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Dax könnte 2023 durchstarten

Das Jahr 2023 könnte statistisch betrachtet sehr erfreulich werden. Denn es ist ein Vorwahljahr in den USA, und Vorwahljahre fallen in der Regel an den Börsen gut aus.

Dax könnte 2023 durchstarten

Von Christian Henke*)

Die Tage nach dem Weihnachtsfest und vor dem Silvesterabend werden wohl einige Anleger dazu nutzen, um sich ihr Depot anzuschauen und eventuell Neuengagements zu planen. 2022 war wahrhaftig kein Jahr der Aktie. Zu viele Belastungsfaktoren prasselten auf die Börsianer herab. Die Liste ist recht lang. Die größten Brocken, die es zu schlucken galt, waren die hohe Inflation, steigende Zinsen, der Ukraine-Krieg, die Null-Covid-Politik in China und so weiter. Daher dürften die Marktteilnehmer recht froh sein, wenn das Börsenjahr 2022 zu Ende geht. Einige Anleger schauen schon mit Zuversicht in das neue Jahr. Und dieses könnte statistisch betrachtet sehr erfreulich werden, wenngleich uns einige der genannten Störenfriede auch im kommenden Jahr erst einmal begleiten sollten.

2022 ist ein sogenanntes Zwischenwahljahr. Und diese fallen unter saisonalen Gesichtspunkten nicht allzu gut aus. Wenige Tage vor dem Jahresultimo ist dies auch der Fall. Bislang steht beim deutschen Leitindex ein Minus von rund 12% zu Buche. Weitaus schlechter fällt die Bilanz an der Wall Street aus. Der marktbreite S&P 500 verliert zurzeit 20% und die Technologiebörse Nasdaq sogar über 32% an Wert.

Schwung in Vorwahljahren

In Kürze beginnt aber ein Vorwahljahr. Der amtierende US-Präsident Joe Biden dürfte in den kommenden zwölf Monaten bemüht sein, mit Wahlversprechen und Geldgeschenken seine Wiederwahl zu schaffen. Der Konkurrent, der bislang noch nicht feststeht, wird ebenfalls versuchen, die Wähler auf seine Seite zu ziehen. Kurzum gesagt, Vorwahljahre fallen in der Regel an den Börsen gut aus. In den vergangenen 72 Jahren konnte der S&P 500 in über 94% der Fälle deutlich zulegen. Der US-Wahlzyklus spielt aber auch hierzulande eine wichtige Rolle. Mit einer Trefferquote von mehr als 87% konnte auch der Dax in den zurückliegenden 34 Jahren die Anleger mit Kurssteigerungen erfreuen. Zudem ist 2023 ein sogenanntes 3er-Börsenjahr. In diesen Jahren geht es ebenfalls spürbar gen Norden. Beim S&P 500 liegt die Wahrscheinlichkeit dafür bei überzeugenden 71%.

Statistisch betrachtet fängt ein Vorwahljahr hierzulande zuerst eher verhalten an. Von Anfang Januar bis Ende März beträgt der durchschnittliche Kurszuwachs magere 0,75%. Erst ab Anfang April könnte es für den Dax bis Mitte Juli kräftig aufwärtsgehen. In diesem Zeitraum konnte der deutsche Leitindex im Mittel um rund 11% zulegen. Anschließend muss der Anleger mit der bekannten Sommerflaute rechnen, die auch in einem Vorwahljahr vorkommt. Bis zum Beginn des Schlussquartals Anfang Oktober verliert das heimische Börsenbarometer durchschnittlich 8% an Wert. Bis zum Silvesterabend des Jahres 2023 könnte es dann zu einer sehr starken Aufwärtsbewegung kommen. Im Zeitraum Anfang Oktober bis Ende Dezember setzt der Dax zum Höhenflug an und konnte in der Vergangenheit im Mittel weitere rund 11% dazugewinnen.

Wenige Tage vor der letzten Sitzung der US-Notenbank Fed und des Zinsentscheids Mitte Dezember war die Volatilität dies- und jenseits des Atlantiks gestiegen. Diese hatte einen nicht unwesentlichen Einfluss auf das Geschehen an den Aktienmärkten. Nicht umsonst wird die Vola auch als Angstbarometer bezeichnet. Zwischen der historischen Schwankungsbreite und den Kursen der Indizes besteht eine inverse Korrelation. Anders formuliert steigt die Volatilität, fallen die Kurse und umgekehrt. Im Augenblick sieht es eher nach einer rückläufigen Vola aus. Sowohl der Vix (Volatilitätsindex auf den S&P 500) als auch der VDax New (Volatilitätsindex auf den Dax) notieren momentan unter ihren einfachen fallenden 50-Tage-Durchschnitten und signalisieren damit einen intakten Abwärtstrend. Davon könnten die erwähnten Indizes profitieren.

Widerstand im Weg

Kommen wir nun zur charttechnischen Analyse des Dax. Hierfür verwenden wir den Monatschart. Eine Chartmarke springt dem Betrachter besonders ins Auge. Es handelt es sich um die untere Begrenzung der ehemaligen Handelsspanne bei 14800 Punkten. Ende Februar dieses Jahres wurde die genannte Chartformation signifikant nach unten verlassen und es wurde damit ein vorangegangenes Doppelhoch vollendet. Im weiteren Verlauf des krisengeschüttelten Jahres 2022 ging es bis nahezu 11800 Punkte abwärts. Zuletzt war der Versuch, die 14800-Zähler-Marke zurückzugewinnen, gescheitert. Aber auch das fallende Hoch bei 14712 Punkten hat den Anlegern einen Strich durch die Rechnung gemacht. Kurz vor den Weihnachtsfeiertagen wurde die Hoffnung auf eine Jahresend-Rally zunichte gemacht. Allerdings konnten die wichtige Unterstützung bei 11800 Zählern und das 50,0-Prozent-Fibonacci-Level bei 12130 Punkten Schlimmeres verhindern. Eine weitere charttechnische Verteidigungslinie ist das ehemalige Rekordhoch aus dem Jahr 2017 bei 13534 Zählern.

Letztendlich würde die Ampel erst auf Grün springen, wenn die erwähnte Widerstandsbarriere bei 14800 Zählern, das fallende Hoch bei 14927 Zählern von Ende März dieses Jahres und die „runde“ Zahl bei 15000 Punkten wieder in den Händen der Bullen sind. Ziel wäre dann das historische Hoch bei etwa 16300 Punkten. Ein in Anbetracht des saisonal starken Vorwahljahres realistisches Ziel.

*) Christian Henke ist Senior Market Analyst bei IG Europe.

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