Nachhaltiges Investment

Emissionsvermeidung ist entscheidend

Die Emissionsvermeidung von Unternehmen sollte für Nachhaltigkeitsinvestoren ein entscheidendes Kriterium sein. Dabei müssen Anleger aber den Fokus weit genug setzen.

Emissionsvermeidung ist entscheidend

Die besten Emissionen sind die, die sich von Vornherein vermeiden lassen. Dieses ehrgeizige Ziel ist messbar, wie der Emissionsbericht zum DNB Renewable Energy Fonds zeigt. Unterstützt durch die Ratingagentur ISS-ESG wurde der Report dieses Jahr zum dritten Mal erstellt.

Dabei zeigt sich, dass viele grüne Investments auf Unternehmen und Sektoren ausgerichtet sind, die bezüglich ihrer Scope-1- und Scope-2-Emissionen kohlenstoffeffizient sind. Das bedeutet, dass ihre direkten und indirekten Emissionen bei der Herstellung der Produkte und/oder Dienstleistungen berücksichtigt werden. Die dafür notwendigen Daten sind mittlerweile relativ leicht messbar und in der Breite verfügbar.

Entscheidend sind aber auch die Scope-3-Emissionen, die bei der Klima-Beurteilung eines Unternehmens einbezogen werden sollten. Diese hängen – wie Scope-2 – allerdings indirekt mit den Aktivitäten des Unternehmens zusammen. Ein Beispiel ist der Pendelverkehr der Mitarbeiter. Entsprechend schwer sind Scope-3-Emissionen bisher zu messen bzw. zu erfassen.

Schwierige Messung

Warum ist das so? Einige Unternehmen haben Tausende von Lieferanten und Kunden. Die zur Messung benötigten Daten werden deshalb oft nicht oder nur unvollständig erfasst. Ein weiteres Problem sind mögliche Überschneidungen, wenn eine Organisation an mehreren Stufen des Lebenszyklus von Produkten beteiligt ist. Hier kann es zu Doppelzählungen kommen, etwa bei Aggregation auf Portfolioebene, wenn die jeweiligen Unternehmen miteinander verbundene Wertschöpfungsketten haben. Zudem ist die Ermittlung von Scope-3 teuer und zeitaufwendig. Deshalb besteht die Gefahr, dass nur über Bereiche berichtet wird, die sich leicht messen lassen – doch das sind nicht unbedingt die, in denen das größte Potenzial für Verbesserungen steckt.

Aus diesen Gründen ist es immer noch nicht üblich, Scope-3-Emissionen in die CO2-Bilanz einzubeziehen. Doch für einige Sektoren wie Öl und Gas stellt dies die größte Emissionsquelle dar. Die Nichtberücksichtigung kann dazu führen, dass die Übergangsrisiken der betreffenden Unternehmen unterschätzt und die Gültigkeit von „grünen“ Profilen in Frage gestellt werden.

Damit wächst auch der Druck, das bisher größtenteils freiwillige Scope-3-Reporting verbindlich zu machen. Zwar können ESG-Datenanbieter diese Emissionen schätzen, aber deren angewendete Methoden beruhen auf Annahmen, die für eine ausreichende Abdeckung sorgen. Die Konsistenz der so ermittelten Werte ist zwischen den Anbietern entsprechend gering.

Neben den drei Emissionsbereichen sind insbesondere die Fähigkeiten von Unternehmen zur potenziellen Vermeidung von Emissionen einzubeziehen, um zur wahren Einschätzung der Klimaauswirkungen zu gelangen. Diese werden auch Scope-4 genannt. Für den DNB Renewable Energy Fonds wurden neben Gesprächen, welche die Portfoliomanager mit den Unternehmen direkt führten, Analysen durch den Ratinganbieter ISS-ESG herangezogen.

Falscher Fokus droht

Diese potenziell vermiedenen Emissionen können eine Richtung aufzeigen, welche Unternehmen echte Klima-Lösungen anbieten und dabei am besten positioniert sind, um vom weltweiten Bedarf an Emissionssenkungen zu profitieren. Wer dagegen lediglich Scope-1-, Scope-2- und bestenfalls noch Scope -3-Emissionen betrachtet, könnte Unternehmen übersehen, die deutlich bessere Lösungen im Programm haben. Zum Beispiel wird der hohe Klimanutzen von Windkraftanlagen erst durch den Einbezug von Scope-4-Emissionen deutlich.

Ein zentrales Ergebnis des diesjährigen Reports ist, dass die im Fonds vertretenen Unternehmen potenziell mehr Kohlenstoff vermeiden, als sie ausstoßen. Das Resultat basiert auf zwei Szenarien der Internationalen Energieagentur (IEA): erstens das schon zuvor verwendete Stated Policies Scenario (STEPS), das bestehende und von den Regierungen weltweit angekündigte Maßnahmen reflektiert. Zweitens das neue Net Zero by 2050 Scenario (NZ), das sich nicht auf Emissionssenkungen außerhalb des Energiesektors für die Netto-Null im Jahr 2050 verlässt.

Für STEPS vermeidet der Fonds potenziell 961 und für NZ potenziell 613 Tonnen CO2, jeweils berechnet auf 1 Mill. Euro investiertes Kapital. Im Vergleich dazu liegen die kombinierten Scope-1-, -2- und -3-Emissionen für diese Bezugsgröße bei 247 Tonnen. Die geschätzten vermiedenen Emissionen decken dabei 67% der Fondsbeteiligungen und bei diesen 74% der Erträge ab.

Im Vergleich zu den beiden Vorjahren sind die relativen vermiedenen Emissionen weiter gesunken. Gründe dafür sind Anpassungen in der Methodik, die Neubewertung von Umweltaktien sowie Änderungen im Portfoliomix. Gleichzeitig fielen die relativen Scope-1- und Scope-2-Emissionen gegenüber dem Vorjahr von 74 auf 53 Tonnen je 1 Mill. Euro investiertes Kapital. Die Scope-3-Emissionen sind dagegen von 172 auf 194 Tonnen je 1 Mill. Euro investiertes Kapital gestiegen, vor allem wegen Änderungen der Schätzmethode von ISS-ESG und der stärkeren Berichterstattung der Unternehmen.

Sektorbeiträge im Blick

Interessant sind auch die sehr unterschiedlichen Sektorbeiträge zum Gesamtergebnis der potenziell vermiedenen Emissionen im Fonds. Den größten Beitrag auf Nettobasis leisten wie in den Vorjahren Wind- und Solarenergie, gefolgt vom Materialsektor. An letzter Stelle liegt der Sektor Stromnetze, in dem Scope-3-Emissionen der einzelnen Unternehmen fast alle absoluten Emissionen ausmachen. Das zeigt, dass dies keine perfekte Kennzahl ist, denn auch hier besteht Potenzial zur Emissionsvermeidung.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.