Wertpapiere

China-Aktien könnten neue Chancen eröffnen

Das konstruktive Chartbild der Aktienmärkte Chinas und Hongkongs spricht für zunächst weiter gute Chancen auf eine Erholung an dem Markt.

China-Aktien könnten neue Chancen eröffnen

Von Frederik Altmann *)

Chinesische Aktien haben in den vergangenen eindreiviertel Jahren eine lange Durststrecke hinter sich. Generell wird die strikte Null-Covid-Politik des riesigen Landes als Stimmungstöter genannt. In den vergangenen Tagen werden aber leise Stimmen laut, dass früher oder später eine Lockerung eingeleitet wird und die Pläne hierfür schon in der Schublade lägen. In dem Zuge haben sich auch die Aktienbörsen des Landes sowie der zuvor stark gedrückte Hang-Seng-Index erholt.

Umkehrformation

Mit einem starken Kursverlauf in der Vorwoche könnte der CSI-300-Index mit den 300 wichtigsten chinesischen Aktienwerten bereits einen technischen Befreiungsschlag eingeleitet haben. Im Chartbild nährt eine positive Umklammerungsformation (Bullish Engulfing, rote Ellipse) die nun optimistischere Ausgangslage. Dabei umschließt eine weiße Kerze als Abbild steigender Kurse die negative schwarze Kerze der Vorwoche vollumfänglich. Zudem sind die Preise in der Vorwoche insgesamt stetig gestiegen, was eine neue positive Dynamik am chinesischen Aktienmarkt anzeigt.

Hang Seng Schlusslicht

Eine ähnliche starke Gegenbewegung zeigt auch der Hang Seng Index in Hongkong, der in den vergangenen Monaten eine extrem ausgeprägte Schwäche bis auf ein Tief seit 2009 gezeigt hatte. Der chinanahe Aktienindex hielt mit einem Minus von bis zu 38% seit Jahresbeginn die rote Laterne unter den weltweit bedeutendsten Kursbarometern. Das konstruktive Chartbild auch in Hongkong spricht wie das der chinesischen Aktienmärkte für zunächst weiter gute Chancen auf eine Erholung an dem Markt.

Unterstützung gehalten

Der chinesische CSI-300-Index konnte zuletzt seine wichtige Unterstützung bei 3500 Punkten halten und sich von dieser nach oben abstoßen. Auf diesem Niveau lag ein wichtiges Tief im März 2020, von dem aus seinerzeit ein fulminanter Kursanstieg initiiert wurde. Zudem hat in der zurückliegenden Woche auf diesem Niveau ein kurzfristiger Abwärtstrend dem Index zusätzlichen Halt gegeben (blaue Linie).

Diese beiden positiven Argumente sollten am Markt dankbar aufgenommen werden für einen möglichen Trendbruch nach oben. Im aktuell noch vorherrschenden abwärtsgerichteten Trendkanal, in dem sich die Kurse seit dem Rebound-Hoch von Anfang Juli nach unten bewegen, sind die Kurse mit dem Bullish Engulfing auch wieder an die Rückkehrlinie und sogar darüber hinaus gestiegen.

Widerstand bei 3750

Nach der starken Vorwoche arbeitet der chinesische Standardwerteindex CSI 300 entsprechend schon am ersten Widerstand um 3750 Zähler. Hier liegt ein lokales Tief von Ende März, das zunächst als Unterstützung gedient hat und sich mit dem Bruch regelgerecht zum Widerstand gewandelt hat. Außerdem verläuft in diesem Bereich gegenwärtig die (blau gestrichelte) Rückkehrlinie des kurzfristigen Abwärtstrends. Diese hatten die Kurse bereits Mitte September einmal erfolglos versucht zu überwinden (blauer Kreis). Nun nimmt der Index hierfür einen zweiten Anlauf.

Sollte der Durchbruch über diesen Widerstandsbereich gelingen, könnte der CSI 300 aus technischer Sicht schnell die psychologisch wichtige 4000-Punke-Marke an­greifen. Hier würde auch die (orangenfarbene) 40-Wochen-Linie ge­testet, die statt des viel beachteten gleitenden Durchschnitts der vergangenen 200 Handelstage dargestellt ist. Dieser Indikator für den langfristigen Trend hatte auch die letzte Erholungsbewegung bei 4530 Punkten gestoppt und wird damit zum echten Test.

Darüber läge aus technischer Sicht eine nächste Hürde bei 4664 Punkten. Diese Marke am Zwischentief von Ende Juli 2021 hatte im Januar dieses Jahres noch mal ihre Signifikanz bekräftigt. Hier zeigt sich im Übrigen sehr gut, wie sich aus technischer Sicht eine Unterstützung nach ihrem Durchbruch zum Widerstand wandelt.

Rückeroberung misslungen

Denn die Kurse konnten im Februar, nachdem sie dieses Niveau nach unten durchbrochen hatten, diese Marke im Februar nicht wieder zurückerobern. Die Marke erwies sich in dieser Zeit immer wieder als zu großer Widerstand für den CSI 300. Entsprechend muss sich der Index auch aktuell beweisen, dass er seinen Widerstand um 3750 Punkte durch die vormalige Unterstützung in seinem Anstieg auch wirklich nachhaltig überwinden kann.

Stopp unter 3500

Sollten die Kurse jedoch auch dieses Mal entgegen der positiven Grundverfassung des Marktes erneut nach unten abprallen, würde nach unten die Marke von 3500 Punkten wieder in den Fokus rücken. Denn sollte der CSI-300-Index unter 3496 Punkten ein neues Tief markieren, dann wäre dies ein frisches, technisches Verkaufssignal für den Index. Dieses dürfte dann auch neuen Abgabedruck mit sich bringen. Entsprechend sollten Anleger ihre Positionen in diesem Bereich mit Stopps sichern.

*) Frederik Altmann ist Investmentanalyst bei Alpha Wertpapier­handel.