Märkte am Mittag

Dax mit Verlusten nach enttäuschenden Unternehmensbilanzen

Eine ganze Reihe von heute morgen vorgelegten Unternehmenszahlen haben Investoren enttäuscht, die daraufhin zur Mittagszeit in die Defensive gehen. In der Folge liegt der Dax zur Mittagszeit rund 1% im Minus.

Dax mit Verlusten nach enttäuschenden Unternehmensbilanzen

Verschnaufpause an den Aktienmärkten. Nach der jüngsten Rekordjagd gingen die Akteure am deutschen Aktienmarkt am Dienstag deutlich in die Defensive. Das Ergebnis sind Verluste. Ursächlich hierfür waren auch mit Enttäuschung aufgenommene Quartalsbilanzen von großen Namen. Der deutsche Leitindex liegt zur Mittagszeit am Dienstag um 1% in der Verlustzone und notiert aktuell mit 16.295 Punkten. An den beiden vorangegangenen Handelstagen waren jeweils Rekordstände erzielt worden. Marktteilnehmer setzten darauf, dass die Leitzinserhöhungen der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) nun das Ende der Fahnenstange erreichen und damit die Zinsbelastungen der Unternehmen auf der Refinanzierungsseite nicht noch weiter zunehmen. Allerdings schwingt seit geraumer Zeit an den Märkten auch die Sorge vor einer deutlichen Wachstumsabschwächung mit, was den Unternehmen erheblich zu schaffen machen könnte.

Bei den Einzelwerten war die Deutsche Post Schlusslicht im Dax. Die Titel des Bonner Konzerns brachen um rund 4,5% ein, nachdem er zuletzt bei schrumpfenden Umsätzen deutlich weniger verdient hat. Angesichts der jüngsten Kursgewinne würden Anleger nun Kasse machen, sagte ein Händler. Dagegen ging es für Redcare Pharmacy rund 10% am Mittag nach oben an die Spitze des MDax. Die Online-Apotheke hat nach einem Umsatz- und Gewinnsprung im zweiten Quartal ihre Jahresprognose angehoben.

Im Fokus bleibt bei den Anlegern die Berichtssaison der Unternehmen. Neben DHL und Redcare legten unter anderem die Dax-Konzerne Covestro und Daimler Truck ihre Quartalszahlen vor, wobei letzterer schon vorab Eckdaten veröffentlicht hatte.

Ein Auszug der wichtigsten Unternehmensergebnisse vom Dienstagmorgen:

Pfeiffer Vacuum

Der Vakuumpumpen-Spezialist Pfeiffer Vacuum hat im vergangenen Quartal erneut den Umsatz gesteigert. Investitionen, etwa in IT und Produktionskapazitäten, schmälerten allerdings den operativen Gewinn. So kletterte der Umsatz der drei Monate bis Ende Juni im Vergleich zum Vorjahr zwar um 8,5% auf fast 244 Mill. Euro, wie das im SDax notierte Unternehmen am Dienstag im hessischen Aßlar mitteilte. Vor Zinsen und Steuern (Ebit) blieben davon allerdings nur 24,1 Mill. Euro im Konzern – 16,2% weniger als im Vorjahreszeitraum. Nach Steuern verdiente Pfeiffer Vacuum 17 Mill. Euro nach 20,4 Mill. ein Jahr zuvor. Am Mittag lag das Papier knapp 0,1% im Minus.

DHL Group / Deutsche Post

Nach den ersten sechs Monaten blickt die DHL Group zuversichtlicher auf das Gesamtjahr. Als Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) erwartet das Management 2023 nun statt 6 Mrd. Euro mindestens 6,2 Mrd. Euro, teilte der Dax-Konzern am Dienstagmorgen in Bonn mit. Das obere Ende der operativen Gewinnspanne bleibe mit 7 Mrd. Euro unangetastet. Vor allem der Bereich Supply Chain entwickelte sich DHL zufolge in den vergangenen Monaten stark. In dem Geschäft bietet der Konzern seinen Kunden Lieferketten-Logistik an, wie Lagerbetrieb und -haltung, oder auch die Abwicklung von Versandretouren. Nach dem Rekordjahr 2022 befindet sich DHL momentan in einer Abschwungphase. In den drei Monaten bis Ende Juni ging der Umsatz um gut 16% zurück auf gut 20 Mrd. Euro Umsatz. Der Konzern verdiente im Tagesgeschäft bezogen auf das Ebit knapp 1,7 Mrd. Euro und damit über ein Viertel weniger als ein Jahr zuvor. Unterm Strich blieb mit 978 Mill. Euro sogar fast Drittel weniger als im zweiten Quartal des Vorjahres. Die Ergebnisse bewegten sich leicht unter den Analystenerwartungen, beim operativen Gewinn schnitt DHL ab wie prognostiziert. Zur Mittagszeit notiert das Papier 4,6% im Minus.

