlagestrategien, die Emissionsgutschriften mit der Produktion von Holz- beziehungsweise Agrargütern kombinieren, sind offenbar nur schwach mit den Renditen traditioneller Forst- und Ackerflächen korreliert. Daher können derartige Anlagestrategien auch vorteilhaft sein, was die Risikostreuung von Portfolios angeht.

Insbesondere Lateinamerika bietet hervorragende Möglichkeiten für naturbasierte Anlagelösungen, und zwar in größtmöglichem Umfang und zu besonders niedrigen Kosten. Investitionen in dieser Region und in den USA, wo große Flächen in konventionellen Landwirtschaftssystemen genutzt werden, dürften in Zukunft entscheidend sein, um einen maximalen Klimanutzen zu erzielen. Gleichzeitig dürften sich dort auch die größten Investitionsmöglichkeiten bieten.

Die Argumente für Emissionsgutschriften aus Forst- und Agrarinvestments sind also in zweierlei Hinsicht überzeugend: sowohl aus einer Impact- als auch einer Investment-Perspektive.