Nach Regulierungen

China geht gegen Panikwelle am Aktienmarkt vor

Die durch eine Regulierungsoffensive Pekings ausgelöste Panikwelle an Chinas Aktienmarkt ist vorerst abgeebbt. Doch Anleger dürften weiter massiven Risiken ausgesetzt sein.

China geht gegen Panikwelle am Aktienmarkt vor

nh Schanghai

Chinas Finanzmarktlenker ziehen alle Register, um die von einer aufsehenerregenden Pekinger Regulierungsoffensive ge­genüber heimischen Tech-Unternehmen provozierten Wogen am Aktienmarkt zu glätten. An den Märkten ebbte die Panikwelle, die an den vorangegangenen drei Handelstagen über Technologiewerte hinaus auch das breite Marktgeschehen erfasst hatte, denn auch ab. Der Sell-off hatte die Leitindizes in Hongkong und Schanghai auf Achtmonatstiefs absacken lassen und eine Marktwertvernichtung von umgerechnet fast 1,3 Bill. Euro mit sich gebracht.

Der vom Abverkauf schwergewichtiger Technologiewerte seit Wochenbeginn regelrecht geknüppelte Leitindex Hang Seng rutschte am Mittwoch zunächst um ein weiteres Prozent ab, rappelte sich dann aber wieder auf und lag bei Handelsschluss in Hongkong um 1,5% im Plus. Im Handel der Festlandbörsen in Schanghai und Shenzhen war eine hochvolatile Session mit einem Dutzend von Auf- und Abschwüngen zu beobachten. Letztlich aber stabilisierte sich der an den beiden Vortagen um 7% in die Knie gegangene Blue-Chip-Index CSI300 und verzeichnete einen leichten Tagesgewinn von 0,2%. Der marktbreite Shanghai Composite indes blieb weiter unter Druck und verlor 0,6%.

Nationalteam am Ruder

Angesichts der gewaltigen staatlichen Überformung des chinesischen Kapitalmarktes hat die Regierung eine ganze Reihe von Möglichkeiten an der Hand, um bei unerwünschten schweren Korrekturen lenkend einzugreifen. Zum einen steht das sogenannte „Nationalteam“ von staatlichen Brokerhäusern, Fondsgesellschaften und Investmentvehikeln Gewehr bei Fuß, um mit Stützungskäufen einzugreifen und mit gezielten Manövern den CSI300 sich in der Schlussphase des Handels noch einmal aufbäumen zu lassen.

Zum anderen versucht Peking in kritischen Marktphasen mit einer Medienkampagne via überwiegend staatskontrollierte Presseorgane, Nachrichtenportale und Fernsehkanäle das Sentiment der leicht in einen Herdentrieb verfallenden Kleinanleger zu beeinflussen. Seit Dienstag läuft eine entsprechende Aktion, mit der die Anleger dazu aufgefordert werden, Ruhe zu bewahren und sich nicht zu Panikverkäufen verleiten zu lassen. Gleichzeitig werden sie zum „Buy on the dip“, sprich der Nutzung von Einstiegschancen zu gedrückten Kursen animiert.

Risiko-Repricing

Die Stimmung dürfte in den nächsten Tagen allerdings weiterhin volatil bleiben. Analysten bezweifeln, dass die von der Regulierungskampagne mit lawinenartigen Restriktionen für chinesische Tech-Firmen hervorgerufene Marktunsicherheit auf die Schnelle beseitigt werden kann. Der nun ausgelöste massive Anpassungsdruck von Geschäftsmodellen chinesischer Technologiekonzerne verdeutlicht, dass Anleger am chinesischen Aktienmarkt gegenwärtig einem massiven regulatorischen Risiko mit schwer absehbaren Folgen gegenüberstehen, das noch lange nicht voll in den Kursen eingepreist sein dürfte.