Krones

Der Abfüll- und Verpackungsanlagenhersteller Krones hat im zweiten Quartal trotz der jüngsten Schwäche der Wirtschaft in vielen Ländern gut abgeschnitten. Umsatz und Ergebnis legten zu. Ein wesentlicher Grund hierfür sei, dass die Märkte des Unternehmens kaum von Konjunkturschwankungen betroffen seien, teilte das im SDax notierte Unternehmen am Dienstag in Neutraubling mit. Nach dem außerordentlich hohen Ordereingang im ersten Quartal hätten sich die Kundenbestellungen im zweiten Quartal wie erwartet auf hohem Niveau “normalisiert”. Der Auftragseingang ging in den drei Monaten bis Ende Juni im Vergleich zum Vorjahresquartal um 18% auf 1,27 Mrd. Euro zurück. Der Umsatz legte hingegen um 12,5% auf 1,12 Mrd. Euro zu. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zog um 20,9% auf 106,5 Mill. Euro an. Unter dem Strich legte der Gewinn um 34,3% auf 57,9 Mill. Euro zu. Gegen Mittag liegt die Aktie mit 6% im Minus.

Covestro

Der Kunststoffkonzern Covestro macht seinen Aktionären nach einem schwachen ersten Halbjahr keine Hoffnung auf eine Geschäftsbelebung in der zweiten Jahreshälfte. Das zweite Quartal sei zwar den Unternehmenserwartungen entsprechend verlaufen, “aber wir befinden uns nach wie vor in einem konjunkturell herausfordernden Umfeld”, sagte Finanzvorstand Thomas Toepfer bei der Vorlage der Quartalszahlen am Dienstag. Eine wirtschaftliche Erholung im weiteren Jahresverlauf sei unwahrscheinlich. Daher rechnet Toepfer für 2023 mit Resultaten eher in der unteren Hälfte der bisherigen Spanne für den operativen Gewinn und den freien operativen Mittelzufluss. Nach anfänglichen Verlusten dreht die aktie aber und notiert mit 1,7% im Plus.

Daimler Truck

Der Lkw-Bauer Daimler Truck hat im vergangenen Quartal erstmals konzernweit die Marke von 10% Rendite geknackt und sieht sich auf dem Weg zu einem Rekordgewinn. “Daimler Truck ist weiter auf Erfolgskurs”, erklärte Vorstandschef Martin Daum am Dienstag. Das gesamte Team sei entschlossen, 2023 zu einem weiteren Rekordjahr zu machen. Der Dax-Konzern hatte vor Kurzem bereits operative Eckdaten zum zweiten Quartal bekanntgegeben. Bei 15% mehr Umsatz schnellte der bereinigte Betriebsgewinn um 41% auf 1,4 Mrd. Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, so dass die Rendite um zwei Prozentpunkte auf 10,3% zulegte. Der Weltmarktführer für Schwerlaster verkaufte von April bis Juni knapp 132.000 Fahrzeuge, das waren 9% mehr als vor Jahresfrist. Das Papier konnte die Verluste im Verlauf des Handels etwas eingrenzen und liegt derzeit noch mit 1,7% in der Verlustzone.

Teamviewer

Der Softwareanbieter Teamviewer hat dank guter Geschäfte in seinen beiden Segmenten im zweiten Quartal mehr verdient als erwartet. Im Vergleich zum Vorjahr kletterte das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 7% auf 63,8 Mill. Euro, wie das im MDax notierte Unternehmen am Dienstag mitteilte. Damit übertraf Teamviewer die Erwartungen der Analysten deutlich. Die dazugehörige Marge sank aufgrund saisonaler Effekte und gestiegener Kosten um zwei Prozentpunkte auf 41%. Unter dem Strich verdiente Teamviewer wegen günstiger Steuereffekte und einem verbesserten Finanzergebnis 34 Mill. Euro und damit fast dreimal so viel wie im Vorjahr. Deutlich nach oben ging es mit der Aktie, die nun einen Gewinn von 7,8% ausweist.

Hypoport

Der Finanzdienstleister Hypoport blickt nach einer überraschend schwachen Entwicklung des Immobiliensegments pessimistischer auf das laufenden Jahr. Der Umsatz dürfte insgesamt um bis zu 15 Prozent sinken, teilte das Unternehmen am späten Montagabend in Berlin mit. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll mindestens 10 Millionen Euro erreichen. Die Prognose gilt aber nur, wenn sich die noch verhaltene Marktentwicklung in der privaten Immobilienfinanzierung leicht belebt. Gegen Mittag ist der Titel um 15,8% abgesackt.

HSBC

Die britische Großbank HSBC hat im zweiten Quartal dank der höheren Zinsen und gut laufender Geschäfte an den Finanzmärkten den Gewinn deutlich gesteigert. Der Gewinn sei um 27% auf 6,6 Mrd. Dollar (rund 6 Mrd. Euro) geklettert, teilte die vor allem in Asien aktive Bank am Dienstag in Hongkong und London mit. Die Erträge legten um 38% auf 16,7 Mrd. Dollar zu. Damit übertraf die Bank die Erwartungen der Experten. Konzernchef Noel Quinn erhöhte zudem die 2023er-Prognose für den Zinsüberschuss. Außerdem legte er die Latte für die Eigenkapitalrendite im laufenden und kommenden Jahr höher und kündigte den Rückkauf weiterer Aktien für bis zu 2 Mrd. Dollar an.